Amsterdam 2014/2015
Januar, 2015
Geschlossen
30. Dezember 2014
Es ist kurz nach 4.00 Uhr und ich werde wach. Eigentlich sollte ich müde sein, da ich erst gegen 1.30 Uhr eingeschlafen bin. Ich bleibe noch eine Weile liegen und stehe dann auf, noch bevor der Wecker klingelt. Obwohl es sehr früh ist, freue ich mich, da wir heute nach Amsterdam fliegen. Endlich! Ich habe so lange darauf gewartet. Zu meinem Geburtstag hatte mir mein Mann eine Städtereise, über Silvesternach Amsterdam, geschenkt. In der Nacht hatte es geschneit und in mir kommen Bedenken auf, ob alles gut geht. Als wir 2009/2010 über Silvester in Wien waren, mussten die Tragflächen des Flugzeuges enteist werden, was dazu führte, dass wir den halben Tag am Flughafen verbrachten und erst abends in Wie ankamen. Nun gut, abwarten. Ändern kann ich es ohnehin nicht.
Inzwischen bin ich geduscht, das Frühstück ist fertig und wir packen anschließend die letzten Sachen ein. Dann ist es soweit, dass wir zum Bahnhof müssen. Wir fahren mit dem Zug zum Flughafen. Das haben wir bereits öfter gemacht und es hat sich als praktisch erwiesen. Kurzzeitig kommt etwas Hektik auf, aber als ich auf dem Weg zum Bahnhof auf die Uhr sehe, werde ich wieder ruhiger. Es ist noch genügend Zeit und kein Grund zur Eile. Auf den Straßen ist es noch ruhig, kaum ein Mensch ist zu sehen und wenn dann schieben sie Schnee.
Der Zug steht schon bereit. Wir steigen ein und er fährt pünktlich los. Auch alle anschließenden Züge und der Bus zum Flughafen sind pünktlich. Das sollte an dieser Stelle erwähnt werden, da es nicht selbstverständlich ist, dass die Züge pünktlich ankommen und abfahren.
Am Flughafen angekommen müssen wir uns erst einmal orientieren zu welchem Schalter wir müssen. Am Schalter 70 – 74 D können wir einchecken. Noch ist es angenehm leer. Unsere Bordtickets müssen wir an einem Automaten lösen. Das mussten wir schon einmal, aber dennoch stehen wir etwas hilflos davor. Ein aufmerksamer Mitarbeiter vom Flughafen gibt uns Starthilfe beim Bedienen des Automaten. Wir haben unsere Tickets und können nun unser Gepäck aufgeben. Anschließend geht es durch die Sicherheitskontrolle. Ich trage keinen Gürtel und meinen Schmuck habe ich auch abgelegt und dennoch piept es, als ich durch die Sicherheitskontrolle gehe. Das heißt für mich, dass ich noch einmal gründlich abgetastet werde. Wenig angenehm, aber was soll´s. Es piept an vielen Stellen meines Körpers, aber sämtliches Metall kann ich und möchte ich auch nicht ablegen. Damit meine ich nicht meine Piercings. Selbst meine Schuhe muss ich ausziehen. Diese wurde dann noch durch den Scanner geschoben, was ich so auch noch nicht hatte. Nun gut, sei es drum. Nachdem wir die Sicherheitskontrolle erfolgreich überstanden haben, holen wir uns einen Kaffee. Da sitzen wir nun und warten, dass das Boarding beginnt. Mit meinem Kaffee in der Hand schlendere ich durch einen Duty Free Shop. Der Flughafen, besser die Halle, in der wir auf das Boarding warten, füllt sich zusehends. Immer mehr Menschen laufen, teilweise zielstrebig, teilweise desorientiert, durch die Halle. Die vielen Sitzplätze, die vor wenigen Minuten noch frei waren, sind nun besetzt. Als ich aus dem Duty Free Shop zurück komme, sitzt ein Pärchen direkt neben uns, obwohl noch genügend andere Plätz frei sind. Sie sind mir auf den ersten Blick unsympathisch und ich bleibe mit meinem Kaffee in der Hand stehen. Der Mann kaute nervend auf seinen Kaugummi rum. Bei dem Anblick, wie er es tat, wurde mir schlecht. Er steht auf, geht zum Fenster und betrachtet das Geschehen auf dem Flugfeld. Auf dem Weg zum Fenster geht er sehr dicht, für meine Begriffe zu dicht, an mir vorbei, was mir unangenehm ist. Soviel zum Thema Wohlfühlabstand und wie es jeder für sich interpretiert. Da der Mann nun am Fenster stand, war es meine Chance, um mich zu setzen. Als hätte er darauf gewartet, kommt er zurück und setzt sich neben mich. Nun kann ich ihm beim Kaugummi kauen nicht mehr zusehen, dafür aber zuhören, was auch nicht unbedingt besser ist. Das Parfum, welches er trägt, riecht sehr unangenehm.
Es ist soweit, wir können zum Boarding. Dafür müssen wir zum Gate 71. Mit einem Bus werden wir zum Flugzeug gefahren. Mein Platz ist, wie immer, am Fenster. Alle Passagiere haben ihre Sitze eingenommen und wir rollen Richtung Startbahn. Die Informationen der Stewardessen und des Piloten erfolgen auf Holländisch und Englisch. Es ist auch mal ganz schön nichts bzw. nur die Hälfte zu verstehen. Langsam steigt meine Aufregung. Der Start, beim Fliegen, gehört zu den Situationen, die mir besonders gefallen. Das Gefühl beim Abheben ist unbeschreiblich, wenn ich sehe, wie alles unter mir immer kleiner wird, die Wolken durchquert werden und dann über den Wolken die Sonne scheint. Das Flugzeug beschleunigt und schon heben wir ab. Leider gibt es beim Abheben nicht viel zu sehen, da es nebelig ist.
Vor uns sitzt eine Mutter mit ihrem Kind. Offensichtlich kann dieses Kind nur den folgenden Satz: „What happening, mummy?“
Über den Wolken scheint die Sonne und unter uns befindet sich ein Wolkenmeer. Zum Glück ist der Flug nicht lang, denn es gibt an Board keine Musik, keinen Film- nur den Blick aus dem Fenster und da gibt außer den Wolken nicht viel zu sehen. Etwas weiter weg fliegt ein Flugzeug an uns vorbei, aber sonst passiert hier oben nichts. Der Blick zur Erde ist durch die dichte Wolkendecke versperrt. Sie sehen so weich aus. Und wieder entsteht in mir der Wunsch, die Wolken zu berühren und am liebsten würde ich einfach rein springen. Erneut, wie jedes Mal wenn wir fliegen, stelle ich mir die Frage, wie sich die Wolken wohl anfühlen.
Uns werden Getränke und Snacks angeboten. Zu Trinken möchten wir nichts und der Snack, der mir gereicht wird, ist unglaublich süß. Wir sind ca. 30 Minuten über den Wolken und schon beginnt der Sinkflug, insgesamt dauert der Flug von Berlin/Tegel nach Amsterdam 55 Minuten. Das ist ein eindeutiger Vorteil beim Fliegen, es dauert bis nach Amsterdam nicht lange. Ich freue mich schon darauf, wenn wir gelandet sind, beim Hotel ankommen und unser Zimmer beziehen. Nachdem wir gelandet sind, müssen wir den gesamten Flughafen durchqueren, um zum Gepäckband zu kommen. Endlich haben wir dieses erreicht, doch wir müssen noch etwas auf unser Gepäck warten. Als wir es haben, laufen wir leicht irritiert durch das Flughafengebäude und suchen den entsprechenden Bahnsteig. Dieser Flughafen ist mit einem Bahnhof verbunden. So können wir ganz bequem mit dem Zug zum Hauptbahnhof und von dort soll es nicht mehr weit zum Hotel sein. Hört sich erst mal gut an, allerdings kann ein kurzer Weg auch weit werden, wenn auf dem Hauptbahnhof der falsche Ausgang gewählt wird. Hilft alles nichts, wieder umdrehen und den anderen Ausgang nutzen. Der Weg zum Hotel kommt mir ewig vor. Ich laufen mit großen Augen und einen unbeholfenen Blick durch die Straßen. Um mich herum nehme ich viele unterschiedliche Sprachen wahr und mir wird bewusst, dass ich mein laienhaftes Englisch aktivieren muss, wenn ich mich verständigen möchte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, es waren in Wirklichkeit, wie in der Beschreibung erwähnt, ein paar Minuten, entdecken wir das Hotel. Als wir einchecken wollen, wird uns mitgeteilt, dass das Zimmer noch nicht fertig ist und wir es um 15.00 Uhr beziehen können. Unser Gepäck wird in einen Gepäckraum eingeschlossen und wir gehen, statt auf ´s Zimmer, in Richtung Innenstadt. Amsterdam hat eine schöne Innenstadt. Der Stadtrand sieht nicht so gut aus, was wir während der Zugfahrt sehen konnten. Dieser besteht hauptsächlich aus Industriegebiet. Im Zentrum von Amsterdam sind sehr viele Menschen unterwegs, aber von Gedrängel keine Spur. Wir laufen durch die Gassen. Ein Headshop befindet sich neben dem Anderen, genau wie die Läden, in denen es Käse zu kaufen gibt. Und überall sind Massen von Fahrrädern. So viele habe ich auf einem Mal noch nicht gesehen.
Die Zeit vergeht und gegen 15.00 Uhr gehen wir in Richtung Hotel. Das Zimmer ist fertig. Alles was der Mitarbeiter des Hotels uns erklärt können wir nicht verstehen, da er viel zu schnell spricht. Ich brauche eine Weile, um das Englische ins Deutsche zu übersetzen. Ich sehe ihn mit großen Augen an. Er fragt, ob wir ihn nicht verstanden haben. Ich meinte zu ihm, dass er einfach zu schnell gesprochen hat. Er lächelt und erklärt uns alles noch einmal, aber dieses Mal langsam. Wir fahren mit dem Fahrstuhl in die 4. Etage. Unser Zimmer ist klein, sauber und gemütlich, nur etwas kalt und ich habe keine Ahnung, wie die Klimaanlage, mit der man sicher auch heizen kann, funktioniert. Nach einiger Zeit und etwas probieren, habe ich es herausgefunden. Das Einzige, was am Zimmer nicht so schön ist, ist die Aussicht. Diese lässt sehr zu wünschen übrig. Ich blicke direkt auf eine andere Hauswand vom Hotel.
In der Stadt habe ich ein paar Ansichtskarten gekauft, die ich nun beschreiben werde. Dann können sie zeitnah in den Briefkasten. Später werden wir noch einmal raus, um eine Kleinigkeit zu essen.
Langsam verspüren wir etwas Hunger und auch wenn wir schon lange auf den Beinen sind, raffen wir uns auf und gehen noch einmal raus. Noch immer sind viele Menschen unterwegs und dennoch kommen wir ohne zu hetzen und entspannt durch die Menschenmassen. Viele Gebäude werden in unterschiedlichen Farben beleuchtet. Alles ist noch weihnachtlich dekoriert. Auffallend viele Menschen sind lachend und Einige sogar singend unterwegs. Woran das wohl liegt?! Es muss die Luft sein. Es kann aber auch am Konsum von Marihuana liegen, muss aber nicht. In einer kleinen Seitengasse wird uns Kokain angeboten, was wir dankend ablehnen. Wir entscheiden uns in einem kleinen Lokal, welches „American Pizza“ heißt, etwas zu essen. Dann gehen wir weiter, kreuz und quer durch Amsterdam. Unterwegs bleiben wir immer wieder stehen, um Bilder zu machen. Nachdem wir nun umhergelaufen sind, etwas gegessen und Bilder gemacht haben, entscheiden wir uns zum Hotel zurück zu gehen. Wir sind erschöpft und müde- wollen nur noch die Beine hochlegen.
Es ist nun 22.00 Uhr, der Tag war lang und morgen werden wir hoffentlich ein schönes Silvester erleben, mit Menschen, die ausgelassen feiern und einem großartigen Feuerwerk. Für heute haben wir aber genug gesehen und erlebt.
31. Dezember 2014
Der Wecker holt mich aus dem Schlaf, was untypisch für mich ist. Ich habe sehr gut geschlafen. Viel besser als die vergangen Tage. Noch bleibe ich etwas liegen, bevor ich duschen gehe.
Frisch geduscht und gut gelaunt machen wir uns auf den Weg zum Frühstücksraum. Es gibt zum Frühstück alles was das Herz begehrt. Angefangen bei Rührei, Speck, Bohnen über Müsli, verschiedene Sorten Aufschnitt bis hin zu Obst und Orangensaft, den man sich wahlweise auch selber pressen kann. Wir sitzen eine Stunde beim Frühstück und genießen es in vollen Zügen. Nachdem opulenten Frühstück, zu dem wir uns auch einen Sekt gegönnt haben, gehen wir zurück auf unser Zimmer. Dies wurde zwischenzeitlich gereinigt. Wo uns unser Weg heute hinführt, wissen wir noch nicht. Gestern haben wir, als wir im Hotel angekommen sind, einen Stadtplan erhalten, auf dem auch Sehenswürdigkeiten eingezeichnet sind. Da werden wir einen Blick raufwerfen und dann entscheiden, wo es hin geht. Der erste Weg führt uns zum Diamanten Museum. Das Wetter ist ideal. Auch wenn es gefühlt etwas kälter als gestern ist, kommt immer mal wieder die Sonne raus. Leider sind im Diamanten Museum sämtliche Erklärungen auf Holländisch oder Englisch, was uns keine bzw. nur bedingt über die Geschichte des Diamanten Auskunft gibt. Ich habe keine große Lust mir alles zu übersetzen. Davon ab ist mein Englisch nicht gut genug. Einiges verstehe ich, dass Meiste aber nicht. Auf dem Weg zum Museum wollte ich die beschriebenen Postkarten einwerfen, doch dies blieb mir verwehrt. Es lag nicht daran, dass wir keinen Briefkasten gefunden haben, aber wir konnten die Postkarten nicht einwerfen, da die Kästen verschlossen waren. Etwas hilflos standen wir davor, bis jemand vorbei kam, der uns erklärte, dass die Kästen Silvester verschlossen sind, so dass keine Feuerwerkskörper eingeworfen werden können. Sehr clever, auch wenn es gerade sehr ungünstig für mich ist. Dann werde ich die Karten morgen auf den Weg zum Bahnhof einwerfen. Vorausgesetzt wir entdecken auf den Weg dahin einen, denn viele scheint es nicht geben.
Unser Weg führt uns von Diamanten Museum zum Albert Cuypmarket. Das ist ein Wochenmarkt, auf dem es alles gibt was man benötigt oder auch nicht, aber trotzdem haben möchte. Der Markt ist sehr lang gezogen und es gibt zu viel zu sehen, um alle Angebote wahrzunehmen. Wieder mache ich unterwegs Bilder. Amsterdam hat sehr viele schöne Gebäude.
Das Rotlichtviertel macht seinen Namen alle Ehre. Überall sitzen in den Fenstern leicht bekleidete Damen. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Genauere Erläuterungen erspare ich mir an dieser Stelle. Wer möchte, kann seine Phantasie freien Lauf lassen. Die meisten Frauen machen, in ihren „Schaufenster“, einen gelangweilten Eindruck, was meiner Meinung nach nicht sehr ansprechend aussieht. Am „besten“ gefallen mir die Frauen, welche in ihren Glaskasten telefonieren. Neben den leicht bekleideten Damen, gibt es an jeder Ecke einen Sexshop. Bietet sich auch an. Dann kann das neu erworbene Spielzeug gleich ausprobiert werden. Langsam bekommen wir Hunger und wir steuern den American Pizza Laden an.
Inzwischen sind wir ein paar Stunden unterwegs und haben schon viel von Amsterdam gesehen. Fürs erste geht es zurück in das Hotel. Heute Abend werden wir zum Dam Square. Hier soll, laut Internet, der beste Ausblick auf das größte Feuerwerk der Stadt sein. Außerdem soll dort eine Liveband spielen. Ich freue mich und bin schon sehr gespannt.
Wir haben uns genügend ausgeruht und machen uns auf den Weg zum Dam Square. Gestern und auch heute konnten wir beobachten, dass an einem Pommesstand immer eine lange Schlange war. Bevor wir zum Dam Square gehen, stellen wir uns auch an. Die Pommes müssen wir einfach probiert haben. Wenn so viele anstehen, dann müssen diese Pommes ganz besonders gut schmecken. Doch zu unserer Ernüchterung stellen wir fest, dass an diesen Pommes nichts Besonderes ist. Sie schmecken gut, aber nicht so gut, dass ich mich noch einmal anstellen würde.
Während wir stehen und die Pommes essen, ertönt ein ohrenbetäubender Knall. Selbst die Erde unter unseren Füßen bebt. Es war verdammt laut. Durch die engen Gassen, konnte sich der Schall nicht ausbreiten und war dementsprechend komprimiert. Die Pommes essen wir nicht ganz auf und gehen weiter Richtung Dam Square. Es war ähnlich wie in London. Als würden Sirenen hypnotisierend singen, strömten die Menschenmassen zum Dam Square. Was in London besser war, die Straßen waren für den Verkehr gesperrt und eigenes Feuerwerk verboten. Außerdem standen überall Polizisten. In Amsterdam ist das nicht so. Viele haben ihre eigenen Feuerwerkskörper dabei und zünden diese. Raketen werden aus der Hand gestartet und Böller werden sogar in die Menschenmassen geworfen, was ich sehr leichtsinnig und unverantwortlich finde. Da können wir nur hoffen, dass wir nichts abbekommen. Wir suchen uns einen Platz an einer Hauswand. Es ist windig geworden und hier stehen wir etwas geschützt. Es ist nun 23.00 Uhr und das Warten wird uns mit kleinen Feuerwerken verkürzt. Immer mehr Menschen drängen sich durch und von der gestern erwähnten Gelassenheit der Menschen in dieser Stadt ist nichts mehr zu merken. Es wird gedrängelt und geschoben. Zum Glück gibt uns das Haus halt. Der Gedanke an einer Häuserwand erdrückt zu werden, gefällt mir nicht, aber soweit muss es ja nicht kommen. Die im Internet erwähnte Liveband gibt es nicht. Entweder ist es im Netz eine Fehlinformation oder es gab in den vergangen Jahr eine Band.
Dadurch, dass der Himmel immer wieder von Feuerwerkskörpern hell erleuchtet wird und es auch keinen Countdown gibt, müssen wir immer mal wieder auf die Uhr sehen, um den Jahreswechsel nicht zu verpassen.
Es ist 24.00 Uhr und das Feuerwerk startet. Es ist noch gar nicht lange in Gange und schon fängt das Drängeln wieder an. Ich habe keine Ahnung wo die Menschen alle hin wollen und warum sie nicht warten bis das Feuerwerk zu Ende ist. Wer jetzt zu Boden geht, hat verloren. Es ist unser Glück die Häuserwand im Rücken zu haben. Allerdings ist unter diesen erschwerten Bedingungen das fotografieren des Feuerwerkes sehr schwer und nicht lange möglich. Ein paar Bilder konnte ich machen. So wirklich erfreuen können wir uns nicht am Feuerwerk, da wir darum bestrebt sind nicht erdrückt zu werden. Nachdem sich unzählige Menschen vorbeigequetscht haben, nutzen wir eine Lücke, um den Rückweg zum Hotel anzutreten. Dort angekommen ist meine erste Maßnahme die Klimaanlage auf heizen zu stellen, da mir sehr kalt ist.
Morgen fliegen wir, mit vielen neuen Eindrücken, wieder nach Hause. Eins steht fest, alle Klischees, die es über Amsterdam gibt, treffen zu.
1. Januar 2015
Durch ein lautes Klopfen und Rufen werde ich wach. Der Blick auf die Uhr verrät mir, dass es 5.00 Uhr ist. Ich frage mich wer um diese Uhrzeit solch einen Lärm machen muss. Wäre ich nicht so müde, dann wäre ich wohl aufgestanden und hätte nachgesehen. Da liege ich nun, bin müde, kann aber nicht sofort wieder einschlafen. Nach einer gefühlten Ewigkeit schlafe ich wieder ein, bis der Wecker mich aus dem Schlaf holt. Noch immer bin ich müde und schleppe mich ins Bad. Nach einer ausgiebigen Dusche geht es mir schon besser. Müde gehen wir zum Frühstück. Es ist glücklicher Weise noch relativ leer. Auch dieses Mal lassen wir uns Zeit. Heute probiere ich die Saftpresse aus, so wie ich es mir gestern vorgenommen hatte. Es geht doch nichts über einen frisch gepressten Orangensaft. Auch zum Neujahr genehmigen wir uns ein Glas Sekt. Etwas über eine Stunde verbringen wir beim Frühstück, bevor wir wieder auf unser Zimmer gehen. Dieses Mal können wir uns mit dem auschecken Zeit lassen. Das Zimmer ist bis morgen gebucht. Also werden wir noch einmal kurz in die Stadt, da ich mir einen Schlüsselanhänger holen möchte, den ich vor zwei Tagen gesehen hatte- vorausgesetzt der Laden hat heute, am Neujahrstag, geöffnet. Ansonsten werde ich mein Glück auf den Flughafen versuchen. Hoffentlich sind heute die Briefkästen wieder geöffnet, so dass ich die Postkarten einwerfen kann. Die Straßen von Amsterdam sind heute deutlich leerer als sie es die letzten beiden Tage waren. Auf den Straßen und Gehwegen liegt noch überall der Müll verteilt. Die Straßenreinigung kämpft sich durch die Straßen, um die Reste der letzten Nacht zu beseitigen. Wir erreichen den Shop, der tatsächlich geöffnet hat und ich kann mir den Schlüsselanhänger kaufen. Auf den Weg zum und vom Shop ist weit und breit kein Briefkasten zu sehen. Wir gehen sogar eine extra Runde, aber es ist kein Postkasten zu sehen. Meine letzte Chance ist auf dem Weg zum Hauptbahnhof oder auf dem Flughafen.
Zurück im Hotel packen wir ganz in Ruhe die letzten Sachen ein und fahren dann mit dem Fahrstuhl nach unten zur Rezeption, um auszuchecken. Dabei fällt der Rezeptionistin auf, dass wir bis zum 02.01. ´15 gebucht haben. Auch ihr erkläre ich, wie ihren beiden Kollegen am Tag unserer Anreise, dass ich einen neuen Job habe und morgen mein erster Arbeitstag ist. Währenddessen fällt mir auf, dass ich immer sicherer Englisch spreche. Ob die Grammatik immer so richtig ist, weiß ich nicht, aber ich werde verstanden und das ist die Hauptsache. Sie gratuliert mir zum neuen Job und wünscht uns alles Gute und wir machen uns auf den Weg zum Hauptbahnhof. Auf den Weg dorthin ist an keinem Ort ein Briefkasten zu finden. Daran sollte Amsterdam arbeiten.
Wir erreichen den Bahnhof und auch hier ist es auffallend leer. Wir kaufen uns zwei Tickets und begeben uns zum Bahnsteig. Als der Zug kommt, steigen wir ein und haben erfreulicherweise freie Platzwahl. Am Neujahrtag zu reisen hat auch Vorteile. Am Flughafen angekommen suchen wir, nach kurzer Orientierung, zielstrebig einen Briefkasten. Auf solch einen großen Flughafen muss es doch einen geben, denke ich mir. Als ich schon fast den Glauben daran verliere, entdecke ich einen und freue mich wie ein kleines Kind. Wer verschickt schon auf einen Flughafen Postkarten musste ich mir sinngemäß anhören, aber ich habe Recht behalten und einen gefunden. Nun kann ich endlich die Karten einwerfen. Welch ein Glück. Wir haben noch jede Menge Zeit und flanieren durch den Flughafen. Überall sind Geschäfte, in denen wir alles zu überhöhten Preisen kaufen können. Bald wird mir das Gepäck lästig und ich drängel etwas, dass wir doch erst einchecken können. Beim Check Inn erleben wir die nächste Überraschung. Das wir die Boarding Cards am Automaten lösen, kennen wir nun schon, aber das wir unser Gepäck selbstständig am Automaten aufgeben ist uns neu. Zum Glück werden wir an einem Bildschirm durch den gesamten Prozess idiotensicher begleitet. Selbst die Aufkleber, die an den Taschen befestigt werden, auf denen der Zielflughafen vermerkt ist, müssen wir alleine anbringen. Eine weitere Überraschung wartet bei der Sicherheitskontrolle. Dort müssen wir als erstes, wie so üblich, Taschen, Jacken und Schmuck abgeben, so dass es gescannt werden kann. Danach müssen wir uns in einen Glaskasten stellen, die Arme heben und dann werden wir gescannt. Anschließend werden wir noch gründlich abgetastet und können dann unsere Habseligkeiten in Empfang nehmen. Damit ist die größte Hürde, die Sicherheitskontrolle, geschafft. Dahinter empfängt uns eine große Duty Free Shop Welt. Auch hier kann alles zu überteuerten Preisen käuflich erworben werden. Gezielt suchen wir einen Shop, in den es T‑Shirts vom Amsterdam gibt. Wir finden auch einen, kaufen aber keine T‑Shirts, da seine Größe nicht dabei ist. Also gehen wir weiter. Als uns die Füße nicht mehr tragen wollen, setzen wir uns in eine Wartelounge, beobachten das Treiben auf dem Flughafen und ich schreibe meinen Reisebericht weiter. Die Zeit muss schließlich genutzt werden. Das Boarding beginnt um 15.50 Uhr und bis dahin lassen wir die letzten Tage, bei einem Getränk, Revue passieren. Künftig werden wir, wenn wir Silvester wegfliegen, entweder nur zwei Nächte buchen, wenn es kurze Strecken sind oder einen Tag früher fliegen, wenn es etwas weiter weg ist. Am Neujahrstag ist ohnehin nicht viel los. Die meisten Geschäfte haben geschlossen und es ist viel angenehmer, wenn wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen fahren, da verhältnismäßig wenig Menschen unterwegs sind.
Es ist nun an der Zeit zum Boarding zu gehen. Ein langer Tunnel führt uns anschließend zum Flugzeug. Als wir in das Flugzeug einsteigen, geht mein erster Blick zu den Sitzen. Dieses Mal sind drei Sitze nebeneinander. Mein zweiter Blick geht zu den Buchstaben der Sitze. Zu meiner Enttäuschung muss ich feststellen, dass sich unsere Plätze am Gang und in der Mitte befinden. Meine letzte Hoffnung ist, dass der Platz am Fenster unbesetzt ist und bleibt. Meine Hoffnung wird jedoch beim Erreichen der Sitzplätze zerstört. Der Platz am Fenster ist bereits besetzt. Wir hätten beim Lösen der Boarding Cards die Sitzplätz ändern können, was aber wieder extra Kosten verursacht hätte. Ich konnte ja nicht ahnen, dass am Neujahrtag so viele nach Berlin fliegen. Da mein Schlaf unterbrochen wurde und ich demzufolge nicht ausgeschlafen bin, ist meine Frustrationstoleranz sehr niedrig. Das Schönste beim Fliegen ist für mich am Fenster zu sitzen und zu beobachten, wie beim Abheben alles unter uns kleiner wird, der Blick auf die Wolken und zwischen den Wolken auf die Erde. Der Typ, der am Fenster sitzt, sieht nicht einmal raus-liest die ganze Zeit in seinem E‑Book. Vom Gang und von der Mitte aus, ist der Blick aus dem Fenster uninteressant. Gerade so, als würde ich beim Autofahren aus dem Fenster sehen. Wahrscheinlich wird der Flug gefühlt sehr lange dauern. Auch in diesem Flugzeug gibt es keine Medien zur Unterhaltung. Nur die Gespräche der Mitreisenden, die mich aber gerade sehr nerven. Bei der Landung und zwischendurch auch schon, geraten wir in Turbulenzen. Ein raunen geht durch das Flugzeug. Uns kümmert so ein Luftloch nicht mehr, da es in der Vergangenheit, bei anderen Flügen auch schon vorkam. Die Landung erfolgt ohne Probleme. Dieses Mal dauert es auch nicht lange, bis wir unser Gepäck haben. Wir machen uns auf dem Weg zum Bus, der uns Zum Hauptbahnhof bringt. Der Bus ist erstaunlicherweise sehr voll, doch wir bekommen, zu unserer Freude, noch Sitzplätze. Diese sind nicht gerade bequem, aber wir sitzen.
Auf dem Hauptbahnhof angekommen haben wir noch genügend Zeit, um noch eine Kleinigkeit zu essen. Beim Essen bekomme ich das eine oder andere Gespräch mit und in mir kommt der Gedanke auf, dass es manchmal gar nicht so schlecht ist, wenn man seine Mitmenschen nicht versteht. Auch an dieser Stelle spare ich mir genauere Ausführungen und lasse Platz für die Phantasie. Nachdem wir gegessen haben, laufen wir noch etwas durch den Bahnhof und gehen schließlich zum Bahnsteig, von dem in 25 Minuten der Zug abfährt. Der Zug kommt und ist erfreulicherweise nicht ganz so voll wie üblich, aber leider auch nicht so leer wie erhofft. Wir setzen uns in eine vierer Sitzgruppe, die noch komplett unbesetzt ist. Insgeheim freue ich mich über den großzügigen Platz, doch die Freude soll nicht von langer Dauer sein. Ein Paar setzt sich zu uns und schon ist das großzügige Platzangebot auf ein Minimum beschränkt. Als bei einem Bahnhof eine Frau aussteigt, setzen sich die Beiden um. Das ist unsere Chance uns breit zu machen. Ich setze mich rüber, still hoffend, dass sich niemand zu uns setzt. Diese Hoffnung soll nicht vergebens sein. Bis zum nächsten und letzten Umsteigen haben wir die vierer Sitzgruppe für uns. Der Zug hält. Nur noch einmal umsteigen und wir sind in wenigen Minuten wieder zu Hause. Erfahrungsgemäß wartet der Zug Richtung Heimat bereits, so auch heute. Wir steigen ein und nach wenigen Minuten setzt sich der Zug in Bewegung. Bevor das passiert, wird ein stark alkoholisierter Mann wieder raus gelassen, da er nach Potsdam oder Wismar wollte. Offensichtlich wusste er es nicht mehr so genau. Zu viel Alkohol ist nicht ratsam, wenn man reist. Unsere Fahrkarten werden kontrolliert. Schräg links hinter uns sitzen zwei Damen, die sich bereits rege über den alkoholisierten Mann austauschen. Als die Dame, welche die Fahrkarten kontrolliert, dort stehen bleibt, beginnt das Getratsche. Angefangen bei dem alkoholisierten Mann, über Geld, Nahrungsmittel und Versicherungen, wechseln die Themen in Minutentakt. Plötzlich bleibt der Zug einfach stehen. Mitten auf der Strecke und keiner weiß warum. Es wird wohl ein technischer Defekt sein. Ich sehe das Ganze positiv. Wir sind nur mit dem Zug stehen geblieben und nicht mit dem Flugzeug abgestürzt. Es dauert eine Weile und wir fahren weiter, bis wir kurz darauf wieder stehen bleiben. Abermals steigt der Zugführer aus. Er steigt wieder ein und die Fahrt geht weiter. Dieses Mal hält der Zug am Zielbahnhof. Wir laufen noch ein Stück und sind dann wieder zu Hause. Glück im Unglück kann ich da nur sagen und ein frohes neues Jahr.
Schlagworte: Amsterdam, Boarding, Duty Free Shop, Flug, Flughafen, Flugzeug, Holland, Menschen, Neujahr, Silvester
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