Zürich 2011/2012
Januar, 2012
Geschlossen
30. Dezember 2011
Es ist 02:15 Uhr und Zeit aufzustehen. Total verschlafen lasse ich mich noch einmal in meinem Kissen sinken. Es widerstrebt mir aufstehen zu müssen, aber es muss sein. Um 06:50 Uhr hebt das Flugzeug Richtung Zürich ab. Dort werden wir dieses Jahr Silvester verbringen. Meine Augen gehen noch nicht ganz auf, doch ich schleppe mich in das Badezimmer. Der erste Blick in den Spiegel zeigt mir ein total zerknittertes Gesicht, doch mit ein bisschen Farbe wird das schon. Die Zähne sind geputzt, die Farben an den entsprechenden Stellen im Gesicht platziert, die Tasche nochmals kontrolliert, damit auch nichts vergessen wurde und nun heißt es runter ins Auto und Richtung Flughafen (Berlin Tegel). In Gedanken kuschel ich bereits, während der Autofahrt, an seiner Schulter. Allerdings hatte im Hinterkopf ich schon die Vermutung, dass seine Mutter hinten sitzen wird. Wir gehen zum Auto, ich mache die Kofferraumklappe auf. Als das Licht im Auto angeht, sehe ich, dass ich mit meiner Vermutung richtig liege. Na super! Ich steige ein und sofort geht es los. Sie möchte wissen, ob ich schlafen konnte, sie konnte die ganze Nacht nicht schlafen usw. Sorry, das interessiert mich morgens um 03:15 Uhr nicht. Ich möchte einfach nur meine Ruhe haben und zum Flughafen gefahren werden. Zu der Uhrzeit bin ich auch nicht sonderlich gesprächig.
Wir fahren los. Die Straßen sind frei und es wird nicht viel im Auto gesprochen. Meine Gedanken ziehen wie Wolken vorbei, ohne dass es um etwas Bestimmtes geht. Obwohl, genau genommen ist mein vorrangiger Gedanke mein Bett, welches ich viel zu früh verlassen habe. Es ist 04:30 Uhr und wir sind endlich am Flughafen angekommen. Wir nehmen unsere Reisetasche aus dem Kofferraum und verabschieden uns. Nach kurzer Orientierung nehmen wir die erstbeste und einzige Tür und betreten das Flughafengebäude. Auf einem Bildschirm, auf dem die Abflüge zu sehen sind, erfahren wir, dass wir zum Schalter A06 müssen. Dort angekommen lesen wir auf dem Bildschirm, dass der Check-Inn am Schalter B24 sein soll. Super Sache! So etwas kann ich am frühen Morgen nicht gebrauchen. Nun gut, es hilft ja nichts, also wieder zurück. Beim Schalter B24 angekommen ist dieser, wie sollte es anders sein, unbesetzt. Da stehen wir nun und warten und warten und warten…
Geduld ist alles, nur keine Stärke, besonders nicht im unausgeschlafenen Zustand, von mir. Ratlosigkeit macht sich breit. Eine Frau kommt auf uns zu und erkundigt sich, ob wir auch nach Wien fliegen wollen. Ohne nachzudenken habe ich ihre Frage mit ja beantwortet, bis ich darauf hingewiesen wurde, dass wir nach Zürich fliegen. Egal, Beides liegt in den Bergen. Außerdem bin ich viel zu müde. Langsam wird meine Laune, die ohnehin schon nicht gut ist, schlechter. Meine Augen brennen, ich bin total müde und habe erstrecht keine Lust noch weiter vor einen unbesetzten Schalter herum zu stehen. Während wir warten und vor uns hin meckern, taucht eine Flughafenangestellte auf. Sie geht hinter den Schalter und ist minutenlang mit drei Rechnern gleichzeitig beschäftigt. Endlich ist es soweit, wir können einchecken. Allerdings geht es langsamer als sonst, denn der Drucker will nicht so recht. Sie geht an den anderen Rechner, um unsere Boarding-Cards auszudrucken. Geschafft! Das Gepäck ist abgegeben und wir gehen etwas frühstücken.
Inzwischen ist es kurz vor 6:00 Uhr und wir gehen zur Sicherheitskontrolle. Danach wollen wir noch durch die Duty-free World flanieren. Zu unserer Enttäuschung müssen wir feststellen, dass es nur einen Duty-free Shop gibt. Dieses Mal fliegen wir mit der Lufthansa. Sonst ist es meist air berlin und in diesen Bereich gibt es wesentlich mehr Shops. Wieder dazu gelernt! Nun sitzen wir, ohne etwas zum Lesen für den Flug und warten darauf, dass das boarding beginnt. Dieses geht relativ schnell, es liegen sogar verschiedene Zeitungen aus, die man sich kostenlos mitnehmen kann.
Unsere Plätze im Flugzeug sind, mal wieder, über den Tragflächen- ein relativ lauter Bereich. Nun gut, was soll´s, wir fliegen nur eine Stunde. Wir rollen auf die Startbahn, das Flugzeug wird immer schneller und wir heben ab. Wie jedes Mal sehe ich mit großen Augen aus dem Fenster und beobachte wie die Lichter immer kleiner werden. Beiläufig bekomme ich mit das die üblichen Sicherheitshinweise gegeben werden. Ich höre schon gar nicht mehr hin, da ich es bereits von anderen Flügen kenne. Kaum sind wir oben angekommen, gibt es Getränke und Snacks. Kurz darauf befinden wir uns schon wieder im Landeanflug. Die Ladung ist etwas unsanft, aber wir sind wieder am Boden und können nicht mehr abstürzen.
Das Flugzeug steht, wir nehmen unsere Sachen und machen uns auf dem Weg zur Gepäckausgabe. Wir stehen noch nicht lange am Gepäckband und können schon unsere Tasche im Empfang nehmen. Mit dem Gepäck in der Hand gehen wir Richtung Ausgang. Zu Hause hatte ich mich im Internet erkundigt und eigentlich sollte es einen Shuttle-Service zum Hotel geben. Es gibt auch von unter-schiedlichen Hotels Kleinbusse, doch unser Hotel ist nicht dabei. So nehmen wir einen Kleinbus, der alle Hotels anfährt und für „nur“ 37 CHF (ca. 30,- €) werden wir zum Hotel gefahren. Auf dem Weg dahin macht sich bei mir etwas Ernüchterung breit. Irgendwie habe ich mir Zürich eindrucksvoller und imposanter vorgestellt. Der Weg zum Hotel führt uns an nur wenigen ansehnlichen Häusern vorbei. Die Gegend erinnert eher an einem Getto. Auf einer Seite sehe ich lauter Holzbaracken und muss sofort an Brasilien und die in meinem Vortrag erwähnten Favelas denken. Später werde ich erfahren, dass es Gärten waren, die vom Schneematsch bedeckt waren. Also muss vor kurzem noch Schnee gelegen haben. Wir erreichen unser Hotel. Es steht mitten in einem Gewerbegebiet. Von innen sieht das Hotel schöner aus, als es von außen vermuten lässt. Das Hotel besticht durch klare Linien, im modernen Design mit gemütlichem Lounge-Charakter. Es wird durch die einzigartige Beleuchtung ins rechte Licht gerückt. Wir werden freundlich empfangen und zu unserem Glück sind einige Zimmer schon fertig, so dass wir uns eins aussuchen können.
Das Zimmer sieht wunderschön aus, nur die Aussicht lässt zu wünschen übrig. Um uns herum stehen lauter Industriegebäude. Man kann eben nicht alles haben.
Wir packen einige Sachen auch und beschließen die Stadt erkunden zu gehen. Etwas ziellos, aber mit einem Stadtplan machen wir uns auf den Weg. Umso weiter wir gehen, umso enttäuschter bin ich. Das, was ich sehe, hat so gar nichts mit dem gemein was ich mir vorgestellt habe. Es erinnert viel mehr an Berlin-Prenzlauer Berg oder Berlin-Friedrichshain und auch die vielen Baustellen erinnern vielmehr an Berlin, als an eine luxuriöse Stadt, wie ich mir Zürich vorgestellt habe. Wir kommen dem Zentrum näher und langsam zeigt sich Zürich von einer ansprechenden Seite. Es gibt viele prunkvolle Häuser, eine zauberhafte Aussicht über den Zürichsee und einen schön angelegten Park, der fast wie gemalt aussieht.
Langsam macht sich Hunger bemerkbar, aber es ist weit und breit nichts zu sehen. Ohne zu wissen in welche Richtung wir müssen gehen wir los, um ein Restaurant oder Imbissstand zu finden. Die Beine und Füße schmerzen, die Laune sinkt stetig und der Hunger ist groß. Die Restaurants, welche wir bis jetzt gesehen haben, sind entweder zu teuer oder sagen uns nicht zu. Wir einigen uns darauf zum Hauptbahnhof zu gehen, denn dort gibt es immer etwas zum Essen. Doch soweit kommen wir gar nicht. Plötzlich winkt und eine kleine Burger King Fahne entgegen. Endlich! Nachdem wir uns gestärkt und uns etwas ausgeruht haben, machen wir uns auf dem Rückweg zum Hotel. Wir sind derweil 12 Stunden auf den Beinen, was sich langsam aber sicher bemerkbar macht. Auf dem Rückweg mache ich noch das ein oder andere Foto und freue mich schon, dass ich bald meine Füße hochlegen kann.
Im Hotel angekommen, fahren wir mit dem Fahrstuhl in den 4. Stock, wo sich unser Zimmer befindet. Im Bett zu liegen und nichts zu machen ist super! Später werde ich noch die Postkarten beschreiben. Was wir heute Abend machen steht noch nicht fest, dass werden wir spontan entscheiden.
Der Plan für heute Abend steht. Erst werden wir uns einen kleinen Snack besorgen und dann den Tag an der Hotelbar ausklingen lassen. Doch zuerst heißt es für mich Postkarten schreiben.
Die Karten sind geschrieben, allerdings ist das Essen für heute gestrichen. Ich möchte mich nicht mehr großartig bewegen. Ob der Tag an der Bar beendet wird ist fraglich, aber wir haben vorgesorgt und uns etwas zum Trinken aus der Stadt mitgebracht. So kann der erste Tag in Zürich einen ruhigen Ausklang finden. Entweder an der Bar oder auf dem Zimmer. Heute sind wir ca. 9 km gelaufen und da wir seit 2:15 Uhr wach sind, werden wir bald schlafen gehen.
31. Dezember 2011
Guten Morgen Welt, guten Morgen Zürich. Es ist 8:30 Uhr und langsam wird es Zeit aufzustehen und duschen zu gehen. Das Bad ist ein Traum. Es ist mit allem ausgestaltet, was man benötigt und man kann sogar über einen Lautsprecher das Fernsehprogramm hören. Die Haare sind gekämmt, Zähne geputzt und wir gehen runter zum Frühstücksbüfett.
Das Frühstück ist hervorragend. Es gibt alles was das Herz begehrt. Beim beobachten der Hotelgäste fällt mir auf, dass es vorwiegend junge Familien, Pärchen oder angehende Businessmenschen sind, die aus den verschiedensten Ländern kommen, z.B. Italien, China, Amerika. Zum Glück sind wir zur rechten Zeit zum Frühstück gegangen, denn es gibt offensichtlich Platzprobleme. Das Personal wirbelt umher und die wartenden Hotelgäste machen lange Gesichter, aber letztendlich bekommen alle einen Platz. Wie ich meinen Blick so schweifen lasse, muss ich entsetzt feststellen, dass es regnet. Na super, ist mein erster Gedanke, hoffentlich regnet es nicht den ganzen Tag. Wir werden uns überraschen lassen. Das Wetter ist eins der wenigen Dinge, welches man nicht bestellen kann. Wie auch immer das Wetter heute Abend sein wird, das Feuerwerk lassen wir uns auf keinen Fall entgehen. Da wir heute nichts Großartiges vorhaben, warten wir noch etwas ab, vielleicht hört es bald auf oder der Regen wird zumindest weniger.
Es ist 11:25 Uhr und es regnet immer noch. Wir beschließen, da es nur leichter Regen ist, los zugehen. Schließlich fliegen wir nicht nach Zürich, um den ganzen Tag im Zimmer zu sitzen und Fernsehen zu schauen. Das können wir auch zu Hause machen.
Vom Frühstück gut gestärkt, verlassen wir das Hotel und schreiten durch den Nieselregen, welcher sich mit stärkeren Regen abwechselt. Unser erstes Ziel ist die Markthalle in der Viaduktstraße. Hier gibt es die unterschiedlichsten Köstlichkeiten zu den entsprechenden und für Zürich typischen Preisen. Zürich ist eben eine sehr teure Gegend. Nachdem wir durch die Markthalle gelaufen sind und eine Raucherpause gemacht haben, machen wir auf dem Weg zum Limat Platz. Hier steht ein etwas größeres Kaufhaus, welches wir gemütlich durchlaufen. Auch hier halten die Preise vom Kauf ab, aber die Kleidung ist wieder trocken und wir haben uns aufgewärmt. Der Regen ist wieder stärker geworden. Das nächste Ziel ist der Hauptbahnhof. Vielleicht werden wir dort das ein oder andere Souvenir finden. Der Bahnhof sieht von außen sehr eindrucksvoll aus. Aber auch von innen sieht der Bahnhof überwältigend aus. Er ist riesig und die Vorhalle gleicht einem großen Tanzsaal. Tatsächlich finden wir auch Souvenir Shops, doch es gibt nichts zu kaufen, was uns gefällt. Souvenir Shops scheinen in Zürich eine Rarität zu sein, zumindest im Winter. Selbst für die Postkarten haben wir eine halbe Ewigkeit gebraucht, bevor wir welche gefunden hatten. Wenigstens haben wir heute sofort einen Briefkasten gefunden, als wir uns beim Bahnhof Hardbrücke erkundigt hatten, ob wir von dort auch zum Flughafen kommen.
Mittlerweile macht Hunger sich bemerkbar, aber zum Glück befinden sich auf dem Hauptbahnhof genügend Imbissstände. Wir haben uns für Pizza entschieden und ich hätte gerne beim Essen gesessen und bis eben war auch ein Tisch frei. Als wir uns, mit der Pizza in der Hand, umdrehen setzen sich gerade welche an den letzten freien Tisch. So stehen wir und essen mitten im Bahnhof Pizza. Weit und breit ist in diesem riesigen Bahnhof keine Bank zu sehen. Im stehen zu essen widerstrebt mir, besonders wenn ich zuvor 3 Stunden gelaufen bin. Meine Laune beginnt zu sinken, als ich bemerke, dass ein Tisch frei wird. Zielstrebig gehe ich zum Tisch. Die Pizza schmeckt gleich noch mal so gut und auch für die Füße ist es eine Wohltat. Nachdem die Pizza verspeist ist, begeben wir uns auf dem Rückweg zum Hotel. Heute Abend werden wir ca. 3 km gehen müssen, um in die Innenstadt zu kommen, wo die Silvesterparty stattfinden wird. Auch auf dem Weg zum Hotel regnet es noch immer und ich befürchte, dass es bis heute nicht mehr aufhört.
Wir sind wieder im Hotel und ziehen die nasse Kleidung aus. Selbst meine Schuhe, besonders der Rechte, sind vollkommen durchnässt. Die werde ich später wohl trocken föhnen müssen. Anhand des Maßstabes auf der Karte wissen wir, dass wir in ca. 5 Stunden 6 km gelaufen sind. Wir lassen uns ins Bett fallen und genießen es uns um nichts kümmern zu müssen, da in einem Hotel so ziemlich alles für einen gemacht wird.
Es ist nun 18:22 Uhr und wie vermutet regnet es immer noch. Nun gut, es ist noch etwas hin und wir müssen auch nicht pünktlich um 20:00 Uhr, wenn die Silvesterparty los geht, vor Ort sein. Währenddessen ich mein Reisetagebuch schreibe, genieße ich die erst kleine Flasche Sekt. Gleich werde ich meine Schuhe trocken föhnen und dann runter, um eine Zigarette rauchen.
Inzwischen ist es 20:15 Uhr und ein Blick aus dem Fenster verrät, dass ich mit meinen Bedenken recht behalten sollte. Es regnet immer noch. Voraussichtlich werden wir uns gegen 21:00 / 21:30 Uhr oder aber erst um 22:00 Uhr auf dem Weg in Richtung Innenstadt machen.
Es ist 21:45 Uhr und wir ziehen uns an, um die 3 km durch den Nieselregen bzw. Regen zum Ort des Geschehens, rund um die Quaibrücke, zu beschreiten. Meine Schuhe sind wieder trocken und die Jacke hält dem (Niesel)regen stand. Gerade erst losgelaufen, gehe ich durch eine Pfütze. Ich bin nur kurz abgelenkt und nun sind die Füße wieder nass. Da macht sich Freude breit. Erst stehe ich ewig im Bad, um die Schuhe wieder trocken zu bekommen und die erste Pfütze, die uns begegnet, ist meine. Auf dem Weg zur Quaibrücke werden wir akustisch durch Böller begleitet. Bis zum Hauptbahnhof kam uns kaum einer entgegen. Von hier aus strömten die Menschen aus allen Richtungen in die Innenstadt. Einige Gebäude werden mittels Scheinwerfer beleuchtet. Die ganze Stadt erstrahlt im bezaubernden Licht. Die unterschiedlichste Musik spielt an ausgewählten Plätzen. Von Clubsounds über 80´s Specials Musik bis hin zur Party- und Stimmungsmusik ist alles dabei. An jeder Ecke stehen Imbissbuden oder Bierwagen. Die Menschen feiern ausgelassen. Gut, ein Pärchen kommt uns laut streitend entgegen, aber sonst haben alle um uns herum gute Laute, sind an- oder betrunken und wir sind mittendrin. Wir halten an einem Imbissstand und essen jeder eine Kalbsbratwurst. Um uns einen möglichst guten Platz zu sichern, gehen wir zu Quaibrücke, damit wir eine gute Sicht auf das Feuerwerk haben und ich ein paar schöne Bilder machen kann. Auf der Seite der Brücke, wo das Feuerwerk auf den dafür vorgesehenen Schiffen entfacht wird, ist nichts mehr frei, also suchen wir uns einen Platz auf der anderen Seite. Die Zeit scheint immer langsamer zu vergehen und gleichzeitig auch zu rasen. Das Gefühl, dass die Zeit langsamer vergeht, wird durch die nassen Füße, den schmerzenden Lendenwirbelbereich und dem nervenden Nieselregen ausgelöst. Da aber um uns so viel passiert, vergeht die Zeit zugleich wie im Fluge. Die Brücke füllt sich zusehend und immer wieder leuchtet der Himmel, durch die Raketen, welche abgeschossen werden. Das ist für mich die Gelegenheit, die Einstellung der Digitalkamera zu überprüfen. Es gibt zwar eine Einstellung für Feuerwerk, aber damit ist nichts auf dem Bild zu erkennen. Ich bin etwas genervt, denn die Kamera braucht zu lange, bevor sie ein Bild macht und es sind nur noch die letzen Funken, Rauchwolken oder auch gar nichts mehr zu sehen. Das kann ja was werden!
Pünktlich um 23:40 Uhr ist Glockenläuten zu hören. Damit soll das alte Jahr ausgeläutet werden. In der Zwischenzeit ist es mir auch gelungen ein geeignetes Testbild zu machen. Die gewählte Einstellung (Nachtportrait) scheint die idealste Einstellung zu sein. Die Glocken läuten noch immer, laut Veranstaltungsplan bis 23:58 Uhr. Danach heißt es um 00:00 Uhr Prosit Neujahr und um 00:01 Uhr wird das neue Jahr durch das erneute Läuten der Glocken begrüßt. Von der Pause zwischen dem alten Jahr ausläuten und dem neuen Jahr begrüßen ist nichts zu merken. Bevor sie ausgeläutet haben, fangen sie schon wieder neu an zu läuten.
Die Glocken verstummen. Es ist 00:19 Uhr und alle Lichter der Stadt erlöschen. Die Menschenmasse beginnt zu jubeln und am Himmel entsteht ein großartiges Lichterschauspiel. Was am Nachthimmel zu sehen ist, ist unbeschreiblich schön, von den Pyrotechnikern gut durchdacht und die Fotos lassen die Schönheit des Farbenspiels auch nur erahnen. Es entstehen sogar Smilies und Herzen. Einfach atemberaubend. Nach 20 Minuten ist das Lichterspektakel zu Ende. Das Einzige was das Ganze noch unterstrichen hätte, wäre entsprechende Musik zum Feuerwerk. Aber auch ohne Musik war es ein einzigartiger und unvergesslicher Anblick.
Das Feuerwerk ist vorbei und ich habe nur noch den Wunsch zurück in das Hotel zu gehen. In meinen Schuhen steht, im wahrsten Sinne des Wortes, das Wasser, mir ist kalt und die Rückenschmerzen werden auch nicht besser. Ich möchte nur noch aus den nassen Schuhen raus und im warmen Bett liegen. Auf dem Weg zum Hotel hört es tatsächlich auf zu regnen. Endlich! Nur leider viel zu spät.
Zurück im Hotel ziehe ich schnell die nassen Schuhe aus. Auch die Jeans hat ordentlich was abbekommen, da ich beim schnellen Überqueren der Straßen, die eine oder andere Pfütze durchlaufen bin.
Was gibt es schöneres, als im Bett zu liegen und mit wundervollen und ein-maligen Bildern im Kopf einzuschlafen?! Gute Nacht und ein frohes neues Jahr 2012!
1. Januar 2012
Es ist gerade mal 06:33 Uhr und ich bin wach. Gerne würde ich noch etwas schlafen, aber mein Körper hat offensichtlich beschlossen, dass er genügend Schlaf hatte. Ich sehe noch etwas TV, denn zum Aufstehen ist es noch viel zu früh.
Auch dieses Jahr bin ich ohne Vorsätze in das neue Jahr gestartet. Wenn ich mir etwas vornehme, dann muss ich nicht bis Neujahr warten.
Nun ist es 08:20 Uhr, eine gute Zeit um aufzustehen und sich langsam für das Frühstück fertig zu machen. Doch zuvor muss ich meine Schuhe mit dem Föhn noch etwas nach trocknen. Auch heute gibt es beim Frühstück alles was ein perfektes Frühstück ausmacht. Nur eins gibt es heute nicht, Platzprobleme. Beim gemütlichen Frühstück entscheiden wir uns dazu heute gar nichts zu machen. Fast alle Geschäfte werden geschlossen sein und das Meiste, was zu Fuß zu erreichen ist, haben wir von Zürich bereits gesehen. Und was wir noch nicht gesehen haben, z.B. den Wildnispark, ist auch eher etwas, was man sich bei schönen und nicht so nass kalten Wetter ansehen kann und sollte. In Zürich ticken die Uhren eben ein bisschen anders.
Später werden wir uns erkundigen, ob der Rückflug zur geplanten Zeit startet und wenn uns danach sein sollte, werden wir im Laufe des Tages zum Hauptbahnhof und eine Kleinigkeit essen.
Den ganzen Tag im Zimmer zu verbringen, ist auch nicht das Wahre, also entschließen wir uns dazu zum Bahnhof Hardbrücke zu gehen, um uns über die Fahrzeiten der Bahn zum Flughafen zu informieren.
Wenn wir schon mal draußen sind und damit der Zimmerservice die Möglichkeit hat unser Zimmer zu reinigen, gehen wir noch etwas spazieren. Wir gehen in eine Richtung, die wir die letzten zwei Tage noch nicht eingeschlagen hatten. Viel zu sehen gibt es nicht, jedenfalls nichts was ein Foto wert wäre. Überall stehen Industriegebäude. Wir gehen an einem Fluss entlang bis zu einer Treppe, welche wir hochgehen und wir begeben uns wieder auf dem Weg zum Hotel. Dabei kommen wir an einer Pizzeria vorbei. Die Karte sieht viel versprechend aus. Die Preise sind für Zürich erträglich und geöffnet hat sie auch. Wenn wir heute noch hungrig werden sollten, dann haben wir soeben etwas gefunden.
Im Hotel angekommen, müssen wir feststellen, dass unser Zimmer noch nicht gereinigt wurde. Wir gehen wieder nach unten, setzen uns in die Lobby des Hotels und genießen einen Kaffee bzw. einen Latte Macchiato. Es ist ganz interessant das Geschehen an der Rezeption zu beobachten, als eine indische Großfamilie einchecken möchte. Der Kaffee ist getrunken, wir bezahlen und wollen wieder nach oben. Unser Zimmer sollte mittlerweile gereinigt sein. In der Zwischenzeit ist auch die indische Großfamilie mit dem einchecken fertig und sie wollen ihre Zimmer beziehen. Dazu nutzen sie die Fahrstühle. Das dauert uns zu lange, also nehmen wir die Treppen. Der Muskelkater freut sich. Autsch! Im Zimmer angekommen ist Entspannung angesagt- die Seele baumeln und Fünfe gerade sein lassen. Sollten wir Hunger bekommen, dann wissen wir wohin wir gehen können.
Das Fernsehprogramm lässt zu wünschen übrig. Die Zeit vergeht und wir bekommen so langsam Hunger. Es ist kurz vor 17:00 Uhr. Das ist eine gute Zeit, um zum Italiener um die Ecke zu gehen und romantisch im Kerzenschein zu dinieren. Schuhe an, Jacke an, einen letzen Blick in den Spiegel und los geht es. Auf dem Weg zum Italiener kommen wir an einem Bäcker vorbei, der auch Spagetti in verschiedenen Variationen im Angebot und heute sogar geöffnet hat. Beim Italiener angekommen, sehen wir durch die Scheibe das Personal umher laufen. Ein gutes Zeichen. Ich möchte die Tür öffnen, doch diese ist verschlossen.
Die Öffnungszeiten verraten uns auch warum noch geschlossen ist. Das Restaurant macht erst um 17:30 Uhr auf und jetzt ist es erst kurz nach 17:00 Uhr. Ganz toll!! Wir möchte schön romantisch bei Kerzenschein und viel Amore essen und stehen vor verschlossener Tür! Mist!!! Gleich nebenan ist ein Dönerladen, aber danach ist uns heute nicht. Uns bleiben zwei Möglichkeiten, entweder wiederkommen oder zum Bäcker.
Wir entscheiden uns für den Bäcker. Noch einmal losgehen wollen wir nicht. Beim nächsten Mal sollten wir vorher auf die Öffnungszeiten achten.
Da sitzen wir nun, beim Bäcker, mit den belegten Brötchen, was nur wenig romantisch und schon gar nicht italienisch ist. Gut, wir hätten auch Spagetti nehmen können, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass diese frisch zubereitet werden. Vielmehr werden es Fertiggerichte sein, die mit der Mikrowelle aufgewärmt werden. Nach nur 30 Minuten sind wir zurück im Hotel. Wenigstens regnet es heute nicht. Ist ja auch was…
Morgen müssen wir wieder früh aufstehen. Also ich auf jeden Fall, denn ich möchte noch duschen gehen, bevor wir zurück in die Heimat fliegen. Das Flugzeug wird um 12:40 Uhr abheben, folglich sollten wir gegen 9:40 Uhr beim Flughafen sein und das bedeutet wir müssen die Bahn um 9:17 Uhr bekommen. Ich werde um 6:00 Uhr aufstehen, damit ich mich in Ruhe fertig machen kann und wir ein letztes Mal das exzellente Frühstück im Hotel genießen zu können. Heute werden wir dieses auch nicht mehr verlassen.
2. Januar 2012
Was für eine Nacht! Erst konnte ich nicht einschlafen, nun ist es 2:38 Uhr und ich bin wach. Ich drehe mich hin und her, laufe durch das Zimmer, zappe durch das Programm bis ich doch wieder einschlafe. Zwischen 4:15 Uhr und 4:30 Uhr ist meine Nacht vorbei. Ich kann nicht mehr schlafen. Im Bett liegend warte ich darauf, dass mein Handy klingelt. Gestern hatte ich extra zwei Weckzeiten eingestellt, erst um 5:50 Uhr und dann nochmal um 6:00 Uhr, damit ich nicht verschlafe. Das hat sich nun erledigt.
Auf der am Fernseher befindlichen Uhr sehe ich, dass es 5:51 Uhr ist, aber mein Handy hat noch nicht geklingelt. Seltsam! Ich nehme mein Handy und überprüfe die Weckeinstellung. Schließlich stelle ich fest, dass mein Handy stumm geschalten ist. Somit kann es auch nicht klingeln. Ich schalte den Ton wieder an und, welch Überraschung, es klingelt um 6:00 Uhr. Ich stehe auf, schleiche in das Bad und mache was gemacht werden muss, das heißt Zähne putzen, duschen usw.
Die Tasche ist so gut wie gepackt, den Rest können wir auch nach dem Frühstück einpacken. Sobald er im Bad fertig ist, können wir frühstücken gehen.
Der Frühstücksraum ist schön leer und wir erfreuen uns an unserem letzen Frühstück in der Schweiz. Es ist, wie die Tage zuvor auch, erstklassig.
Wir fahren mit dem Fahrstuhl wieder in den 4. Stock, um die noch fehlenden Sachen in die Tasche zu packen. Alle Räume und Schränke werden ein letztes Mal durchgesehen, dass wir uns sicher sein können, nichts vergessen zu haben. Wir checken aus und begeben und auf dem Weg zum Bahnhof „Hardbrücke“. Dort angekommen ziehen wir und Bahntickets Richtung Flughafen. Da wir früher, als ursprünglich geplant am Bahnhof sind, nehmen wir die S‑Bahn (S16) um 08:49 Uhr statt die um 09:17 Uhr. Wir stehen noch gar nicht lange am Bahnsteig, da kommt auch schon die Bahn. Knapp 10 Minuten später sind wir am Flughafen angekommen. Wir fahren die Rolltreppe hoch und stellen fest, dass wir uns bereits mitten im Flughafen befinden. Bahnhof und Flughafen miteinander zu verbinden ist clever! Hätten wir das am Tag unsere Ankunft gewusst, dann hätten wir Zeit und ca. 24 CHF gespart. Das nächste Mal sollte ich mich einfach wieder besser informieren. Dieses Mal hatte ich nicht so recht die Lust dazu.
Ich hatte mich zwar via Internet kurz informiert, hatte es dann aber ganz nach dem Motto: „Wird schon werden“ wieder sein lassen. Der Flughafen ist der Größte von allen, die wir bis zum jetzigen Zeitpunkt kennen. Trotzdessen ist er sehr übersichtlich, so dass wir uns gut zu Recht finden. Es gibt hier so ziemlich, wenn nicht sogar alles. Von Blumen über Klamotten, Lebensmittel bis hin zu Zeitschriften. Bis zum Abflug gibt es jede Menge für uns zu sehen.
Wir gehen etwas unentschlossen umher, nehmen die Rolltreppe nach oben. Auch hier gibt es alles was man braucht oder aber auch nicht braucht. Alle zu dem Flughafen üblichen überhöhten Preisen. Nachdem wir eine Weile umher gelaufen sind, gehen wir zum Check-In. Wir sind etwas überrascht und ratlos, als wir, auf Nachfrage erfahren, dass wir selbst an eine dafür vorgesehenen Automaten einchecken müssen und auch hier die Boarding-Cards und der Gepäckabschnitt gedruckt werden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben wir unsere Boarding-Cards und den Gepäckabschnitt, welchen wir an unsere Tasche befestigen. Leider werde ich dieses Mal nicht am Fenster sitzen. Diese Tatsache ist etwas ärgerlich für mich. Das Schönste ist für mich beim Fliegen am Fenster zu sitzen, zu sehen wie nach dem Start alles kleiner wird, ggf. Sonnenauf- oder untergänge und wenn freie Sicht ist auf die Erde runter zu sehen, spätestens wenn der Landeanflug beginnt. Nun gut, dann muss ich wohl in der Mitte neben einer mir unbekannten Person sitzen.
Aber von der Sache her, ist so ein Check-in Automat zeitsparend. Die langen Wartezeiten fallen weg, da lediglich nur noch das Gepäck abgegeben werden muss. Das Gepäck ist weg und wir haben noch jede Menge Zeit. Aus diesem Grunde setzen wir uns und trinken Kaffee bzw. Cola. Dabei beobachten wir, was draußen so alles passiert. Fast im Minutentakt starten oder landen Flugzeuge. Während wir sitzen, Kaffee/Cola trinken und das Geschehen auf dem Flughafengelände beobachten, verharrt mein Blick auf dem Tower, auf dessen Dach sich ein Radar die ganze Zeit dreht. Wie und warum auch immer komme ich auf die Idee, dass wenn ich ein Vogel wäre und mal kostenlos Karussell fahren wollte, würde ich mich auf das Radar setzen.
Der Kaffee ist getrunken, bezahlt haben wir auch und nun werden wir die letzten 100 CHF in Euro umtauschen. Dann hätten wir es auch erledigt und müssen es nicht mehr zu Hause machen. Wir bekommen 75,- €. Das ist nicht die Welt, aber haben oder nicht haben. Weiter geht es zur Sicherheitskontrolle. Routiniert packen wir die Jacken, Gürtel und mein Tasche in die dafür vorgesehenen Behälter, damit sie durchleuchtet werden können. Einer nach dem Anderen gehen wir durch die Kontrolle. Wir nehmen unsere Sache wieder aus den Behältern und begeben uns auf dem Weg zum Gate 74. Der Weg dort hin scheint schier endlos zu sein.
Der Bereich vor dem Gate ist bis auf den letzten Platz besetzt. Wir gehen ein Stück weiter und setzen uns in einen Durchgang, welcher sich zwischen den Gates befindet und warten darauf, dass das boarding beginnt. Wir lassen die letzten Tage noch einmal Revue passieren. Dabei vergeht die Zeit und schon ist es soweit, dass wir uns zum boarding anstellen können. Das Flughafenpersonal taucht auf. Kurz darauf beginnt das boarding und so wie es aussieht, wird im Flugzeug kein Platz frei bleiben.
Im Flugzeug nehmen wir unsere Plätze ein. Dieses füllt sich zusehend und ich kann es kaum noch erwarten das es hoch in die Luft geht, auch wenn ich nicht, wie üblich, am Fenster sitze. Eine Frau bleibt bei uns stehen. Sie hat also „meinen“ Fensterplatz. Immer mehr Leute steigen ein.
Alle Passagiere sitzen und wir werden, wie bei jedem Flug, begrüßt. Zu unserer Überraschung werden wir nicht starten, wie es eigentlich geplant ist, da es keine Starterlaubnis gibt. Wir werden darüber informiert, dass sich der Start um ca. 30 Minuten nach hinten verschiebt. Ferner werden wir vom Kapitän aufgeklärt, dass zur Mittagszeit Rushhour im Flugverkehr herrscht. Das kenne ich bis jetzt nur im Straßenverkehr. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als zu warten bis im Himmel genügend Platz ist und wir starten können. Eine gefühlte Ewigkeit später ist es endlich soweit, die Starterlaubnis wurde erteilt und wir rollen Richtung Startbahn. Leider kann ich nicht, wie sonst, mit der Nase an der Scheibe „kleben“. Diese Gegebenheit betrübt mich ein wenig. Sie sieht nicht mal raus! Warum sitzt sie dann überhaupt am Fenster? So macht das Fliegen keinen Spaß. Davon abgesehen, ist es heute auch sehr turbulent. Wir werden immer mal wieder durchgeschüttelt, was kein schönes Gefühl ist. Zwischenzeitlich haben sich die Turbulenzen beruhigt. Schon befinden wir uns wieder im Landeanflug. Gelandet! Nachdem wir die endgültige Halteposition erreicht haben, heißt es raus aus dem Flugzeug und hin zum Gepäckband. Auch dieses Mal ist es eine reine Geduldsprobe. Seltsamerweise stehen wir jedes Mal in Berlin, ob nun Tegel oder Schönefeld, ewig am Gepäckband. Sichtlich genervt können wir, nach über einer halben Stunde warten, unsere Tasche vom Band nehmen. Mit der Tasche in der Hand bewegen wir uns Richtung Ausgang, zum Schalter der BVG, wo wir uns Fahrkarten zum Hauptbahnhof kaufen wollen. Der Mann am Schalter erklärt uns, dass wir beim ihm die Karten nicht bekommen und den Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn benutzen sollen. Kann ja nicht so schwierig sein, denke ich mir. Schließlich bin ich drei Jahre mit der Bahn zur Berufsschule nach Lübeck gefahren und habe meine Fahrkarte auch immer am Automaten gelöst. Von wegen! Dieser Automat bringt mich zur Weißglut. Nachdem wir raushatten, wie wir Start und Ziel eingeben, wollten wir, mittels des Buttons „weiter Fahrkarten“, eine weiter Fahrkarte lösen. Wir konnten damit allerdings nicht die Anzahl der Fahrkarten bestimmen, sondern damit sind Fahrkarten für noch andere Bezirke gemeint. Ich bin kurz davor auszurasten, doch bevor das passiert, werde ich Richtung Bus geleitet, der uns zum Hauptbahnhof bringt. Beim Busfahrer kaufen wir zwei Fahrkarten und los geht die Fahrt. Am Hauptbahnhof angekommen steigen wir aus. Auf dem Abfahrplan erfahren wir, dass der Zug gerade eben losgefahren ist und wir eine Stunde warten müssen, bevor der nächste Zug fährt. Unfassbar! Das wäre nicht passiert, wenn wir nicht in Zürich eine halbe Stunde hätten warten müssen, bevor wir fliegen durften und eine weitere halbe Stunde am Gepäckband gestanden hätten. Und schon stehen wir wieder vor so einen blöden Automaten- kein Schalter in Sicht, an dem wir unsere Fahrkarten vom Personal der Deutschen Bahn bekommen. Na dann, auf ein Neues. Wie wir Start und Ziel eingeben wissen wir schon. Auch hier schaffen wir es nicht, die Anzahl der Fahrkarten zu erhöhen. Wieder kommt die Anzeige, wo man noch weitere Fahrkarten in anderen Bezirken auswählen kann. Noch mal von vorn! Meine Stimmung erreicht den absoluten Tiefpunkt. Was für ein Start in das neue Jahr! Derweil maulen wir uns gegenseitig an. Jeder will es besser wissen, dabei hat keiner von uns auch nur die blasseste Ahnung. Ich tippe nicht mehr, sondern hämmere bereits wütend auf das Touchdisplay ein. Nach dem dritten oder vierten Versuch stehe ich beleidigt daneben und er zieht zwei Fahrkarten, indem er die Start- Zieleingabe zweimal eintippt. Die Stimmung hat zum jetzigen Zeitpunkt den Nullpunkt erreicht. Wir gehen nach draußen, er raucht eine und ich stehe eingeschnappt neben ihm. Nach einiger Zeit des Schmollens beruhigt sich die angespannte Stimmung wieder. Wir bekommen etwas Hunger, gehen zum Burger King, damit ich endlich das Schokotörtchen mit flüssigem Kern essen kann, was ich schon in Zürich essen wollte. Doch, und wie sollte es anders sein, genau diese Schokotörtchen sind ausverkauft. Das passt perfekt zu diesem schrecklichen Tag, an dem bereits so einiges schief gegangen ist. Und schon habe ich keinen Hunger mehr, sondern bin wieder bockig. Vor Burger King befindet sich ein Stand an dem es viele Leckereien u.a. Schokomuffins gibt. Wir kaufen ein Pizzabrot und ein Schokomuffin und schlagen die Richtung zum entsprechenden Gleis ein, von dem später der Zug nach Neustadt fährt. Am Gleis angekommen, würde ich mich gerne setzen, um den Muffin zu essen, aber es ist keine Bank zu sehen. Wir gehen den Bahnsteig entlang, ich meckere vor mich hin und fast am Ende sehen wir eine Bank stehen. Es ist für mich unerklärlich, dass auf einen 5 km langen (gefühlt) Bahnsteig nur eine Bank steht. Wir setzen uns und essen. Und als wäre der Tag nicht furchtbar genug, schmiere ich mir auch noch Schokolade auf die Jeans. Musste ja so kommen! Kalt ist es auch. In ungefähr einer halben Stunde wird der Zug kommen. Am liebsten würde ich wieder runter, da mir sehr kalt ist. Runter gehen wir nicht wieder. Der Kompromiss ist, weiter vor zu gehen, wo es nicht ganz so windig ist, aber auch keine Bank steht. Die Zeit vergeht langsam, sehr langsam. Zwischendurch habe ich das Gefühl sie würde stehen bleiben. Ich sehe auf mein Handy und es wird mir angezeigt, dass ich von meinem Papa eine Nachricht bekommen habe. In der stand die Frage, wann wir nach Hause kommen. Weiß er doch, geht mir durch den Kopf. Etwas entnervt schreibe ich zurück, dass wir bereits auf dem Berliner Hauptbahnhof stehen und ca. 17:18 Uhr in Neustadt sein werden.
Noch 10 Minuten bis der Zug kommt. Da heute unser „Glückstag“ ist und so ziemlich alles schief gelaufen ist, was nur schief gehen kann, kommt durch die Lautsprecher eine Ansage, dass sich der Zug um fünf Minuten verspäten wird. Klasse! Wenn die Bahn etwas zuverlässig kann, dann sich verspäten. Ich habe keine Lust mehr und will einfach nur noch nach Hause. Ich rechne auch fest damit, dass wir keinen Sitzplatz bekommen, bei dem was heute schon alles passiert ist. Nach etlichen Minuten, die einfach nicht vergehen wollen, trifft der Zug ein. Glücklicherweise bekommen wir doch Sitzplätze. Wenigstens etwas, was klappt. Die Fahrt kommt mir endlos vor. Nach über einer Stunde Fahrt und mit 18 Minuten Verspätung treffen wir in Neustadt ein, aber von meinem Papa keine Spur. Während der Zugfahrt bekam ich mehrmals einen „Wink mit dem Zaunpfahl“, das ich sicherheitshalber noch mal anrufen soll, für den Fall, dass er die Nachricht nicht gelesen hat. Aus Trotz habe ich es nicht getan. Ich war mir sicher, dass er die Nachricht gelesen hat und nun standen wir da. Beim Bahnhof Neustadt gibt es zwei Parkplätze, vor und hinter dem Bahnhof. Wir sind zum hinteren Parkplatz, ich rufe meinen Papa an, der selbstverständlich vorne auf dem Parkplatz steht. Das heißt für uns wieder runter und zum anderen Parkplatz.
Freudstrahlend steht mein Papa neben seinem Auto. Wir stellen unsere Tasche in den Kofferraum und werden nach Hause gefahren. Wir sind wieder in unserer Heimat angekommen!
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