Wien 2009 / 2010

 

30. Dezember 2009

Es ist 7.00 Uhr. Das weiß ich, da gera­de mein Wecker geklin­gelt hat. Ich habe mei­ne Augen noch gar nicht auf und höre einen Schnee­schie­ber. Oh nein, es hat geschneit, ist mein ers­ter Gedan­ke. Mein Gat­te geht, bes­ser tau­melt im Halb­schlaf um Fens­ter. Tat­säch­lich, es hat geschneit und schneit immer noch. War­um denn aus­ge­rech­net heu­te, ist mein nächs­ter Gedan­ke. Seuf­zend las­se ich mich in das Kis­sen fal­len. Er for­dert mich auf, end­lich auf­zu­ste­hen. Lang­sam kom­me ich hoch, kram mei­ne Sachen zusam­men und schlep­pe mich zur Dusche. Schon bes­ser, den­ke ich, als ich aus der Dusche kom­me. Die letz­ten Sachen wer­den gepackt und los geht es, rut­schend durch den Schnee, zum Flug­ha­fen Berlin/Tegel. End­lich ange­kom­men. Ers­te Maß­nah­me; rau­chen. Anschlie­ßend geht es zum ein­che­cken. Shit, stan­den vor­hin auch schon so vie­le da? Etwas ver­stimmt stel­len wir uns an. Da ste­hen wir nun und nicht pas­siert. Abso­lu­ter Still­stand!! Nach eini­ger Zeit kommt durch die Laut­spre­cher eine Ansa­ge, dass das Gepäck­för­der­band kaputt ist. Super! Aus­ge­rech­net heu­te, wo wir weg­flie­gen wol­len, muss es schnei­en und nun ist auch noch das däm­li­che Gepäck­för­der­band kaputt. Und war­ten ist kei­ne Stär­ke von mir, was zur Fol­ge hat das mei­ne Lau­ne sinkt. Die Zeit scheint still zu ste­hen. Mein Gat­te beschließt rau­chen zu gehen. Plötz­lich geht alles ganz schnell Ich kom­me den Check-In immer näher und kei­ne Spur von ihm. Ich sehe mich, leicht ner­vös wer­dend, um. Da ist er ja. Ich hebe mei­ne Hand, damit er mich sehen kann. Kei­ne 5 Minu­ten spä­ter ste­hen wir end­lich am Schal­ter, geben unser Gepäck ab und bekom­men die Boar­ding-Cards. Ab zur Sicher­heits­kon­trol­le. Was für ein Glück! Als hät­te man nur auf uns gewar­tet, ist gleich die ers­te Kon­troll­sta­ti­on frei. Tasche aufs Band, Jacken und Tuch auch und ab durch die Sicher­heits­schleu­se, vol­ler Erwar­tung, dass es, wie sonst auch, piept. Durch. Und? Nichts! Ich mache einen inne­ren Freu­den­sprung. Noch fix durch den Duty-Free-Shop gesaust, nur um zu gucken, ver­steht sich, dann Zeit­schrif­ten für den Flug kau­fen und gemüt­lich einen Kaf­fee trin­ken. Nun bewe­gen wir uns in Rich­tung Gate   zum Boar­ding, wel­ches bald los­geht. Beim war­ten hören wir eine Durch­sa­ge, dass das Flug­zeug gewech­selt wird (ohne Anga­be von Grün­den) und sich der Abflug ver­zö­gern wird. Klas­se! Mit 30 Minu­ten Ver­spä­tung beginnt das Boar­ding.  Mit einem Bus wer­den wir zum Flug­zeug gefah­ren. Aus dem Bus raus, ins Flug­zeug rein, Plät­ze ein­neh­men und los geht es Rich­tung Wien. Denks­te! Der Kapi­tän spricht. Er sagt, dass er eigent­lich ein ande­res Flug­zeug flie­gen soll­te und spon­tan für die­sen Flug ein­ge­setzt wur­de. Ist mir doch egal, flieg los! Dann sagt er, dass wir mit dem Abflug war­ten müs­sen. Der Schnee bleibt auf den Trag­flä­chen und auf dem Heck lie­gen, was zur Fol­ge hat das wir nicht ohne wei­te­res los flie­gen kön­nen. Das Flug­zeug muss erst noch ent­eist wer­den. Zur­zeit ste­hen wir auf Platz 14. Wenn er genaue­res weiß, dann wird er sich wie­der mel­den. Noch nie habe ich mich so dar­über gefreut eine Zeit­schrift gekauft zu haben, als jetzt in die­sen Moment. So ist, unbe­merkt, 1 Stun­de ver­gan­gen. Wie­der spricht der Kapi­tän zu uns. Er lässt uns wis­sen das wir jetzt auf Platz 7 ste­hen, die Ent­ei­sung dau­ert pro Flug­zeug zwi­schen 10 und 15 Minu­ten, also wer­den wir in gut 1h 20 Minu­ten soweit sein das wir dran sind. Ein rau­nen geht durch das Flug­zeug. Um die War­te­zeit zu ver­kür­zen wer­den Geträn­ke ange­bo­ten. So, da hab ich den Salat. Mei­ne Zei­tung habe ich aus­ge­le­sen. Und jetzt?! Er liest noch. Mist! Da! Die Stim­me der Ste­war­dess. Wir sol­len die auf­rech­te Sitz­po­si­ti­on ein­neh­men, uns anschnal­len und die Tische hoch­klap­pen, denn wir wer­den in den nächs­ten Minu­ten zur Ent­ei­sung gefah­ren und kön­nen dann end­lich los flie­gen. Nun sind 3 Stun­den ver­gan­gen und nach­dem das Flug­zeug ent­eist wur­de, heben wir, mit ordent­li­cher Ver­spä­tung, ab. Bes­ser spät als nie. Ich spü­re wie­der das Gefühl, wel­ches man bekommt, wenn man die Ach­ter­bahn hoch­fährt und dann das Gefühl über alles erha­ben zu sein, umso klei­ner alles unter einen wird. Über den Wol­ken ange­kom­men scheint die Son­ne. Unter uns befin­det sich ein Meer aus Wat­te, wo ich am liebs­ten rein sprin­gen möch­te. Kaum sind wir oben, kommt auch schon die Durch­sa­ge, dass die Tische hoch­zu­klap­pen und die Sit­ze auf­recht gestellt wer­den sol­len. Wir befin­den uns im Lan­de­an­flug. Gelan­det. Es ist mir unbe­greif­lich, war­um die Pas­sa­gie­re klat­schen, wenn das Flug­zeug gelan­det ist. Was hat der Kapi­tän außer­ge­wöhn­li­ches getan?! Es ist sein ver­damm­ter Job. Ich muss auch nicht alles ver­ste­hen. Raus aus dem Flug­zeug, hin zum Gepäck­band und auf das Gepäck war­ten. Geht heu­te erstaun­lich schnell. Inner­halb von 15 Minu­ten haben wir unse­re Tasche. Mit der Rei­se­ta­sche in der Hand gehen wir zum Aus­gang und der rich­ti­ge Bus steht glück­li­cher­wei­se auch bereit. Die Fahrt geht nahe­zu unend­lich lang quer durch die Stadt zum West­bahn­hof. Nach einer ¾ Stun­de haben wir den sel­bi­gen erreicht. Rau­chen! Bei einem Blick auf den Fahr­plan, ist zu sehen, dass wir am 2. Janu­ar 2010 wohl mit einen Taxi zurück zum Flug­ha­fen müs­sen. Die Bus­se fah­ren erst ab 5.00 Uhr. Kur­ze Ori­en­tie­rung und los geht es 1,3 km Rich­tung Hotel. Das ein­che­cken geht schnell und unkom­pli­ziert. Nach­dem wir die wich­tigs­ten Infor­ma­tio­nen haben, gehen wir auf unser Zim­mer, wel­ches sich, selbst­ver­ständ­lich, ganz oben im letz­ten Stock­werk befin­det. Was wer­den wir durch­trai­niert sein wenn wir wie­der nach Hau­se kom­men. Unser Zim­mer ist klein, sehr klein. Aber nun gut. Wir wol­len hier nicht woh­nen, son­dern schlafen. 

Tasche abge­stellt, noch schnell einen Blick in den Spie­gel, Haa­re zurecht zie­hen und los geht es, nach­dem wir uns bei der Rezep­ti­on eine Kar­te haben geben las­sen, auf die Wie­ner Schnit­zel­jagd. Wir befin­den uns im Zen­trum und ich lau­fe wie ein klei­nes Kind, wel­ches zum ers­ten Mal in einer Groß­stadt ist, mit weit auf­ge­ris­se­nen Augen durch die Stra­ßen. Es soll­te nicht so schwie­rig sein in Wien eine Gast­stät­te zu fin­den, in der es Wie­ner Schnit­zel gibt. Schließ­lich habe ich mir geschwo­ren, dass das Ers­te, was ich in Wien esse, ein Wie­ner Schnit­zel sein wird. Von wegen! Das Zen­trum ist zuge­pflas­tert mit MC Donalds, Griechischen‑, Chinesischen‑, Indischen‑, und Ita­lie­ni­schen Restau­rants. Die weni­gen Gast­stät­ten, die Wie­ner Schnit­zel anbie­ten, sehen ent­we­der nicht son­der­lich ein­la­dend aus oder sind völ­lig über­teu­ert. Knapp 2 Stun­den sind ver­gan­gen, die Füße sind lahm und uns ist es mitt­ler­wei­le egal was, Haupt­sa­che irgend­et­was zum essen. Wir gehen in eine Gast­stät­te, die wir so ziem­lich als ers­tes gese­hen hat­ten, die auch nicht weit vom Hotel ent­fernt ist. Wir bestel­len 2 Wie­ner Schnit­zel, 1 Cola und 1 Bier. Komi­scher­wei­se ste­hen kei­ne Geträn­ke in der Spei­se­kar­te. Vol­ler Vor­freu­de sit­ze ich da und war­te auf das Schnit­zel, das weit über den Tel­ler­rand ragt. Der Kell­ner bringt das Essen. Ent­täu­schen­der­wei­se sind es drei klei­ne Schnit­zel. Geschmack­lich ist es gut, geht aber bes­ser. Wir zah­len und gehen zurück zum Hotel. In der Nähe vom Hotel ist ein tür­ki­scher Kiosk, wo wir Geträn­ke kau­fen. Mor­gen wer­den wir Wien erobern.
 

31. Dezember 2009

Guten Mor­gen Wien. Ich bin, eine Minu­te (7.29 Uhr) vorm Wecker, wach. Erst ein­mal sehen, was ich sehe wenn ich aus dem Fens­ter sehe. Wahn­sinn! Was für eine Aus­sicht. Dafür gehe ich ger­ne die unzäh­li­gen Trep­pen hoch bis in den 4. Stock. Häu­ser­wän­de, wohin ich auch sehe. Gut, wir sind nicht hier, um zu woh­nen, wie ich bereits erwähnt habe und auch nicht um die Aus­sicht aus dem Fens­ter zu genie­ßen. Wahr­schein­lich kann man in Wien auch nicht mehr, für 53,- € die Nacht (Sil­ves­ter­pau­scha­le, ab dem 2. Jan. 35,- €), erwar­ten. Ich gehe unter die Dusche, biss­chen zurecht­ma­chen und run­ter zum Früh­stück. Die­se ist reich­hal­tig und super lecker. Frisch gestärkt geht es erst­mal dar­um Geträn­ke zu besor­gen. Eine schö­ne Gegend, ist es, bei Tage betrach­tet, nicht in der sich unser Hotel befin­de. Weni­ge Häu­ser neben dem Hotel steht ein Lauf­haus (Puff). Eine wei­te­re Beschrei­bung der Umge­bung rund um das Hotel bedarf es wohl nicht. Nun gut. Schnell ein paar Geträn­ke im Hofer (Aldi) besorgt, im Zim­mer abge­stellt und schon lau­fen wir mehr oder weni­ger Ziel­los in Rich­tung Zen­trum und schließ­lich durch das Zen­trum. Eins muss man Wien las­sen, die Gebäu­de sind atem­be­rau­bend. Umso dich­ter wir dem Zen­trum kom­men, umso deut­li­cher ist zu hören, dass für heu­te Abend die ent­spre­chen­den Vor­be­rei­tun­gen getrof­fen wer­den. Es wird gebaut, gesperrt und in jeder Ecke wird ein Sound­check durch­ge­führt. Durch Zufall sehen wir kurz beim Sil­ves­ter­lauf, oder war­um auch immer die Leu­te die Stra­ße ent­lang­ge­lau­fen, zu. Was hören mei­ne emp­find­li­chen Ohren da?! Pfer­de­ge­trap­pel. Es wer­den immer mehr Fia­ker (Kut­schen), wel­che an uns vor­bei fah­ren. Damit steht mein Tages­ziel fest; Fia­ker fah­ren. Wir lau­fen, auf der Suche nach dem “Fia­ker­park­platz“, von links nach rechts, die Stra­ßen hoch und wie­der run­ter. Laut Kar­te müss­te so ziem­lich an jeder Ecke ein “Fia­ker­park­platz“ sein. Pus­te­ku­chen! Die Kut­schen, wel­che an uns vor­bei fah­ren, wer­den immer mehr, aber von dem “Park­platz“ ist weit und breit kei­ne Spur. Das kann doch nicht war sein, die Leu­te müs­sen doch irgend­wo ein­stei­gen. Inzwi­schen glau­be ich fast nicht mehr dar­an und plötz­lich, wie aus dem nichts, ste­hen hin­ter der Spa­ni­schen Reit­schu­le Fia­ker. Die Prei­se sind beacht­lich. Sie rei­chen von 40,- € für 15 bis 20 Minu­ten über 65,- € für ca. 40 Minu­ten bis 95,- € für eine Stun­de Fia­ker fah­ren. Ohne lan­ge zu über­le­gen, aber mit kräf­ti­gen Schlu­cken ent­schei­den uns für die 40,- € Tour. Decke über die Bei­ne und ab geht der Zosse. 

Das meis­te, was uns der Kut­scher erzählt, ver­ste­he ich nicht. Es sind ein­fach zu vie­le Neben­ge­räu­sche und dann auch noch der Wie­ner Dia­lekt. Lächeln und nicken, kommt immer gut. Zwi­schen­durch erstaunt gucken und dann passt es schon. Die Fahrt ist vor­bei und mein Gemahl hat leich­te Atem­pro­ble­me, wegen sei­ner Pfer­de­haar­all­er­gie. Mit der Zeit bes­sert es sich wie­der. Wir befin­den uns auf dem Ste­phans­platz vor dem Ste­phans­dom. Hier steht ein Typ als Clown ver­klei­det, der aus Luft­bal­lons Blu­men, Her­zen usw. formt. Ich las­se ihn, mit den Wor­ten, das er kurz war­ten soll, ste­hen und hole für ihn einen roten Luft­bal­lon, der zum Herz geformt ist. Wei­ter geht der ziel­lo­se Lauf durch die Stadt. Dann und wann holen wir zur Ori­en­tie­rung die Kar­te her­aus und immer wie­der heißt es ste­hen blei­ben, Fotos machen. Es beginnt zu nie­seln. Die Füße sind schwer, als hät­ten wir Blei an ihnen, die Bei­ne ein ein­zi­ger Schmerz und lang­sam kommt das Bedürf­nis nach Nah­rung auf. Heu­te soll es ein Grie­che sein. Da wir ges­tern an jeder Ecke bei einem Grie­chen vor­bei­ge­kom­men sind, wis­sen wir, wel­che Rich­tung wir ein­schla­gen müs­sen. Was heißt wir?! Ich, typisch Frau, bin total ori­en­tie­rungs­los und weiß die meis­te Zeit nicht wo wir sind, geschwei­ge denn wo wir lang müs­sen. Aber zum Glück habe ich einen Mann mit ein­ge­bau­ten Navi. Er führt mich zum Grie­chen. End­lich sit­zen! Nach lan­gem war­ten bli­cken wir in die nahe­zu ent­setz­ten Augen des Kell­ners, der demons­tra­tiv auf sei­ne Uhr schaut. Es ist 14.45 Uhr und ab 15.00 Uhr hat das Restau­rant bis 17.30 Uhr geschlos­sen. Er gibt uns zu ver­ste­hen, dass wir nicht mehr bedient wer­den und wir die Loka­li­tät ver­las­sen sol­len. Und das obwohl an einen ande­ren Tisch noch ein Pär­chen sitzt. Kaum zu glau­ben kaum. So was ist uns noch nie pas­siert. Wer nicht will der hat schon. Sel­ber Schuld! Eins steht fest, wenn wir viel­leicht in 20 Jah­ren wie­der nach Wien kom­men, dann gehen wir ganz bestimmt nicht zu die­sen Grie­chen. Nächs­ter halt ist ein Schnit­zel­haus. Das ist zwar nur ein Fast Food Restau­rant, aber lecker. Mit der Zun­ge auf den Boden geht es zurück zum Hotel, damit wir etwas die Füße hoch­le­gen kön­nen und ich Ansichts­kar­ten schrei­ben kann. Heu­te Abend wer­den wir zum Rat­haus­platz, Sil­ves­ter feiern.
Genug rum gele­gen. Es ist 21.00 Uhr und wir machen uns fer­tig, um zum Platz zu gehen. Wir sind nun auf den Weg und in den Stra­ßen und Gas­sen wird bereits diver­ses Feu­er­werk in die Luft gejagt. Der Rat­haus­platz ist sehr gut gefüllt. Wir bah­nen uns den Weg, um uns eine Brat­wurst zu kau­fen. Die­se ist lecker, aber total über­fet­tet. Mit Sekt und Glüh­wein in der Hand lau­schen wir einer Rob­bie Wil­liams Cover­band. Es herrscht dich­tes Gedrän­ge. Wir füh­len uns wie Ölsar­di­nen. Am liebs­ten wür­de ich schrei­en. Kei­ner, aber auch wirk­lich nie­mand nimmt Rück­sicht auf mei­ne Ver­su­che brauch­ba­re Bil­der von der Band zu machen. Was dabei am meis­ten nervt, sind die Leu­te mit total bescheu­ert aus­se­hen­den Schwei­ne­müt­zen, die ich ver­su­che nicht aufs Bild zu bekom­men. Schwie­rig, schwie­rig. Auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te spielt eine ande­re Band. Kei­ne Ahnung wie sie heißt. Trotz­dem gehen wir durch die Men­schen­mas­se zur ande­ren Büh­ne. Ich spü­re jeden Mus­kel, der sich in mei­nen Bei­nen befin­det. Mein größ­ter Wunsch, eine Bank zum sitzen. 

Eben noch ras­te die Zeit. Doch lang­sam gerät sie ins sto­cken. Die letz­ten 30 Minu­ten wol­len nicht ver­ge­hen. Wir erhe­ben uns von der Bank, um die Stra­ßen­sei­te zu wech­seln, damit wir gute Bil­der machen kön­nen, für den Fall das es ein Feu­er­werk ähn­lich wie in Lon­don gibt. Noch 20, 15, 10, 5 Minu­ten. Über­all wer­den Rake­ten in die Luft geschos­sen. Um uns ver­sam­meln sich immer mehr Men­schen. Die Hoff­nung auf ein kon­trol­lier­tes Feu­er­werk steigt. Lei­der ist die Hoff­nung ver­ge­bens. Es ist sehr schwer, nahe­zu unmög­lich gute Bil­der zu machen. In allen Him­mels­rich­tun­gen flie­gen Rake­ten in die Luft. Uns ist etwas kalt, die Füße und Bei­ne schmer­zen und wir bege­ben uns auf den Rück­weg. Um uns her­um Böl­ler, Rake­ten und Men­schen, sehr vie­le Men­schen. Wir schlei­chen durch die Stra­ßen, in der Hoff­nung kei­nen Böl­ler zwi­schen die Bei­ne zu bekom­men. Leicht­sin­nig wer­den die Böl­ler durch die Gegend, auch auf die Stra­ße und zwi­schen den Autos geschmis­sen. Ich möch­te jetzt kein Auto hier fah­ren. Wir errei­chen unbe­schä­digt unser Hotel. Für mor­gen ist das Hun­dert­was­ser­haus anvi­siert, doch das wird spon­tan ent­schie­den. Gute Nacht Wien und ein Fro­hes neu­es Jahr.
 

1. Januar 2010

Der Mor­gen und auch wir erwa­chen. Mit uns auch der Mus­kel­ka­ter in den Bei­nen. Jede Bewe­gung wird mit stöh­nen und jam­mern voll­zo­gen. Eins ist schon mal klar, dass Hun­dert­was­ser­haus wer­den wir nicht sehen. Es gilt jede über­flüs­si­ge Bewe­gung zu ver­mei­den. Eine Dusche wäre jetzt super. Nur lei­der ist das mit Bewe­gung ver­bun­den. Lie­ber noch etwas lie­gen blei­ben. Es hilft nichts, auf­ste­hen und duschen. Aua!!! Run­ter geht es die vie­len Trep­pen zum Früh­stück. Jeder Schritt ist schmerz­haft. Danach müs­sen wir unbe­dingt ein paar orga­ni­sa­to­ri­sche Din­ge klä­ren, z.B. ein Taxi zum Flug­ha­fen für mor­gen früh oder bes­ser heu­te Nacht bestel­len las­sen. Das Früh­stück ist wie­der aus­ge­zeich­net. Rau­chen und zur Rezep­ti­on. Ein Taxi müs­sen wir gar nicht bestel­len. Nach Anruf ist es inner­halb von 4 Minu­ten da. Kur­zer Hand ent­schlie­ßen wir uns doch dazu vor­sich­tig nach der Ent­fer­nung zum Hun­dert­was­ser­haus zu fra­gen. Dar­an war vor­hin zwar nicht zu den­ken, wie bereits erwähnt, gilt es jede über­flüs­si­ge Bewe­gung zu ver­mei­den, aber den gan­zen Tag auf dem Zim­mer zu ver­brin­gen, könn­te lang­wei­lig wer­den. Heu­te wer­den wir uns eine Fahrt mit der U‑Bahn gön­nen. Schließ­lich sind wir nicht beim Halb­ma­ra­thon. Noch ein­mal tief durch­at­men, die letz­ten Kräf­te mobi­li­sie­ren und hin zur U‑Bahn, die wei­ni­ge Minu­ten vom Hotel ent­fernt ist. Ticket lösen und los geht die Fahrt. Die 5. Sta­ti­on (Land­stra­ße) ist erreicht und wir stei­gen aus. Zur Stand­ort­be­stim­mung holen wir die Kar­te raus. Auf zum Hun­dert­was­ser­haus. Spä­ter, auf den Rück­weg, wer­den wir fest­stel­len, dass wir einen Umweg gelau­fen sind, aber das wis­sen wir jetzt noch nicht. Da ist es, dass Hundertwasserhaus. 

Vor 14 Jah­ren war ich schon mal hier. Ich las­se mich an den Baum foto­gra­fie­ren, an den ich vor 14 Jah­ren schon stand und ein Bild von mir gemacht wur­de. Es kann auch der Baum dane­ben gewe­sen sein. Weiß ich nicht mehr genau. Ich wer­de zu Hau­se das Bild mal raus­su­chen. Wie sich zu Hau­se raus­stel­len wird, war das genau der Baum, nur das ich damals links und jetzt rechts vom Baum stand. Fotos sind gemacht und es geht wei­ter. Wohin eigent­lich?! Egal, erst­mal wei­ter. Wir lau­fen und lau­fen und lau­fen ziel­los durch die Gegend. Eini­ge Zeit ist ver­gan­gen und all­mäh­lich macht sich Hun­ger bemerk­bar. Da wir ges­tern beim Grie­chen raus­ge­schmis­sen wur­den, wol­len wir es heu­te noch mal ver­su­chen. Natür­lich bei einen ande­ren. Kreuz und quer, auf der Suche nach einem Grie­chen, lau­fen wir bis zum Ste­phans­platz. Mei­ne Bei­ne und Füße schmer­zen so sehr das ich am liebs­ten irgend­wo hin­set­zen und kei­nen Schritt mehr machen möch­te. Eine Alter­na­ti­ve muss her, die­se heißt Ita­lie­ner. Hier ist es ver­dammt voll und bestimmt mit lan­gen War­te­zei­ten zu rech­nen. Was soll’s, Haupt­sa­che sit­zen. Ich kann mich nicht ent­schei­den, was ich essen möch­te. Nach ewi­gen hin und her ent­schei­de ich mich für die Spa­ghet­ti alla Car­bo­n­a­ra. Mein Gat­te ist sehr erfreut, dass ich end­lich gewählt habe. Er hat sich schon lan­ge längst Lasa­gne aus­ge­sucht. Es dau­ert ewig bevor jemand an unse­ren Tisch kommt und wir bestel­len kön­nen. Kurz dar­auf kommt die Lasa­gne. Eini­ge Zeit spä­ter auch die Spa­ghet­ti. Das ging ganz schön schnell. Über­ra­schen­der­wei­se ist das Essen köst­lich. Hät­te ich nicht erwar­tet, so schnell wie das ging. 

Wir blei­ben nach dem Essen noch etwas sit­zen, auch wenn die Rech­nung längst bezahlt ist, um uns dar­auf vor­zu­be­rei­ten auf­zu­ste­hen und los­zu­ge­hen. Was für ein Schmerz­er­leb­nis. Wir schlep­pen uns zur U‑Bahn Rich­tung Hotel. Eine Hür­de ist noch zu über­win­den, bevor wir die Füße hoch neh­men kön­nen, die unzäh­li­gen Trep­pen. Ange­kom­men. Viel­leicht wer­den wir uns heu­te Abend noch mal dazu auf­raf­fen, um am Imbiss auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te was zum Essen zu holen. Die­se Nacht wird kurz wer­den. Um 2.30 Uhr wird der Wecker klingeln.
Es könn­te ja so ein­fach sein. Ein Stück die Stra­ße hoch, die­se über­que­ren, dann noch mal die Stra­ßen­sei­te wech­seln und schon sind wir beim Imbiss. Aber nein, er möch­te unbe­dingt zum Grie­chen, der einen Fuß­marsch von ca. 20 Minu­ten bean­sprucht. Und wie soll­te es anders sein, wir kom­men an und der Grie­che hat geschlos­sen. Also doch zum Imbiss. Es sind 45 Minu­ten ver­gan­gen seit­dem wir los­ge­gan­gen sind, um letzt­end­lich doch beim Imbiss zu lan­den. Das hät­ten wir auch ein­fa­cher haben kön­nen. Die vie­len Trep­pen sind bezwun­gen, das Essen, was eini­ger­ma­ßen war, geges­sen und alles was wir spä­ter, also um 2.30 Uhr, nicht brau­chen ist in der Rei­se­ta­sche ver­staut. Also Bei­ne hoch­le­gen und ver­su­chen den Mus­kel­ka­ter zu ignorieren.
 

2. Januar 2010

Was für eine Nacht. Aus uner­find­li­chen Grün­den haben wir sehr schlecht geschla­fen. Den Wecker brau­chen wir gar nicht, da wir seit 1.45 Uhr wach sind. So haben wir wenigs­tens genü­gend Zeit rich­tig wach zu wer­den. Es ist 2.45 Uhr und Zeit auf­zu­ste­hen. Duschen und anzie­hen. Aufs auf­hüb­schen ver­zich­te ich groß­zü­gig. Da ist gera­de nichts zu machen bzw. raus­zu­ho­len. Dafür bin ich viel zu müde. Wir gehen ein letz­tes Mal die geschätz­ten 245 Trep­pen run­ter zur Rezep­ti­on, aus­che­cken. Das Taxi ist schnell da und wir machen uns auf dem Weg zum Flug­ha­fen. Der Taxi­fah­rer scheint mir unkon­zen­triert. Stän­dig fum­melt er an den Arma­tu­ren, kramt in sei­nen CDs rum und spielt sich an sei­nen Head­set fest. Wir ste­hen an der Ampel, es wird grün, was er beim rum­spie­len mit sei­nen Head­set nicht mit­be­kommt. Dann mache ich ihn wohl mal lie­ber drauf auf­merk­sam, bevor es wie­der rot wird. Er bedankt sich und wir fah­ren wei­ter. Ich schaue ihm über die Schul­ter und muss fest­stel­len, dass kei­ne Geschwin­dig­keits­an­zei­ge zu sehen ist, zumin­dest nicht da, wo sie sein soll­te. Woher weiß er wie schnell er fährt?! Am Flug­ha­fen ange­kom­men sind wir 35,- € für eine hal­be Stun­de Taxi fah­ren los. Das wird kein Hob­by von mir wer­den. Rau­chen, kurz ori­en­tie­ren und ein­che­cken. Das geht beson­ders schnell, es ist näm­lich fast nichts los. Der Flug­ha­fen schläft noch. Nun sit­zen wir vor ver­schlos­se­ner Tür zur Sicher­heits­kon­trol­le und die Hal­le füllt sich zuse­hends. Die Zeit ver­geht, es wer­den immer mehr Leu­te, die sich vor der ver­schlos­se­nen Tür ver­sam­meln, aber nichts pas­siert. Das Flug­ha­fen­per­so­nal trifft nach und nach ein und rennt stän­dig hin und her. Ver­mut­lich bekom­men sie Kilo­me­ter­geld. End­lich! Die Tür zur Sicher­heits­kon­trol­le öff­net sich für uns Pas­sa­gie­re. Wird es dies­mal bei mir pie­pen?! Nein!!! Aber bei ihm. War­um auch immer. Es gibt kei­nen offen­sicht­li­chen Grund. Er bekommt einem aus­führ­li­chen Body­check. Ich muss schmun­zeln, da ich ihm anse­he das er wenig begeis­tert davon ist, wie die Hän­de des smar­ten Sun­ny­boys über sei­nen Kör­per strei­chen. Kaf­fee, ich kom­me! Lei­der muss ich ent­täu­schend fest­stel­len das außer eine Par­fü­me­rie und ein Zei­tungs­la­den noch nichts offen hat. Doch kei­nen Kaf­fee. Wie blöd! Wir sit­zen nun, mal wie­der, und war­ten dar­auf, dass das Boar­ding los­geht. Es ist 5.50 Uhr und laut Boar­ding-Card müss­te jetzt das Boar­ding begin­nen. Es geht aber nicht los. Kann ja auch nicht. Die ent­spre­chen­den Mit­ar­bei­ter sind noch nicht da oder bes­ser die bei­den Damen sind gera­de im Anmarsch. Gemüt­lich schlen­dern sie zum Schal­ter und neh­men Platz. Nun wird wohl das Boar­ding star­ten. Von wegen, nichts pas­siert. Die Bei­den sit­zen an ihren Schal­ter und quat­schen ganz in Ruhe. Mei­ne Lau­ne sinkt zuneh­mend. Man beden­ke, wir sind seit 1.45 Uhr wach, Kaf­fee hat­te ich auch noch kei­nen und wir sit­zen da, war­ten dar­auf das es los­geht und die Damen machen kei­ne Anstal­ten mit dem Boar­ding zu begin­nen. Es gibt nicht ein­mal eine Infor­ma­ti­on wor­an es liegt das nichts pas­siert. Viel­leicht kön­nen sie aber auch ein­fach nicht die Uhr lesen. Scheiß Wie­ner Gemüt­lich­keit! Kurz nach 6.00 Uhr begin­nen sie mit dem, was seit 5.50 Uhr pas­sie­ren soll­te, dem Boar­ding. Mein Gesicht ist bereits zur Faust geballt und der Mor­gen ist für mich gelau­fen. Der Bus ist gna­den­los über­füllt und wir fah­ren quer über das gan­ze Flug­ha­fen­ge­län­de. Die Fahrt will kein Ende neh­men. Der Bus hält. Ver­mut­lich hat der Bus­fah­rer das rich­ti­ge Flug­zeug gefun­den. Wir stei­gen aus und gehen bei strö­men­den Regen zum hin­te­ren Ein­gang, so wie es beim Boar­ding ange­sagt wur­de. Die Pas­sa­gie­re mit den Sitz­plät­zen ab der Num­mer 15 möch­ten den hin­te­ren Ein­stieg vom Flug­zeug nut­zen, um lan­ge War­te­zei­ten zu ver­mei­den. So wur­de es uns gesagt und weil wir die Plät­ze 24 A und B haben steu­ern wir gera­de­wegs auf den hin­te­ren Ein­gang zu. Jedoch bleibt die­ser aus uner­klär­li­chen Grün­den geschlos­sen. Mei­ne Lau­ne hat genau jetzt, hier drau­ßen, vor den ver­schlos­se­nen hin­te­ren Ein­stieg, ihren Tief­punkt erreicht. So gehen wir zum vor­de­ren Ein­stieg. Es reg­net immer noch in strö­men und mit der War­te­zeit pas­siert das, was eigent­lich ver­mie­den wer­den soll­te, sie ver­län­gert sich unnö­tig bis wir end­lich auf unse­re Plät­ze sit­zen. Der Kapi­tän spricht zu uns. Er ent­schul­digt sich für die Unan­nehm­lich­kei­ten, aber die hin­te­re Tür konn­te nicht geöff­net wer­den, weil der Tank­vor­gang noch nicht been­det war. Was will man dazu noch sagen?! Nächs­tes Mal soll­ten sie frü­her anfan­gen, wäre mein Vor­schlag dazu. Es fol­gen die übli­chen An‑, und Durch­sa­gen und wir heben Rich­tung Hei­mat ab. Mach’s gut Wien. Oben ange­kom­men gibt es end­lich den Kaf­fee, wel­chen ich schon seit Stun­den haben woll­te. Nach und nach ver­ab­schie­det sich die Nacht und der Tag erwacht über den Wol­ken. Guten Mor­gen Welt. In ca. 20 Minu­ten wer­den wir wie­der lan­den. Kaum sind wir gelan­det war­te ich auf den übli­chen und für mich uner­klär­li­chen Applaus, der die­ses Mal aber aus­bleibt. Es wird für mich ein ewi­ges Rät­sel blei­ben. Ich mei­ne, wir machen auch unse­ren Job. Bekom­men aber kei­nen Bei­fall dafür. Das muss man sich mal vor­stel­len, z.B. mein Gat­te. Sein Job ist nicht weni­ger anstren­gend, aber Applaus, wenn er eine Stra­ße, einen Geh­weg oder was auch immer fer­tig gepflas­tert hat, bekommt er nicht. Und dabei hät­te er ihn alle­mal ver­dient. Sorgt er doch schließ­lich für ebe­ne Wege. Wir ver­las­sen das Flug­zeug und bege­ben uns auf den Weg zum Gepäck­band. Schnell noch das Han­dy anschal­ten, damit mich mein Papa errei­chen kann, für den Fall das er ver­sucht anzu­ru­fen. Das ste­hen am Gepäck­band ist eine Zer­reiß­pro­be für unse­re Ner­ven. Es ist deut­lich zu hören, dass die Jungs Spaß beim Gepäck aus­la­den haben. Wäh­rend­des­sen fan­gen wir, die generv­ten Pas­sa­gie­re, an mit den Füßen zu tram­peln, sinn­bild­lich gespro­chen. Eine hal­be Stun­de ist seit der Lan­dung ver­gan­gen, mei­ne Mund­win­kel befin­den sich auf den Weg nach unten, als unse­re Rei­se­ta­sche auf den För­der­band zu sehen ist. Bes­ser ist mal. Am Aus­gang müs­sen wir gar nicht lan­ge suchen und ich lau­fen mei­nen Papa freu­de­strah­lend in die Arme. Er erzählt uns, dass er sich bei den Flug­in­for­ma­tio­nen, wel­che ich ihm gege­ben habe, ver­le­sen hat und seit 6.35 Uhr (Abflug­zeit) auf den Flug­ha­fen ist. Blöd gelau­fen. Nun glei­ten wir wie­der durch den Schnee, aber die­ses mal in Rich­tung Hei­mat. Wir sind zurück.


Ein Kommentar zu "Wien 2009 / 2010"

  • Ein echt schö­ner Rei­se­be­richt Kathrin!!!
    Wer­de bei Gele­gen­heit wie­der mal nach Wien Reisen,dein Bericht hat Lust dazu gemacht.
    vie­le lie­be Grüs­se an Dich

    1 Benny schrieb das (18. Oktober 2010 gegen 12:05 Uhr) Antworten


Schreibe einen Kommentar

Comments RSS Abboniere meinen Kommentar RSS-Feed.
Trackback Hinterlasse einen Trackback von Deiner Seite.
Trackback URL: http://fee.philippkueller.de/2010/01/10/wien/trackback/


Copy Protected by Tech Tips's CopyProtect Wordpress Blogs.