Zürich 2011/2012

 

30. Dezember 2011

Es ist 02:15 Uhr und Zeit auf­zu­ste­hen. Total ver­schla­fen las­se ich mich noch ein­mal in mei­nem Kis­sen sin­ken. Es wider­strebt mir auf­ste­hen zu müs­sen, aber es muss sein. Um 06:50 Uhr hebt das Flug­zeug Rich­tung Zürich ab. Dort wer­den wir die­ses Jahr Sil­ves­ter ver­brin­gen. Mei­ne Augen gehen noch nicht ganz auf, doch ich schlep­pe mich in das Bade­zim­mer. Der ers­te Blick in den Spie­gel zeigt mir ein total zer­knit­ter­tes Gesicht, doch mit ein biss­chen Far­be wird das schon. Die Zäh­ne sind geputzt, die Far­ben an den ent­spre­chen­den Stel­len im Gesicht plat­ziert, die Tasche noch­mals kon­trol­liert, damit auch nichts ver­ges­sen wur­de und nun heißt es run­ter ins Auto und Rich­tung Flug­ha­fen (Ber­lin Tegel). In Gedan­ken kuschel ich bereits, wäh­rend der Auto­fahrt, an sei­ner Schul­ter. Aller­dings hat­te im Hin­ter­kopf ich schon die Ver­mu­tung, dass sei­ne Mut­ter hin­ten sit­zen wird. Wir gehen zum Auto, ich mache die Kof­fer­raum­klap­pe auf. Als das Licht im Auto angeht, sehe ich, dass ich mit mei­ner Ver­mu­tung rich­tig lie­ge. Na super! Ich stei­ge ein und sofort geht es los. Sie möch­te wis­sen, ob ich schla­fen konn­te, sie konn­te die gan­ze Nacht nicht schla­fen usw. Sor­ry, das inter­es­siert mich mor­gens um 03:15 Uhr nicht. Ich möch­te ein­fach nur mei­ne Ruhe haben und zum Flug­ha­fen gefah­ren wer­den. Zu der Uhr­zeit bin ich auch nicht son­der­lich gesprächig.
Wir fah­ren los. Die Stra­ßen sind frei und es wird nicht viel im Auto gespro­chen. Mei­ne Gedan­ken zie­hen wie Wol­ken vor­bei, ohne dass es um etwas Bestimm­tes geht. Obwohl, genau genom­men ist mein vor­ran­gi­ger Gedan­ke mein Bett, wel­ches ich viel zu früh ver­las­sen habe. Es ist 04:30 Uhr und wir sind end­lich am Flug­ha­fen ange­kom­men. Wir neh­men unse­re Rei­se­ta­sche aus dem Kof­fer­raum und ver­ab­schie­den uns. Nach kur­zer Ori­en­tie­rung neh­men wir die erst­bes­te und ein­zi­ge Tür und betre­ten das Flug­ha­fen­ge­bäu­de. Auf einem Bild­schirm, auf dem die Abflü­ge zu sehen sind, erfah­ren wir, dass wir zum Schal­ter A06 müs­sen. Dort ange­kom­men lesen wir auf dem Bild­schirm, dass der Check-Inn am Schal­ter B24 sein soll. Super Sache! So etwas kann ich am frü­hen Mor­gen nicht gebrau­chen. Nun gut, es hilft ja nichts, also wie­der zurück. Beim Schal­ter B24 ange­kom­men ist die­ser, wie soll­te es anders sein, unbe­setzt. Da ste­hen wir nun und war­ten und war­ten und warten…
Geduld ist alles, nur kei­ne Stär­ke, beson­ders nicht im unaus­ge­schla­fe­nen Zustand, von mir. Rat­lo­sig­keit macht sich breit. Eine Frau kommt auf uns zu und erkun­digt sich, ob wir auch nach Wien flie­gen wol­len. Ohne nach­zu­den­ken habe ich ihre Fra­ge mit ja beant­wor­tet, bis ich dar­auf hin­ge­wie­sen wur­de, dass wir nach Zürich flie­gen. Egal, Bei­des liegt in den Ber­gen. Außer­dem bin ich viel zu müde. Lang­sam wird mei­ne Lau­ne, die ohne­hin schon nicht gut ist, schlech­ter. Mei­ne Augen bren­nen, ich bin total müde und habe erst­recht kei­ne Lust noch wei­ter vor einen unbe­setz­ten Schal­ter her­um zu ste­hen. Wäh­rend wir war­ten und vor uns hin meckern, taucht eine Flug­ha­fen­an­ge­stell­te auf. Sie geht hin­ter den Schal­ter und ist minu­ten­lang mit drei Rech­nern gleich­zei­tig beschäf­tigt. End­lich ist es soweit, wir kön­nen ein­che­cken. Aller­dings geht es lang­sa­mer als sonst, denn der Dru­cker will nicht so recht. Sie geht an den ande­ren Rech­ner, um unse­re Boar­ding-Cards aus­zu­dru­cken. Geschafft! Das Gepäck ist abge­ge­ben und wir gehen etwas frühstücken.
Inzwi­schen ist es kurz vor 6:00 Uhr und wir gehen zur Sicher­heits­kon­trol­le. Danach wol­len wir noch durch die Duty-free World fla­nie­ren. Zu unse­rer Ent­täu­schung müs­sen wir fest­stel­len, dass es nur einen Duty-free Shop gibt. Die­ses Mal flie­gen wir mit der Luft­han­sa. Sonst ist es meist air ber­lin und in die­sen Bereich gibt es wesent­lich mehr Shops. Wie­der dazu gelernt! Nun sit­zen wir, ohne etwas zum Lesen für den Flug und war­ten dar­auf, dass das boar­ding beginnt. Die­ses geht rela­tiv schnell, es lie­gen sogar ver­schie­de­ne Zei­tun­gen aus, die man sich kos­ten­los mit­neh­men kann.
Unse­re Plät­ze im Flug­zeug sind, mal wie­der, über den Trag­flä­chen- ein rela­tiv lau­ter Bereich. Nun gut, was soll´s, wir flie­gen nur eine Stun­de. Wir rol­len auf die Start­bahn, das Flug­zeug wird immer schnel­ler und wir heben ab. Wie jedes Mal sehe ich mit gro­ßen Augen aus dem Fens­ter und beob­ach­te wie die Lich­ter immer klei­ner wer­den. Bei­läu­fig bekom­me ich mit das die übli­chen Sicher­heits­hin­wei­se gege­ben wer­den. Ich höre schon gar nicht mehr hin, da ich es bereits von ande­ren Flü­gen ken­ne. Kaum sind wir oben ange­kom­men, gibt es Geträn­ke und Snacks. Kurz dar­auf befin­den wir uns schon wie­der im Lan­de­an­flug. Die Ladung ist etwas unsanft, aber wir sind wie­der am Boden und kön­nen nicht mehr abstürzen.
Das Flug­zeug steht, wir neh­men unse­re Sachen und machen uns auf dem Weg zur Gepäck­aus­ga­be. Wir ste­hen noch nicht lan­ge am Gepäck­band und kön­nen schon unse­re Tasche im Emp­fang neh­men. Mit dem Gepäck in der Hand gehen wir Rich­tung Aus­gang. Zu Hau­se hat­te ich mich im Inter­net erkun­digt und eigent­lich soll­te es einen Shut­tle-Ser­vice zum Hotel geben. Es gibt auch von unter-schied­li­chen Hotels Klein­bus­se, doch unser Hotel ist nicht dabei. So neh­men wir einen Klein­bus, der alle Hotels anfährt und für „nur“ 37 CHF (ca. 30,- €) wer­den wir zum Hotel gefah­ren. Auf dem Weg dahin macht sich bei mir etwas Ernüch­te­rung breit. Irgend­wie habe ich mir Zürich ein­drucks­vol­ler und impo­san­ter vor­ge­stellt. Der Weg zum Hotel führt uns an nur weni­gen ansehn­li­chen Häu­sern vor­bei. Die Gegend erin­nert eher an einem Get­to. Auf einer Sei­te sehe ich lau­ter Holz­ba­ra­cken und muss sofort an Bra­si­li­en und die in mei­nem Vor­trag erwähn­ten Fave­las den­ken. Spä­ter wer­de ich erfah­ren, dass es Gär­ten waren, die vom Schnee­matsch bedeckt waren. Also muss vor kur­zem noch Schnee gele­gen haben. Wir errei­chen unser Hotel. Es steht mit­ten in einem Gewer­be­ge­biet. Von innen sieht das Hotel schö­ner aus, als es von außen ver­mu­ten lässt. Das Hotel besticht durch kla­re Lini­en, im moder­nen Design mit gemüt­li­chem Lounge-Cha­rak­ter. Es wird durch die ein­zig­ar­ti­ge Beleuch­tung ins rech­te Licht gerückt. Wir wer­den freund­lich emp­fan­gen und zu unse­rem Glück sind eini­ge Zim­mer schon fer­tig, so dass wir uns eins aus­su­chen können.
Das Zim­mer sieht wun­der­schön aus, nur die Aus­sicht lässt zu wün­schen übrig. Um uns her­um ste­hen lau­ter Indus­trie­ge­bäu­de. Man kann eben nicht alles haben.
Wir packen eini­ge Sachen auch und beschlie­ßen die Stadt erkun­den zu gehen. Etwas ziel­los, aber mit einem Stadt­plan machen wir uns auf den Weg. Umso wei­ter wir gehen, umso ent­täusch­ter bin ich. Das, was ich sehe, hat so gar nichts mit dem gemein was ich mir vor­ge­stellt habe. Es erin­nert viel mehr an Ber­lin-Prenz­lau­er Berg oder Ber­lin-Fried­richs­hain und auch die vie­len Bau­stel­len erin­nern viel­mehr an Ber­lin, als an eine luxu­riö­se Stadt, wie ich mir Zürich vor­ge­stellt habe. Wir kom­men dem Zen­trum näher und lang­sam zeigt sich Zürich von einer anspre­chen­den Sei­te. Es gibt vie­le prunk­vol­le Häu­ser, eine zau­ber­haf­te Aus­sicht über den Zürich­see und einen schön ange­leg­ten Park, der fast wie gemalt aussieht. 

Lang­sam macht sich Hun­ger bemerk­bar, aber es ist weit und breit nichts zu sehen. Ohne zu wis­sen in wel­che Rich­tung wir müs­sen gehen wir los, um ein Restau­rant oder Imbiss­stand zu fin­den. Die Bei­ne und Füße schmer­zen, die Lau­ne sinkt ste­tig und der Hun­ger ist groß. Die Restau­rants, wel­che wir bis jetzt gese­hen haben, sind ent­we­der zu teu­er oder sagen uns nicht zu. Wir eini­gen uns dar­auf zum Haupt­bahn­hof zu gehen, denn dort gibt es immer etwas zum Essen. Doch soweit kom­men wir gar nicht. Plötz­lich winkt und eine klei­ne Bur­ger King Fah­ne ent­ge­gen. End­lich! Nach­dem wir uns gestärkt und uns etwas aus­ge­ruht haben, machen wir uns auf dem Rück­weg zum Hotel. Wir sind der­weil 12 Stun­den auf den Bei­nen, was sich lang­sam aber sicher bemerk­bar macht. Auf dem Rück­weg mache ich noch das ein oder ande­re Foto und freue mich schon, dass ich bald mei­ne Füße hoch­le­gen kann.
Im Hotel ange­kom­men, fah­ren wir mit dem Fahr­stuhl in den 4. Stock, wo sich unser Zim­mer befin­det. Im Bett zu lie­gen und nichts zu machen ist super! Spä­ter wer­de ich noch die Post­kar­ten beschrei­ben. Was wir heu­te Abend machen steht noch nicht fest, dass wer­den wir spon­tan entscheiden.
Der Plan für heu­te Abend steht. Erst wer­den wir uns einen klei­nen Snack besor­gen und dann den Tag an der Hotel­bar aus­klin­gen las­sen. Doch zuerst heißt es für mich Post­kar­ten schreiben.
Die Kar­ten sind geschrie­ben, aller­dings ist das Essen für heu­te gestri­chen. Ich möch­te mich nicht mehr groß­ar­tig bewe­gen. Ob der Tag an der Bar been­det wird ist frag­lich, aber wir haben vor­ge­sorgt und uns etwas zum Trin­ken aus der Stadt mit­ge­bracht. So kann der ers­te Tag in Zürich einen ruhi­gen Aus­klang fin­den. Ent­we­der an der Bar oder auf dem Zim­mer. Heu­te sind wir ca. 9 km gelau­fen und da wir seit 2:15 Uhr wach sind, wer­den wir bald schla­fen gehen.
 

31. Dezember 2011

Guten Mor­gen Welt, guten Mor­gen Zürich. Es ist 8:30 Uhr und lang­sam wird es Zeit auf­zu­ste­hen und duschen zu gehen. Das Bad ist ein Traum. Es ist mit allem aus­ge­stal­tet, was man benö­tigt und man kann sogar über einen Laut­spre­cher das Fern­seh­pro­gramm hören. Die Haa­re sind gekämmt, Zäh­ne geputzt und wir gehen run­ter zum Frühstücksbüfett.
Das Früh­stück ist her­vor­ra­gend. Es gibt alles was das Herz begehrt. Beim beob­ach­ten der Hotel­gäs­te fällt mir auf, dass es vor­wie­gend jun­ge Fami­li­en, Pär­chen oder ange­hen­de Busi­ness­men­schen sind, die aus den ver­schie­dens­ten Län­dern kom­men, z.B. Ita­li­en, Chi­na, Ame­ri­ka. Zum Glück sind wir zur rech­ten Zeit zum Früh­stück gegan­gen, denn es gibt offen­sicht­lich Platz­pro­ble­me. Das Per­so­nal wir­belt umher und die war­ten­den Hotel­gäs­te machen lan­ge Gesich­ter, aber letzt­end­lich bekom­men alle einen Platz. Wie ich mei­nen Blick so schwei­fen las­se, muss ich ent­setzt fest­stel­len, dass es reg­net. Na super, ist mein ers­ter Gedan­ke, hof­fent­lich reg­net es nicht den gan­zen Tag. Wir wer­den uns über­ra­schen las­sen. Das Wet­ter ist eins der weni­gen Din­ge, wel­ches man nicht bestel­len kann. Wie auch immer das Wet­ter heu­te Abend sein wird, das Feu­er­werk las­sen wir uns auf kei­nen Fall ent­ge­hen. Da wir heu­te nichts Groß­ar­ti­ges vor­ha­ben, war­ten wir noch etwas ab, viel­leicht hört es bald auf oder der Regen wird zumin­dest weniger.

Es ist 11:25 Uhr und es reg­net immer noch. Wir beschlie­ßen, da es nur leich­ter Regen ist, los zuge­hen. Schließ­lich flie­gen wir nicht nach Zürich, um den gan­zen Tag im Zim­mer zu sit­zen und Fern­se­hen zu schau­en. Das kön­nen wir auch zu Hau­se machen.
Vom Früh­stück gut gestärkt, ver­las­sen wir das Hotel und schrei­ten durch den Nie­sel­re­gen, wel­cher sich mit stär­ke­ren Regen abwech­selt. Unser ers­tes Ziel ist die Markt­hal­le in der Via­dukt­stra­ße. Hier gibt es die unter­schied­lichs­ten Köst­lich­kei­ten zu den ent­spre­chen­den und für Zürich typi­schen Prei­sen. Zürich ist eben eine sehr teu­re Gegend. Nach­dem wir durch die Markt­hal­le gelau­fen sind und eine Rau­cher­pau­se gemacht haben, machen wir auf dem Weg zum Limat Platz. Hier steht ein etwas grö­ße­res Kauf­haus, wel­ches wir gemüt­lich durch­lau­fen. Auch hier hal­ten die Prei­se vom Kauf ab, aber die Klei­dung ist wie­der tro­cken und wir haben uns auf­ge­wärmt. Der Regen ist wie­der stär­ker gewor­den. Das nächs­te Ziel ist der Haupt­bahn­hof. Viel­leicht wer­den wir dort das ein oder ande­re Sou­ve­nir fin­den. Der Bahn­hof sieht von außen sehr ein­drucks­voll aus. Aber auch von innen sieht der Bahn­hof über­wäl­ti­gend aus. Er ist rie­sig und die Vor­hal­le gleicht einem gro­ßen Tanz­saal. Tat­säch­lich fin­den wir auch Sou­ve­nir Shops, doch es gibt nichts zu kau­fen, was uns gefällt. Sou­ve­nir Shops schei­nen in Zürich eine Rari­tät zu sein, zumin­dest im Win­ter. Selbst für die Post­kar­ten haben wir eine hal­be Ewig­keit gebraucht, bevor wir wel­che gefun­den hat­ten. Wenigs­tens haben wir heu­te sofort einen Brief­kas­ten gefun­den, als wir uns beim Bahn­hof Hard­brü­cke erkun­digt hat­ten, ob wir von dort auch zum Flug­ha­fen kommen.
Mitt­ler­wei­le macht Hun­ger sich bemerk­bar, aber zum Glück befin­den sich auf dem Haupt­bahn­hof genü­gend Imbiss­stän­de. Wir haben uns für Piz­za ent­schie­den und ich hät­te ger­ne beim Essen geses­sen und bis eben war auch ein Tisch frei. Als wir uns, mit der Piz­za in der Hand, umdre­hen set­zen sich gera­de wel­che an den letz­ten frei­en Tisch. So ste­hen wir und essen mit­ten im Bahn­hof Piz­za. Weit und breit ist in die­sem rie­si­gen Bahn­hof kei­ne Bank zu sehen. Im ste­hen zu essen wider­strebt mir, beson­ders wenn ich zuvor 3 Stun­den gelau­fen bin. Mei­ne Lau­ne beginnt zu sin­ken, als ich bemer­ke, dass ein Tisch frei wird. Ziel­stre­big gehe ich zum Tisch. Die Piz­za schmeckt gleich noch mal so gut und auch für die Füße ist es eine Wohl­tat. Nach­dem die Piz­za ver­speist ist, bege­ben wir uns auf dem Rück­weg zum Hotel. Heu­te Abend wer­den wir ca. 3 km gehen müs­sen, um in die Innen­stadt zu kom­men, wo die Sil­ves­ter­par­ty statt­fin­den wird. Auch auf dem Weg zum Hotel reg­net es noch immer und ich befürch­te, dass es bis heu­te nicht mehr aufhört.

Wir sind wie­der im Hotel und zie­hen die nas­se Klei­dung aus. Selbst mei­ne Schu­he, beson­ders der Rech­te, sind voll­kom­men durch­nässt. Die wer­de ich spä­ter wohl tro­cken föh­nen müs­sen. Anhand des Maß­sta­bes auf der Kar­te wis­sen wir, dass wir in ca. 5 Stun­den 6 km gelau­fen sind. Wir las­sen uns ins Bett fal­len und genie­ßen es uns um nichts küm­mern zu müs­sen, da in einem Hotel so ziem­lich alles für einen gemacht wird.
Es ist nun 18:22 Uhr und wie ver­mu­tet reg­net es immer noch. Nun gut, es ist noch etwas hin und wir müs­sen auch nicht pünkt­lich um 20:00 Uhr, wenn die Sil­ves­ter­par­ty los geht, vor Ort sein. Wäh­rend­des­sen ich mein Rei­se­ta­ge­buch schrei­be, genie­ße ich die erst klei­ne Fla­sche Sekt. Gleich wer­de ich mei­ne Schu­he tro­cken föh­nen und dann run­ter, um eine Ziga­ret­te rauchen.
Inzwi­schen ist es 20:15 Uhr und ein Blick aus dem Fens­ter ver­rät, dass ich mit mei­nen Beden­ken recht behal­ten soll­te. Es reg­net immer noch. Vor­aus­sicht­lich wer­den wir uns gegen 21:00 / 21:30 Uhr oder aber erst um 22:00 Uhr auf dem Weg in Rich­tung Innen­stadt machen.
Es ist 21:45 Uhr und wir zie­hen uns an, um die 3 km durch den Nie­sel­re­gen bzw. Regen zum Ort des Gesche­hens, rund um die Quai­brü­cke, zu beschrei­ten. Mei­ne Schu­he sind wie­der tro­cken und die Jacke hält dem (Niesel)regen stand. Gera­de erst los­ge­lau­fen, gehe ich durch eine Pfüt­ze. Ich bin nur kurz abge­lenkt und nun sind die Füße wie­der nass. Da macht sich Freu­de breit. Erst ste­he ich ewig im Bad, um die Schu­he wie­der tro­cken zu bekom­men und die ers­te Pfüt­ze, die uns begeg­net, ist mei­ne. Auf dem Weg zur Quai­brü­cke wer­den wir akus­tisch durch Böl­ler beglei­tet. Bis zum Haupt­bahn­hof kam uns kaum einer ent­ge­gen. Von  hier aus ström­ten die Men­schen aus allen Rich­tun­gen in die Innen­stadt. Eini­ge Gebäu­de wer­den mit­tels Schein­wer­fer beleuch­tet. Die gan­ze Stadt erstrahlt im bezau­bern­den Licht. Die unter­schied­lichs­te Musik spielt an aus­ge­wähl­ten Plät­zen. Von Club­sounds über 80´s Spe­cials Musik bis hin zur Par­ty- und Stim­mungs­mu­sik ist alles dabei. An jeder Ecke ste­hen Imbiss­bu­den oder Bier­wa­gen. Die Men­schen fei­ern aus­ge­las­sen. Gut, ein Pär­chen kommt uns laut strei­tend ent­ge­gen, aber sonst haben alle um uns her­um gute Lau­te, sind an- oder betrun­ken und wir sind mit­ten­drin. Wir hal­ten an einem Imbiss­stand und essen jeder eine Kalbs­brat­wurst. Um uns einen mög­lichst guten Platz zu sichern, gehen wir zu Quai­brü­cke, damit wir eine gute Sicht auf das Feu­er­werk haben und ich ein paar schö­ne Bil­der machen kann. Auf der Sei­te der Brü­cke, wo das Feu­er­werk auf den dafür vor­ge­se­he­nen Schif­fen ent­facht wird, ist nichts mehr frei, also suchen wir uns einen Platz auf der ande­ren Sei­te. Die Zeit scheint immer lang­sa­mer zu ver­ge­hen und gleich­zei­tig auch zu rasen. Das Gefühl, dass die Zeit lang­sa­mer ver­geht, wird durch die nas­sen Füße, den schmer­zen­den Len­den­wir­bel­be­reich und dem ner­ven­den Nie­sel­re­gen aus­ge­löst. Da aber um uns so viel pas­siert, ver­geht die Zeit zugleich wie im Flu­ge. Die Brü­cke füllt sich zuse­hend und immer wie­der leuch­tet der Him­mel, durch die Rake­ten, wel­che abge­schos­sen wer­den. Das ist für mich die Gele­gen­heit, die Ein­stel­lung der Digi­tal­ka­me­ra zu über­prü­fen. Es gibt zwar eine Ein­stel­lung für Feu­er­werk, aber damit ist nichts auf dem Bild zu erken­nen. Ich bin etwas genervt, denn die Kame­ra braucht zu lan­ge, bevor sie ein Bild macht und es sind nur noch die let­zen Fun­ken, Rauch­wol­ken oder auch gar nichts mehr zu sehen. Das kann ja was werden! 

Pünkt­lich um 23:40 Uhr ist Glo­cken­läu­ten zu hören. Damit soll das alte Jahr aus­ge­läu­tet wer­den. In der Zwi­schen­zeit ist es mir auch gelun­gen ein geeig­ne­tes Test­bild zu machen. Die gewähl­te Ein­stel­lung (Nacht­por­trait) scheint die ide­als­te Ein­stel­lung zu sein. Die Glo­cken läu­ten noch immer, laut Ver­an­stal­tungs­plan bis 23:58 Uhr. Danach heißt es um 00:00 Uhr Pro­sit Neu­jahr und um 00:01 Uhr wird das neue Jahr durch das erneu­te Läu­ten der Glo­cken begrüßt. Von der Pau­se zwi­schen dem alten Jahr aus­läu­ten und dem neu­en Jahr begrü­ßen ist nichts zu mer­ken. Bevor sie aus­ge­läu­tet haben, fan­gen sie schon wie­der neu an zu läuten.
Die Glo­cken ver­stum­men. Es ist 00:19 Uhr und alle Lich­ter der Stadt erlö­schen. Die Men­schen­mas­se beginnt zu jubeln und am Him­mel ent­steht ein groß­ar­ti­ges Lichterschau­spiel. Was am Nacht­him­mel zu sehen ist, ist unbe­schreib­lich schön, von den Pyro­tech­ni­kern gut durch­dacht und die Fotos las­sen die Schön­heit des Far­ben­spiels auch nur erah­nen. Es ent­ste­hen sogar Smi­lies und Her­zen. Ein­fach atem­be­rau­bend. Nach 20 Minu­ten ist das Lich­ter­spek­ta­kel zu Ende. Das Ein­zi­ge was das Gan­ze noch unter­stri­chen hät­te, wäre ent­spre­chen­de Musik zum Feu­er­werk. Aber auch ohne Musik war es ein ein­zig­ar­ti­ger und unver­gess­li­cher Anblick. 

Das Feu­er­werk ist vor­bei und ich habe nur noch den Wunsch zurück in das Hotel zu gehen. In mei­nen Schu­hen steht, im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes, das Was­ser, mir ist kalt und die Rücken­schmer­zen wer­den auch nicht bes­ser. Ich möch­te nur noch aus den nas­sen Schu­hen raus und im war­men Bett lie­gen. Auf dem Weg zum Hotel hört es tat­säch­lich auf zu reg­nen. End­lich! Nur lei­der viel zu spät.
Zurück im Hotel zie­he ich schnell die nas­sen Schu­he aus. Auch die Jeans hat ordent­lich was abbe­kom­men, da ich beim schnel­len Über­que­ren der Stra­ßen, die eine oder ande­re Pfüt­ze durch­lau­fen bin.
Was gibt es schö­ne­res, als im Bett zu lie­gen und mit wun­der­vol­len und ein-mali­gen Bil­dern im Kopf ein­zu­schla­fen?! Gute Nacht und ein fro­hes neu­es Jahr 2012!
 

1. Januar 2012

Es ist gera­de mal 06:33 Uhr und ich bin wach. Ger­ne wür­de ich noch etwas schla­fen, aber mein Kör­per hat offen­sicht­lich beschlos­sen, dass er genü­gend Schlaf hat­te. Ich sehe noch etwas TV, denn zum Auf­ste­hen ist es noch viel zu früh.
Auch die­ses Jahr bin ich ohne Vor­sät­ze in das neue Jahr gestar­tet. Wenn ich mir etwas vor­neh­me, dann muss ich nicht bis Neu­jahr warten.
Nun ist es 08:20 Uhr, eine gute Zeit um auf­zu­ste­hen und sich lang­sam für das Früh­stück fer­tig zu machen. Doch zuvor muss ich mei­ne Schu­he mit dem Föhn noch etwas nach trock­nen. Auch heu­te gibt es beim Früh­stück alles was ein per­fek­tes Früh­stück aus­macht. Nur eins gibt es heu­te nicht, Platz­pro­ble­me. Beim gemüt­li­chen Früh­stück ent­schei­den wir uns dazu heu­te gar nichts zu machen. Fast alle Geschäf­te wer­den geschlos­sen sein und das Meis­te, was zu Fuß zu errei­chen ist, haben wir von Zürich bereits gese­hen. Und was wir noch nicht gese­hen haben, z.B. den Wild­nis­park, ist auch eher etwas, was man sich bei schö­nen und nicht so nass kal­ten Wet­ter anse­hen kann und soll­te. In Zürich ticken die Uhren eben ein biss­chen anders.
Spä­ter wer­den wir uns erkun­di­gen, ob der Rück­flug zur geplan­ten Zeit star­tet und wenn uns danach sein soll­te, wer­den wir im Lau­fe des Tages zum Haupt­bahn­hof und eine Klei­nig­keit essen.
Den gan­zen Tag im Zim­mer zu ver­brin­gen, ist auch nicht das Wah­re, also ent­schlie­ßen wir uns dazu zum Bahn­hof Hard­brü­cke zu gehen, um uns über die Fahr­zei­ten der Bahn zum Flug­ha­fen zu informieren.
Wenn wir schon mal drau­ßen sind und damit der Zim­mer­ser­vice die Mög­lich­keit hat unser Zim­mer zu rei­ni­gen, gehen wir noch etwas spa­zie­ren. Wir gehen in eine Rich­tung, die wir die letz­ten zwei Tage noch nicht ein­ge­schla­gen hat­ten. Viel zu sehen gibt es nicht, jeden­falls nichts was ein Foto wert wäre. Über­all ste­hen Indus­trie­ge­bäu­de. Wir gehen an einem Fluss ent­lang bis zu einer Trep­pe, wel­che wir hoch­ge­hen und wir bege­ben uns wie­der auf dem Weg zum Hotel. Dabei kom­men wir an einer Piz­ze­ria vor­bei. Die Kar­te sieht viel ver­spre­chend aus. Die Prei­se sind für Zürich erträg­lich und geöff­net hat sie auch. Wenn wir heu­te noch hung­rig wer­den soll­ten, dann haben wir soeben etwas gefunden.

Im Hotel ange­kom­men, müs­sen wir fest­stel­len, dass unser Zim­mer noch nicht gerei­nigt wur­de. Wir gehen wie­der nach unten, set­zen uns in die Lob­by des Hotels und genie­ßen einen Kaf­fee bzw. einen Lat­te Mac­chia­to. Es ist ganz inter­es­sant das Gesche­hen an der Rezep­ti­on zu beob­ach­ten, als eine indi­sche Groß­fa­mi­lie ein­che­cken möch­te. Der Kaf­fee ist getrun­ken, wir bezah­len und wol­len wie­der nach oben. Unser Zim­mer soll­te mitt­ler­wei­le gerei­nigt sein. In der Zwi­schen­zeit ist auch die indi­sche Groß­fa­mi­lie mit dem ein­che­cken fer­tig und sie wol­len ihre Zim­mer bezie­hen. Dazu nut­zen sie die Fahr­stüh­le. Das dau­ert uns zu lan­ge, also neh­men wir die Trep­pen. Der Mus­kel­ka­ter freut sich. Autsch! Im Zim­mer ange­kom­men ist Ent­span­nung ange­sagt- die See­le bau­meln und Fün­fe gera­de sein las­sen. Soll­ten wir Hun­ger bekom­men, dann wis­sen wir wohin wir gehen können.
Das Fern­seh­pro­gramm lässt zu wün­schen übrig. Die Zeit ver­geht und wir bekom­men so lang­sam Hun­ger. Es ist kurz vor 17:00 Uhr. Das ist eine gute Zeit, um zum Ita­lie­ner um die Ecke zu gehen und roman­tisch im Ker­zen­schein zu dinie­ren. Schu­he an, Jacke an, einen let­zen Blick in den Spie­gel und los geht es. Auf dem Weg zum Ita­lie­ner kom­men wir an einem Bäcker vor­bei, der auch Spa­get­ti in ver­schie­de­nen Varia­tio­nen im Ange­bot und heu­te sogar geöff­net hat. Beim Ita­lie­ner ange­kom­men, sehen wir durch die Schei­be das Per­so­nal umher lau­fen. Ein gutes Zei­chen. Ich möch­te die Tür öff­nen, doch die­se ist verschlossen.
Die Öff­nungs­zei­ten ver­ra­ten uns auch war­um noch geschlos­sen ist. Das Restau­rant macht erst um 17:30 Uhr auf und jetzt ist es erst kurz nach 17:00 Uhr. Ganz toll!! Wir möch­te schön roman­tisch bei Ker­zen­schein und viel Amo­re essen und ste­hen vor ver­schlos­se­ner Tür! Mist!!! Gleich neben­an ist ein Döner­la­den, aber danach ist uns heu­te nicht. Uns blei­ben zwei Mög­lich­kei­ten, ent­we­der wie­der­kom­men oder zum Bäcker. 

Wir ent­schei­den uns für den Bäcker. Noch ein­mal los­ge­hen wol­len wir nicht. Beim nächs­ten Mal soll­ten wir vor­her auf die Öff­nungs­zei­ten achten.
Da sit­zen wir nun, beim Bäcker, mit den beleg­ten Bröt­chen, was nur wenig roman­tisch und schon gar nicht ita­lie­nisch ist. Gut, wir hät­ten auch Spa­get­ti neh­men kön­nen, aber es ist sehr unwahr­schein­lich, dass die­se frisch zube­rei­tet wer­den. Viel­mehr wer­den es Fer­tig­ge­rich­te sein, die mit der Mikro­wel­le auf­ge­wärmt wer­den. Nach nur 30 Minu­ten sind wir zurück im Hotel. Wenigs­tens reg­net es heu­te nicht. Ist ja auch was…
Mor­gen müs­sen wir wie­der früh auf­ste­hen. Also ich auf jeden Fall, denn ich möch­te noch duschen gehen, bevor wir zurück in die Hei­mat flie­gen. Das Flug­zeug wird um 12:40 Uhr abhe­ben, folg­lich soll­ten wir gegen 9:40 Uhr beim Flug­ha­fen sein und das bedeu­tet wir müs­sen die Bahn um 9:17 Uhr bekom­men. Ich wer­de um 6:00 Uhr auf­ste­hen, damit ich mich in Ruhe fer­tig machen kann und wir ein letz­tes Mal das exzel­len­te Früh­stück im Hotel genie­ßen zu kön­nen. Heu­te wer­den wir die­ses auch nicht mehr verlassen.
 

2. Januar 2012 

Was für eine Nacht! Erst konn­te ich nicht ein­schla­fen, nun ist es 2:38 Uhr und ich bin wach. Ich dre­he mich hin und her, lau­fe durch das Zim­mer, zap­pe durch das Pro­gramm bis ich doch wie­der ein­schla­fe. Zwi­schen 4:15 Uhr und 4:30 Uhr ist mei­ne Nacht vor­bei. Ich kann nicht mehr schla­fen. Im Bett lie­gend war­te ich dar­auf, dass mein Han­dy klin­gelt. Ges­tern hat­te ich extra zwei Weck­zei­ten ein­ge­stellt, erst um 5:50 Uhr und dann noch­mal um 6:00 Uhr, damit ich nicht ver­schla­fe. Das hat sich nun erledigt.
Auf der am Fern­se­her befind­li­chen Uhr sehe ich, dass es 5:51 Uhr ist, aber mein Han­dy hat noch nicht geklin­gelt. Selt­sam! Ich neh­me mein Han­dy und über­prü­fe die Weck­ein­stel­lung. Schließ­lich stel­le ich fest, dass mein Han­dy stumm geschal­ten ist. Somit kann es auch nicht klin­geln. Ich schal­te den Ton wie­der an und, welch Über­ra­schung, es klin­gelt um 6:00 Uhr. Ich ste­he auf, schlei­che in das Bad und mache was gemacht wer­den muss, das heißt Zäh­ne put­zen, duschen usw.
Die Tasche ist so gut wie gepackt, den Rest kön­nen wir auch nach dem Früh­stück ein­pa­cken. Sobald er im Bad fer­tig ist, kön­nen wir früh­stü­cken gehen.
Der Früh­stücks­raum ist schön leer und wir erfreu­en uns an unse­rem let­zen Früh­stück in der Schweiz. Es ist, wie die Tage zuvor auch, erstklassig.
Wir fah­ren mit dem Fahr­stuhl wie­der in den 4. Stock, um die noch feh­len­den Sachen in die Tasche zu packen. Alle Räu­me und Schrän­ke wer­den ein letz­tes Mal durch­ge­se­hen, dass wir uns sicher sein kön­nen, nichts ver­ges­sen zu haben. Wir che­cken aus und bege­ben und auf dem Weg zum Bahn­hof „Hard­brü­cke“. Dort ange­kom­men zie­hen wir und Bahn­ti­ckets Rich­tung Flug­ha­fen. Da wir frü­her, als ursprüng­lich geplant am Bahn­hof sind, neh­men wir die S‑Bahn (S16) um 08:49 Uhr statt die um 09:17 Uhr. Wir ste­hen noch gar nicht lan­ge am Bahn­steig, da kommt auch schon die Bahn. Knapp 10 Minu­ten spä­ter sind wir am Flug­ha­fen ange­kom­men. Wir fah­ren die Roll­trep­pe hoch und stel­len fest, dass wir uns bereits mit­ten im Flug­ha­fen befin­den. Bahn­hof und Flug­ha­fen mit­ein­an­der zu ver­bin­den ist cle­ver! Hät­ten wir das am Tag unse­re Ankunft gewusst, dann hät­ten wir Zeit und ca. 24 CHF gespart. Das nächs­te Mal soll­te ich mich ein­fach wie­der bes­ser infor­mie­ren. Die­ses Mal hat­te ich nicht so recht die Lust dazu. 

Ich hat­te mich zwar via Inter­net kurz infor­miert, hat­te es dann aber ganz nach dem Mot­to: „Wird schon wer­den“ wie­der sein las­sen. Der Flug­ha­fen ist der Größ­te von allen, die wir bis zum jet­zi­gen Zeit­punkt ken­nen. Trotz­des­sen ist er sehr über­sicht­lich, so dass wir uns gut zu Recht fin­den. Es gibt hier so ziem­lich, wenn nicht sogar alles. Von Blu­men über Kla­mot­ten, Lebens­mit­tel bis hin zu Zeit­schrif­ten. Bis zum Abflug gibt es jede Men­ge für uns zu sehen.
Wir gehen etwas unent­schlos­sen umher, neh­men die Roll­trep­pe nach oben. Auch hier gibt es alles was man braucht oder aber auch nicht braucht. Alle zu dem Flug­ha­fen übli­chen über­höh­ten Prei­sen. Nach­dem wir eine Wei­le umher gelau­fen sind, gehen wir zum Check-In. Wir sind etwas über­rascht und rat­los, als wir, auf Nach­fra­ge erfah­ren, dass wir selbst an eine dafür vor­ge­se­he­nen Auto­ma­ten ein­che­cken müs­sen und auch hier die Boar­ding-Cards und der Gepäck­ab­schnitt gedruckt wer­den. Nach anfäng­li­chen Schwie­rig­kei­ten haben wir unse­re Boar­ding-Cards und den Gepäck­ab­schnitt, wel­chen wir an unse­re Tasche befes­ti­gen. Lei­der wer­de ich die­ses Mal nicht am Fens­ter sit­zen. Die­se Tat­sa­che ist etwas ärger­lich für mich. Das Schöns­te ist für mich beim Flie­gen am Fens­ter zu sit­zen, zu sehen wie nach dem Start alles klei­ner wird, ggf. Son­nen­auf- oder unter­gän­ge und wenn freie Sicht ist auf die Erde run­ter zu sehen, spä­tes­tens wenn der Lan­de­an­flug beginnt. Nun gut, dann muss ich wohl in der Mit­te neben einer mir unbe­kann­ten Per­son sitzen.
Aber von der Sache her, ist so ein Check-in Auto­mat zeit­spa­rend. Die lan­gen War­te­zei­ten fal­len weg, da ledig­lich nur noch das Gepäck abge­ge­ben wer­den muss. Das Gepäck ist weg und wir haben noch jede Men­ge Zeit. Aus die­sem Grun­de set­zen wir uns und trin­ken Kaf­fee bzw. Cola. Dabei beob­ach­ten wir, was drau­ßen so alles pas­siert. Fast im Minu­ten­takt star­ten oder lan­den Flug­zeu­ge. Wäh­rend wir sit­zen, Kaffee/Cola trin­ken und das Gesche­hen auf dem Flug­ha­fen­ge­län­de beob­ach­ten, ver­harrt mein Blick auf dem Tower, auf des­sen Dach sich ein Radar die gan­ze Zeit dreht. Wie und war­um auch immer kom­me ich auf die Idee, dass wenn ich ein Vogel wäre und mal kos­ten­los Karus­sell fah­ren woll­te, wür­de ich mich auf das Radar setzen.
Der Kaf­fee ist getrun­ken, bezahlt haben wir auch und nun wer­den wir die letz­ten 100 CHF in Euro umtau­schen. Dann hät­ten wir es auch erle­digt und müs­sen es nicht mehr zu Hau­se machen. Wir bekom­men 75,- €. Das ist nicht die Welt, aber haben oder nicht haben. Wei­ter geht es zur Sicher­heits­kon­trol­le. Rou­ti­niert packen wir die Jacken, Gür­tel und mein Tasche in die dafür vor­ge­se­he­nen Behäl­ter, damit sie durch­leuch­tet wer­den kön­nen. Einer nach dem Ande­ren gehen wir durch die Kon­trol­le. Wir neh­men unse­re Sache wie­der aus den Behäl­tern und bege­ben uns auf dem Weg zum Gate 74. Der Weg dort hin scheint schier end­los zu sein.
Der Bereich vor dem Gate ist bis auf den letz­ten Platz besetzt. Wir gehen ein Stück wei­ter und set­zen uns in einen Durch­gang, wel­cher sich zwi­schen den Gates befin­det und war­ten dar­auf, dass das boar­ding beginnt. Wir las­sen die letz­ten Tage noch ein­mal Revue pas­sie­ren. Dabei ver­geht die Zeit und schon ist es soweit, dass wir uns zum boar­ding anstel­len kön­nen. Das Flug­ha­fen­per­so­nal taucht auf. Kurz dar­auf beginnt das boar­ding und so wie es aus­sieht, wird im Flug­zeug kein Platz frei bleiben.
Im Flug­zeug neh­men wir unse­re Plät­ze ein. Die­ses füllt sich zuse­hend und ich kann es kaum noch erwar­ten das es hoch in die Luft geht, auch wenn ich nicht, wie üblich, am Fens­ter sit­ze. Eine Frau bleibt bei uns ste­hen. Sie hat also „mei­nen“ Fens­ter­platz. Immer mehr Leu­te stei­gen ein.
Alle Pas­sa­gie­re sit­zen und wir wer­den, wie bei jedem Flug, begrüßt. Zu unse­rer Über­ra­schung wer­den wir nicht star­ten, wie es eigent­lich geplant ist, da es kei­ne Start­erlaub­nis gibt. Wir wer­den dar­über infor­miert, dass sich der Start um ca. 30 Minu­ten nach hin­ten ver­schiebt. Fer­ner wer­den wir vom Kapi­tän auf­ge­klärt, dass zur Mit­tags­zeit Rush­hour im Flug­ver­kehr herrscht. Das ken­ne ich bis jetzt nur im Stra­ßen­ver­kehr. Uns bleibt also nichts ande­res übrig, als zu war­ten bis im Him­mel genü­gend Platz ist und wir star­ten kön­nen. Eine gefühl­te Ewig­keit spä­ter ist es end­lich soweit, die Start­erlaub­nis wur­de erteilt und wir rol­len Rich­tung Start­bahn. Lei­der kann ich nicht, wie sonst, mit der Nase an der Schei­be „kle­ben“. Die­se Gege­ben­heit betrübt mich ein wenig. Sie sieht nicht mal raus! War­um sitzt sie dann über­haupt am Fens­ter? So macht das Flie­gen kei­nen Spaß. Davon abge­se­hen, ist es heu­te auch sehr tur­bu­lent. Wir wer­den immer mal wie­der durch­ge­schüt­telt, was kein schö­nes Gefühl ist. Zwi­schen­zeit­lich haben sich die Tur­bu­len­zen beru­higt. Schon befin­den wir uns wie­der im Lan­de­an­flug. Gelan­det! Nach­dem wir die end­gül­ti­ge Hal­te­po­si­ti­on erreicht haben, heißt es raus aus dem Flug­zeug und hin zum Gepäck­band. Auch die­ses Mal ist es eine rei­ne Gedulds­pro­be. Selt­sa­mer­wei­se ste­hen wir jedes Mal in Ber­lin, ob nun Tegel oder Schö­ne­feld, ewig am Gepäck­band. Sicht­lich genervt kön­nen wir, nach über einer hal­ben Stun­de war­ten, unse­re Tasche vom Band neh­men. Mit der Tasche in der Hand bewe­gen wir uns Rich­tung Aus­gang, zum Schal­ter der BVG, wo wir uns Fahr­kar­ten zum Haupt­bahn­hof kau­fen wol­len. Der Mann am Schal­ter erklärt uns, dass wir beim ihm die Kar­ten nicht bekom­men und den Fahr­kar­ten­au­to­ma­ten der Deut­schen Bahn benut­zen sol­len. Kann ja nicht so schwie­rig sein, den­ke ich mir. Schließ­lich bin ich drei Jah­re mit der Bahn zur Berufs­schu­le nach Lübeck gefah­ren und habe mei­ne Fahr­kar­te auch immer am Auto­ma­ten gelöst. Von wegen! Die­ser Auto­mat bringt mich zur Weiß­glut. Nach­dem wir raus­hat­ten, wie wir Start und Ziel ein­ge­ben, woll­ten wir, mit­tels des But­tons „wei­ter Fahr­kar­ten“, eine wei­ter Fahr­kar­te lösen. Wir konn­ten damit aller­dings nicht die Anzahl der Fahr­kar­ten bestim­men, son­dern damit sind Fahr­kar­ten für noch ande­re Bezir­ke gemeint. Ich bin kurz davor aus­zu­ras­ten, doch bevor das pas­siert, wer­de ich Rich­tung Bus gelei­tet, der uns zum Haupt­bahn­hof bringt. Beim Bus­fah­rer kau­fen wir zwei Fahr­kar­ten und los geht die Fahrt. Am Haupt­bahn­hof ange­kom­men stei­gen wir aus. Auf dem Abfahr­plan erfah­ren wir, dass der Zug gera­de eben los­ge­fah­ren ist und wir eine Stun­de war­ten müs­sen, bevor der nächs­te Zug fährt. Unfass­bar! Das wäre nicht pas­siert, wenn wir nicht in Zürich eine hal­be Stun­de hät­ten war­ten müs­sen, bevor wir flie­gen durf­ten und eine wei­te­re hal­be Stun­de am Gepäck­band gestan­den hät­ten. Und schon ste­hen wir wie­der vor so einen blö­den Auto­ma­ten- kein Schal­ter in Sicht, an dem wir unse­re Fahr­kar­ten vom Per­so­nal der Deut­schen Bahn bekom­men. Na dann, auf ein Neu­es. Wie wir Start und Ziel ein­ge­ben wis­sen wir schon. Auch hier schaf­fen wir es nicht, die Anzahl der Fahr­kar­ten zu erhö­hen. Wie­der kommt die Anzei­ge, wo man noch wei­te­re Fahr­kar­ten in ande­ren Bezir­ken aus­wäh­len kann. Noch mal von vorn! Mei­ne Stim­mung erreicht den abso­lu­ten Tief­punkt. Was für ein Start in das neue Jahr! Der­weil mau­len wir uns gegen­sei­tig an. Jeder will es bes­ser wis­sen, dabei hat kei­ner von uns auch nur die blas­ses­te Ahnung. Ich tip­pe nicht mehr, son­dern häm­me­re bereits wütend auf das Touch­dis­play ein. Nach dem drit­ten oder vier­ten Ver­such ste­he ich belei­digt dane­ben und er zieht zwei Fahr­kar­ten, indem er die Start- Ziel­ein­ga­be zwei­mal ein­tippt. Die Stim­mung hat zum jet­zi­gen Zeit­punkt den Null­punkt erreicht. Wir gehen nach drau­ßen, er raucht eine und ich ste­he ein­ge­schnappt neben ihm. Nach eini­ger Zeit des Schmol­lens beru­higt sich die ange­spann­te Stim­mung wie­der. Wir bekom­men etwas Hun­ger, gehen zum Bur­ger King, damit ich end­lich das Scho­ko­tört­chen mit flüs­si­gem Kern essen kann, was ich schon in Zürich essen woll­te. Doch, und wie soll­te es anders sein, genau die­se Scho­ko­tört­chen sind aus­ver­kauft. Das passt per­fekt zu die­sem schreck­li­chen Tag, an dem bereits so eini­ges schief gegan­gen ist. Und schon habe ich kei­nen Hun­ger mehr, son­dern bin wie­der bockig. Vor Bur­ger King befin­det sich ein Stand an dem es vie­le Lecke­rei­en u.a. Scho­ko­muf­fins gibt. Wir kau­fen ein Piz­za­brot und ein Scho­ko­muf­fin und schla­gen die Rich­tung zum ent­spre­chen­den Gleis ein, von dem spä­ter der Zug nach Neu­stadt fährt. Am Gleis ange­kom­men, wür­de ich mich ger­ne set­zen, um den Muf­fin zu essen, aber es ist kei­ne Bank zu sehen. Wir gehen den Bahn­steig ent­lang, ich mecke­re vor mich hin und fast am Ende sehen wir eine Bank ste­hen. Es ist für mich uner­klär­lich, dass auf einen 5 km lan­gen (gefühlt) Bahn­steig nur eine Bank steht. Wir set­zen uns und essen. Und als wäre der Tag nicht furcht­bar genug, schmie­re ich mir auch noch Scho­ko­la­de auf die Jeans. Muss­te ja so kom­men! Kalt ist es auch. In unge­fähr einer hal­ben Stun­de wird der Zug kom­men. Am liebs­ten wür­de ich wie­der run­ter, da mir sehr kalt ist. Run­ter gehen wir nicht wie­der. Der Kom­pro­miss ist, wei­ter vor zu gehen, wo es nicht ganz so win­dig ist, aber auch kei­ne Bank steht. Die Zeit ver­geht lang­sam, sehr lang­sam. Zwi­schen­durch habe ich das Gefühl sie wür­de ste­hen blei­ben. Ich sehe auf mein Han­dy und es wird mir ange­zeigt, dass ich von mei­nem Papa eine Nach­richt bekom­men habe. In der stand die Fra­ge, wann wir nach Hau­se kom­men. Weiß er doch, geht mir durch den Kopf. Etwas ent­nervt schrei­be ich zurück, dass wir bereits auf dem Ber­li­ner Haupt­bahn­hof ste­hen und ca. 17:18 Uhr in Neu­stadt sein werden.
Noch 10 Minu­ten bis der Zug kommt. Da heu­te unser „Glücks­tag“ ist und so ziem­lich alles schief gelau­fen ist, was nur schief gehen kann, kommt durch die Laut­spre­cher eine Ansa­ge, dass sich der Zug um fünf Minu­ten ver­spä­ten wird. Klas­se! Wenn die Bahn etwas zuver­läs­sig kann, dann sich ver­spä­ten. Ich habe kei­ne Lust mehr und will ein­fach nur noch nach Hau­se. Ich rech­ne auch fest damit, dass wir kei­nen Sitz­platz bekom­men, bei dem was heu­te schon alles pas­siert ist. Nach etli­chen Minu­ten, die ein­fach nicht ver­ge­hen wol­len, trifft der Zug ein. Glück­li­cher­wei­se bekom­men wir doch Sitz­plät­ze. Wenigs­tens etwas, was klappt. Die Fahrt kommt mir end­los vor. Nach über einer Stun­de Fahrt und mit 18 Minu­ten Ver­spä­tung tref­fen wir in Neu­stadt ein, aber von mei­nem Papa kei­ne Spur. Wäh­rend der Zug­fahrt bekam ich mehr­mals einen „Wink mit dem Zaun­pfahl“, das ich sicher­heits­hal­ber noch mal anru­fen soll, für den Fall, dass er die Nach­richt nicht gele­sen hat. Aus Trotz habe ich es nicht getan. Ich war mir sicher, dass er die Nach­richt gele­sen hat und nun stan­den wir da. Beim Bahn­hof Neu­stadt gibt es zwei Park­plät­ze, vor und hin­ter dem Bahn­hof. Wir sind zum hin­te­ren Park­platz, ich rufe mei­nen Papa an, der selbst­ver­ständ­lich vor­ne auf dem Park­platz steht. Das heißt für uns wie­der run­ter und zum ande­ren Parkplatz.
Freud­strah­lend steht mein Papa neben sei­nem Auto. Wir stel­len unse­re Tasche in den Kof­fer­raum und wer­den nach Hau­se gefah­ren. Wir sind wie­der in unse­rer Hei­mat angekommen!


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