Madeira 2016
September, 2016
Geschlossen
18. August 2016
Es ist 6.00 Uhr und mein Handy klingelt. Ich war schon gute 20 Minuten vorher wach. Heute wollen wir nach Madeira fliegen. Diese Insel gehört zu Portugal. Sie liegt ca. 950 km südwestlich von Lissabon und 600 km westlich von der marokkanischen Küste im Atlantik auf der afrikanischen Platte. Madeira ist eine Vulkan-Insel und wird auch liebevoll die “Blumeninsel” genannt.
Seit Februar, als wir diesen Urlaub gebucht hatten, freue ich mich darauf. Leider ist meine Freude seit gut einer Woche getrübt. Vor einer Woche hörte ich nebenbei im Fernsehen, dass in Portugal Waldbrände die Menschen im Atem halten. Als ich das hörte, dachte ich mir nichts dabei. Doch plötzlich kam mir der Gedanke, dass Madeira eine Insel von Portugal ist. Schon hatte ich mein Handy in der Hand. Ich tippte Madeira ein und die ersten Meldungen fingen mit „Waldbrände auf Madeira“ an. Mein nächster Gedanke war, dass wir dort in ein paar Tagen hinfliegen wollen. Schlagartig sank meine Laune. Ich las einen Bericht nach den anderen und das was ich lesen musste, ließ nur einen Gedanken zu: Bye, bye Madeira! Alles sträubte sich in mir auf eine brennende Insel zu fliegen. Meine Gedanken gingen weiter, dass wir unbedingt ins Reisebüro müssen, um ggf. umzubuchen oder zu stornieren. Als mein Mann nach Hause kam, berichtete ich ihm davon. Er blieb entspannt und meinte nur, dass es noch eine Woche hin ist und wir an unseren ersten Urlaubstag zum Reisebüro fahren und nachfragen können. Ich fragte mich, wie man(n) bei solchen Nachrichten nur so entspannt bleiben kann. Die Insel brennt und wir wollen dort Urlaub machen! In den Berichten stand, dass die Feuerwehr Tag und Nacht im Einsatz ist, aber durch die anhaltende Hitze und Trockenheit ist das Feuer nicht unter Kontrolle zu bekommen. Nach und nach verschwand meine Vorfreude und ich freundete mich mit dem Gedanken an, dass sich das wohl erledigt hat. Am nächsten Tag kam mein Mann von der Arbeit und fragte mich, ob wir nicht doch schon zum Reisebüro wollen. In den Nachrichten, die ich nicht mehr weiter verfolgt hatte, war zu hören, dass das Feuer die Berge immer weiter runter kommt. Viele Menschen mussten bereits aus ihren Häusern evakuiert werden. Mit dem Wissen fuhren wir zum Reisebüro. Freudig wurden wir mit der Frage empfangen, wo die Reise denn dieses Mal hingehen soll. Wir antworteten, dass wir erst einmal nach Madeira wollten, es dort aber brennt. Der Mann vom Reisebüro sah uns an, als wäre es vollkommen normal und seine Frage: „Ja und?“ verwunderte mich. War es zu früh, dass wir uns Sorgen um unseren Urlaub machen? Abenteuerurlaub gut und schön, aber nicht wenn es lebensgefährlich werden kann. Er tippte in seinen Rechner Waldbrand auf Madeira ein. Nachdem er sich belesen und wir uns einen kurzen Bericht über das Feuer ansahen, drehte er sich zum Telefon und wählte eine Nummer. Das was wir hörten oder besser nicht hörten –kein Freizeichen- verhieß nichts Gutes. Sicher rufen noch mehr wegen den Feuern in Portugal und auf Madeira an. Er wählte eine andere Nummer und wir landeten sofort in der Warteschleife. Währenddessen wir warteten, erzählte er uns von irgendwelchen Erlebnissen auf irgendwelchen Reisen. Das interessierte mich alles gar nicht. Ich wollte nur, dass jemand ans Telefon geht und meine Vermutung, dass es das mit Madeira war und wir dieses Jahr nicht hinfliegen werden, bestätigt wird. Eine halbe Stunde war vergangen und wir befanden uns noch immer in der Warteschleife.
Gerade wollte er auflegen, als sich eine Frauenstimme meldete. Gleich werden wir zu hören bekommen, dass wir uns was anderes suchen müssen, dachte ich. Doch weit daneben. Von den Veranstaltern gab es noch keine offizielle Meldung, dass Flüge nach Madeira kostenfrei umgebucht oder storniert werden können. Mit den Worten, dass wir benachrichtigt werden wenn sich was neues ergibt verließen wir wieder das Reisebüro. Meine Gedanken drehten sich darum, was und dort erwarten wird. Bei der Arbeit erzählte ich davon und meine Kollegen waren erstaunt, dass von kostenfreier Umbuchung bzw. Stornierung noch keine Rede war. Am letzten Arbeitstag verabschiedete ich mich mit den Worten, dass ich nach Madeira löschen helfen fliege, von meinen Kollegen. Täglich verfolgte ich nun die neuen Berichte über die zahlreichen Waldbrände. Auch das Reisebüro versorgte uns täglich mit neuen Informationen über den Stand der Dinge. So schnell die Aufregung kam, so schnell legte sie sich auch wieder, da inzwischen zu lesen war, dass die Brände weitgehend gelöscht oder unter Kontrolle sind. Doch trotzallem blieb der Gedanke, was uns wohl auf Madeira erwarten wird.
Komme ich zum heutigen Tag zurück.
Während das Leben draußen tobt, packe ich seelenruhig die letzten Sachen ein. Selbstverständlich erst, nachdem ich den Kaffee angestellt habe. Ich gieße die Blumen und begebe mich dann ins Bad, um mich frisch zu machen. Anschließend widme ich mich meinen ersten Kaffee. Es ist 7.10 Uhr und ich frage mich, ob mein Mann nicht langsam aufstehen möchte. Wenn ich meinen Kaffee aus habe gehe ich rüber, um ihn zu wecken. Genau in diesen Moment geht die Tür vom Schlafzimmer auf. Noch schlaftrunken schleicht er ins Bad. Den ersten Kaffee habe ich aus. Ich gehe ins Schlafzimmer, öffne die Fenster und mache das Bett. Danach nehme ich meine Tasse, gehe in die Küche und gieße seinen ersten und meine zweiten Kaffee ein. Hinter mir höre ich seine Stimme, die mir sagt, dass ich sehr entspannt wirke. Ich sehe auf die Uhr und antworte, dass es doch erst 7.26 Uhr ist. Er macht mich darauf aufmerksam, dass wir um 7.50 Uhr zum Bahnhof gehen wollen. Und? denke ich. Es ist doch alles fertig. Die Koffer sind gepackt, die Reiseunterlagen befinden sich in meiner Taschen, wir brauchen uns nur noch anziehen und losgehen. Ich packe noch ein paar Sachen in meinen Koffer, nebenbei trinke ich meinen Kaffee. Die Hälfte von meinen Kaffee schütte ich weg, da es an der Zeit ist loszugehen. Die Koffer hinter uns her ziehend gehen wir Richtung Bahnhof, steigen in den Zug, der bald darauf losfährt. Zweimal müssen wir umsteigen, bevor wir den Flughafen Berlin Tegel erreichen. Dank dem world wide web hatte ich mich gestern darüber informiert wo wir im Flughafen hin müssen. Zielgerichtet steuern wir auf den Terminal C zu. Als erstes heißt es Koffer loswerden, dann eine Kleinigkeit essen und anschließend zur Sicherheitskontrolle. Alles was piepen könnte habe ich abgelegt und dennoch bleibt es spannend. Im Gegensatz zu meinen Mann, piept es bei mir nicht. Erleichtert ziehe ich meine Jacke an, legen meine Gürtel wieder um, nehme meine Tasche und werde nichts ahnend angesprochen und gefragt, ob ich deutsch spreche. Ich sehe die Frau verwundert an und gebe ihr zu verstehen, dass ich deutsch spreche. Sie meint zu mir, dass ich ihr folgen soll. Bei mir wird eine Sprengstoffkontrolle durchgeführt. Wir fliegen seit einigen Jahren, aber eine Sprengstoffkontrolle hatte ich bis jetzt noch nicht erlebt. Ich werde in einen Raum geführt. Sie holt einen Teststreifen und wischt diesen über meine Handinnenflächen, die Hosentaschen, den Gürtel, die Tasche und die Bordingcard. Dabei erklärte sie mir, dass durch die erhöhten Vorsichtmaßnahmen vermehrt Sprengstoffkontrollen durchgeführt werden. Während das Testgerät den Teststreifen auswertet, bekomme ich zu erfahren, dass dieses unscheinbare Testgerät so viel wie ein Einfamilienhaus kostet. Wie erwartet fällt der Test gut für mich aus. Gerade ich, die jegliche Gewalt verabscheut, muss kontrolliert werden.
Die “Duty-free-Welt” fällt im Terminal C eher bescheiden aus. Darum setzen wir uns und warten darauf, dass das Bording beginnt. Eine Familie (Vater, Mutter und drei Kinder) setzen sich neben uns. Die Mutter hat ihre Familie fest im Griff und gibt den Ton an, wie ein kleiner Feldwebel. Die Zeit vergeht und die Uhr lässt erkennen, dass es nur noch zwei Minuten bis zum Bording sind. Er sammeln sich immer mehr Menschen, aber nichts passiert. Ich werde langsam unruhig, da ich einfach nur noch losfliegen möchte. Mein Mann ist leicht amüsiert, als er mitbekommt, dass es in mir zu brodeln beginnt. Irgendwann war durch die Lautsprecher zu hören, dass sie sich für unsere Geduld bedanken und es nun mit dem Bording losgeht. Warum es sich verzögert hat, werden wir nie erfahren. Nach dem Bording gehen wir zum Flugzeug, steigen ein und setzen uns auf unsere Plätze. Die erste Durchsage vom Steward ist sehr schnell. Ich habe keine Ahnung was er gesagt hat und weiß auch nicht, wann er beim Reden Luft geholt hat. Wahrscheinlich hat er sich einen kleinen Spaß erlaubt. Einige Passagiere lachen, mein Humor ist es nicht. Der Pilot meldet sich und weißt uns darauf hin, dass sich der Abflug etwas verzögern wird, da u.a. noch das restliche Gepäck eingeladen werden muss. Nun gut. Wenigstens sitzen wir im Flugzeug und entgegen der Nachrichten, die wir vor einigen Tagen hörten und mich befürchten ließen, dass wir nicht fliegen werden, fliegen wir in wenigen Minuten Richtung Madeira.
Seltsamerweise habe ich dieses Mal beim Start nicht das Lied “Über den Wolken” von Reinhard Mey im Kopf, sondern die folgende Zeilen aus dem Lied “Astronaut” von Sido. […] Ich heb ab, nichts hält mich am Boden, alles blass und blau. Bin zu lange nicht geflogen, wie ein Astronaut. […]
Inzwischen haben wir die Hälfte der Flugzeit hinter uns und werden planmäßig um 16.09 Uhr (17.09 Uhr deutscher Zeit) auf Madeira landen. Ich bin gespannt, ob und wie viel von den Bränden zu sehen ist. Was ich aber mit Sicherheit weiß, dass uns jeden Tag um die 30 Grad und ganz viel Sonnenschein erwarten wird.
Gerade sind wir an der Küste von Portugal vorbeigeflogen. Nun wird es noch eine Stunde dauern bevor wir Madeira erreichen.
Die Landung ist nicht ganz so sanft, wie wir es bei anderen Flügen erleben konnten, aber wir haben wieder festen Boden unter den Füßen. Hier zu landen bedarf einer speziellen Ausbildung der Piloten, da der Flughafen vom Atlantik und den Bergen eingeschlossen ist. Der Pilot muss beim Landeanflug erst lange auf die Berge zufliegen und darf erst im letzten Moment das Steuer nach rechts einschlagen, um auf die Landebahn zuzusteuern und zu landen.
Nun heißt es Koffer vom Band holen und zum Ausgang. Wie immer bin ich etwas unruhig, ob unser Koffer mit dabei sind oder vielleicht dieses Mal verschwunden sind. Die ersten Koffer kommen, von uns ist keiner dabei. Die zweite Ladung kommt, ein blauer Koffer ist zu sehen und er gehört zu uns. Kurz darauf kommt auch der zweite Koffer. Nun kann der Urlaub losgehen. Wir bewegen uns in Richtung Ausgang. An verschiedenen Ständen sind unterschiedliche Reiseveranstalter aufgeführt. Wir müssen zu dem Stand von ITS. Wir werden nach den Namen gefragt und bekommen einen Umschlag überreicht. Darin befinden sich alle relevanten Informationen für die Wanderungen. Wir sind davon ausgegangen, dass wir an zwei Wanderungen teilnehmen. Allerdings befinden sich vier Wanderscheine im Umschlag. Wir überlegen, ob wohlmöglich was schiefgegangen ist. Ich sehe noch einmal in die E‑Mail vom Reisebüro. Meinen Mann fällt auf, dass es nicht zwei Wanderungen heißen soll sondern als Aufzählung zu deuten ist. Dann fällt ihm wieder ein, dass es nicht möglich war einzelne Wanderungen zu buchen und wir darum ein Paket gebucht haben.
Wir müssen noch auf andere Gäste warten, dann werden wir zu einem Kleinbus geführt. Das Gepäck wird eingeladen, wir steigen ein und fahren los. Auf den ersten Blick ist vom Brand nichts zu sehen. Doch beim Blick nach oben, in den Bergen, sind verbrannte Bäume zu sehen. Ich bin erleichtert, dass es nicht so schlimm wie erwartet aussieht. Der Busfahrer fährt relativ schnell die schmalen Straßen, die teilweise eine beachtliche Steigung haben, entlang. Nun sind auch vereinzelt verbrannte Häuser in tieferen Lagen zu sehen. Nach einiger Zeit erreichen wir unser Hotel.
Jetzt möchte ich nur eins, raus aus den Schuhen!
Im Hotel werden wir freundlich empfangen und bekommen alle wichtigen Informationen. Wir gehen zum Fahrstuhl und stehen und warten und stehen und warten, aber der Fahrstuhl kommt nicht. Andere Hotelgäste klären uns auf, dass es zu der Uhrzeit immer so lange dauert, da viele vom Pool kommen. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnet sich die Fahrstuhltür. Wir erreichen die 4. Etage und haben auch schnell unser Zimmer gefunden. Im Zimmer ist es sehr warm. Ich ziehe als erstes die Vorhänge auf und öffne das Panoramafenster. Der Blick geht direkt zum Atlantik, so wie bei jedem anderen Zimmer auch. Dadurch, dass das Hotel terrassenförmig in die Felsen gebaut ist, hat jedes Zimmer Meerblick. Wir stellen die Koffer ab, ziehen die Schuhe aus, Beine hoch und ankommen. Später werden wir essen gehen. Dafür haben wir bis 21.30 Uhr Zeit. Nach dem Essen wollen wir noch ein bisschen das Hotel erkunden und viel mehr wird heute nicht passieren. Vielleicht trinken wir noch einen oder zwei Cocktails an der Bar.
Wir liegen auf dem Bett, sehen TV und plötzlich gehen der Fernseher und das Licht aus. Ich steh auf, ziehe die Karte raus, stecke sie wieder rein- nichts. Das Ganze mache ich ein paar Mal, doch nichts passiert. Ich belasse es dabei, lege mich auf das Bett, schließe die Augen und höre dem Meer zu. Ich stelle mir vor, wie wir morgen früh vom rauschen des Meeres geweckt werden.
Nach einiger Zeit beschließen wir essen zu gehen. Beim Verlassen des Zimmers, stellen wir fest, dass das Licht im Flur funktioniert. Noch einmal stecken wir die Karte rein und siehe da, wir haben wieder Strom.
Unser Zimmer ist in der 4. Etage, Essen gibt es in der 9. Etage. Da der Fahrstuhl sehr langsam ist, nehmen wir die Treppen. Erfahrungsgemäß gehen wir die Treppen hoch, da wir zur 9. Etage müssen. Jedoch werden die Zahlen, umso höher wir kommen, immer kleiner. Plötzlich stehen wir an der Rezeption. Also gehen wir die Treppen wieder runter, die Zahlen werden größer und in der vorletzten Etage befindet sich das Panorama-Restaurant. Diese Logik, warum die Zahlen nach oben kleiner und nach unter größer werden, offenbart sich mir nicht. Im Restaurant werden wir begrüßt und zu einem Tisch geführt. Nachdem wir die Getränke bestellt haben, sehe ich mir das Buffet an. Es ist, im Vergleich zu den anderen Hotels, übersichtlich. Dennoch ist für jeden Geschmack etwas dabei. Wir essen von vielen Sachen ein bisschen und alles ist sehr lecker. Satt und zufrieden verlassen wir das Restaurant. Unser Weg führt uns zur Bar. Wir setzen uns ans Fenster und sehen auf das Meer hinaus. Der Barkeeper kommt und nimmt die Bestellung auf. Kurz darauf bringt er uns ein Cocktail und ein Bier. Der Cocktail ist sehr köstlich und geht sofort in den Kopf. Also lieber etwas langsamer trinken. Die Gläser sind leer, wir bezahlen und gehen. Aus dem Automaten, der an der Rezeption steht, nehmen wir noch Getränke mit. Wohlgemerkt gehen wir runter und die Zahlen werden größer statt kleiner. Ich habe für mich noch keine logische Erklärung gefunden und es wird wohl für mich ein ewiges Geheimnis bleiben.
Im Zimmer angekommen, gehe ich duschen und wir lassen den Tag ausklingen. Morgen werden wir um 9.00 Uhr zur ersten Wanderung abgeholt. Diese Wanderung wird den ganzen Tag dauern. Der erste Tag geht ruhig zu Ende und ich freue mich schon morgen und was wir alles sehen und erleben werden.
19. August 2016
Was für eine Nacht! Gefühlt habe ich fünf Liter Schweiß verloren. Das Aufstehen fällt mir etwas schwer, aber es hilft nichts. Ich schleppe mich in das Badezimmer. Meinen Mann geht es nicht besser. Auch er hat Mühe aufzustehen.
Im Restaurant angekommen können wir uns dieses Mal alleine einen Platz suchen. Selbstverständlich nehmen wir einen Tisch am Fenster.
Gut gestärkt gehen wir zurück ins Zimmer, um uns für die Wanderung fertig zu machen. Wir gehen zum Treffpunkt. Es kommen verschiedene Kleinbusse, aber der richtige Bus scheint nicht dabei zu sein. Oder doch?! Die Sprachprobleme bereiten uns einige Schwierigkeiten. Langsam kommt in mir das Gefühl auf, das der richtige Bus schon dabei war und wir heute nicht mehr wandern werden. Eigentlich mag ich diese südländische Leichtigkeit im Umgang mit der Zeit. Trotzdem muss ich mich jedes Mal erst einmal daran gewöhnen, dass es besser ist nicht auf die Uhr zu sehen. Ich bin schon etwas genervt, als wieder ein Kleinbus kommt. Eine Frau steigt aus. Sie hat eine Liste in der Hand, nennt eine Zimmernummer, aber es ist nicht unsere. Sie begrüßt das Pärchen und sie steigen ein. Das ist dann wohl auch nicht unser Bus, denke ich, als die Frau zurückkommt und sagt, dass das sie noch einen Namen auf der Liste hat. Es ist unser Name. Wir steigen auch ein und fahren los. Das nächste Ziel ist ein anderes Hotel. Hier steigen weitere Gäste ein. Der Bus ist voll und der nächste Halt ist der Ausgangspunkt für die Wanderung. Der befindet sich an der Nordküste von Madeira. Laut Informationsschreiben, werden wir durch einen dichten Lorbeerwald gehen.
Wir erreichen den Ausgangspunkt und steigen aus. Uns werden Taschenlampen verteilt, eine für zwei Personen, da wir noch drei Tunnel durchqueren werden. Dann wird uns an einer Karte der Verlauf der Wanderung erklärt und gezeigt. Sie wird gut 4,5 Stunden dauern und es werden ca. 13 Kilometer sein, die wir am Ende der Wanderung gegangen sein werden.
Wir gehen los. Nach ca. 5 Minuten halten wir und uns werden Informationen zu den Levadas vermittelt. Das Wort Levada stammt aus dem portigisischen und leitet sich von „levar“ ab, was so viel wie „mitnehmen“ oder „mit sich führen“ bedeutet. Die Levadas sind ein Teil des Bewässerungssystems zur Verteilung des Wassers von den regenreichen Norden der Insel in die sonnigeren und trockneren Regionen des Südens. Das Wasser wird von den natürlichen Quellen abgeleitet und auf das ausgedehnte Netz, welches sich über eine Länge von ca. 2.000 Km über die Insel zieht, in die kurvenreichen Kanäle verteilt. So gelangt das Wasser über große Entfernungen zu den Bananenplantagen, Wein‑, Obst‑, und Gemüsegärten sowie in die Wasserkraftwerke der Insel. Für die Instandhaltung und die Verteilung des Wassers an die verschiedenen Grundstücke sorgt ein „Levadeiro“, der für einen ihm zugeteilten Abschnitt der Levadas verantwortlich ist. Außerdem befinden sich Forellen in den Levadas. An ihnen ist die Sauberkeit des Wassers zu erkennen.
Viele Wurzeln, kleine bis große Steine und Unebenheiten gilt es zu bewältigen. Zum Glück haben uns knöchelhohe Wanderschuhe besorgt. Die Schuhe geben uns den optimalen Halt bei den Gegebenheiten. Wir überwinden hohe Treppenstufen und der Weg ist stellenweise sehr schmal. An einigen Stellen ist er so schmal, dass zwei Personen nicht aneinander vorbei passen würden. Uns wird erklärt, dass wir uns, wenn und jemand entgegen kommt, mit einen Fuß und Arm über die Levada am Felsen abstützen und den anderen Fuß am Rand der Levada lassen. Es wird dringend davor abgeraten zur anderen Seite auszuweichen, denn dort ist nichts- es geht nur abwärts in den Abgrund und es kann keiner mehr helfen. Wir bahnen uns den Weg. Auf einer Seite Felsen, auf der anderen Seite geht es steil bergab. Leider sehen wir beim Gehen nicht viel von der Landschaft, da wir darauf achten müssen wo wir hintreten. Dann und wann bleiben wir stehen, um Fotos zu machen. Das ist dann auch immer der ideale Zeitpunkt, um uns die Natur und ihre Schönheit, z.B. Wasserfälle, Lorbeerbäume und wilde Erdbeeren anzusehen. Und das was wir sehen ist einfach atemberaubend schön. Ich würde gerne von unberührter Natur schreiben, aber das stimmt nur bedingt, da die Wege angelegt werden mussten, sonst könnten wir hier nicht entlanggehen.
Was mich etwas stört ist, dass noch mehr Wandergruppen unterwegs sind. Immer wieder werden wir überholt, überholen selber andere oder uns kommen Gruppen entgegen. Allerdings lebt die Insel vom Tourismus und ist nicht nur für die zahlreichen Blumen sondern auch für die Wanderungen bekannt.
Wir erreichen einen Tunnel und nun kommen die Taschenlampen, die uns anfangs gegeben wurden zum Einsatz. Ganz wohl ist mir nicht dabei, wenn ich kaum bis gar nicht sehen kann, wo ich hintrete. Wir haben den ersten Tunnel erfolgreich durchlaufen und der zweite Tunnel, der in Kürze folgen wird, ist sehr niedrig. An dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass die Tunnel alle von Hand in und durch die Felsen geschlagen wurden. Den zweiten Tunnel durchqueren wir in gebückter Haltung. Inzwischen ist auch in den Beinen zu merken, dass wir schon einige Kilometer hinter uns haben. Vermutlich werden wir morgen Muskelkater haben. Der Weg scheint schier endlos zu sein, doch das was wir zu sehen bekommen, entschädigt uns und wir nehmen die Anstrengungen gerne in Kauf. Als ich schon fast der Meinung bin, dass wir das Ziel noch lange nicht erreicht haben, kommen uns immer mehr Menschen von vorne entgegen. Das ist für mich ein Hinweis, dass unser Ziel nicht mehr weit sein kann. Kurz darauf erreichen wir unser Ziel. Wir haben eine halbe Stunde Zeit, um zu essen, uns auszuruhen und die Landschaft anzusehen. Wir setzten uns in den Schatten, um kurz durchzuatmen. Dann stehen wir wieder auf und wollen einen Weg zum Wasserfall hochgehen. Dieser Weg ist sehr schmal und uns kommen viele Menschen entgegen. Es geht nicht vorwärts, woraufhin ich beschließe, dass es keinen Sinn macht und wir lieber wieder zurück gehen. Dieses Mal setzen wir uns in die Sonne. Die halbe Stunde ist fast vergangen und es sammeln sich nach und nach alle um uns herum. Nun geht es wieder zurück. Der Weg führt uns wieder über kleine und große Steine, hohe Stufen, schmale und sehr schmale Stellen, Wurzeln und den Tunneln zurück zum Ausgangspunkt. Geschafft! Ich bin ganz schön erledigt, aber auch stolz auf mich. Wir haben vieles von der traumhaften Natur Madeiras gesehen. Doch nun möchte ich nur noch eins, raus aus den von mir anfangs geliebten Wanderschuhen. Nachdem sich alle versammelt haben und in den Bus eingestiegen sind, geht die Fahrt zurück zu den Hotels. Sitzen! Was für eine Wohltat. Ich freue mich bereits jetzt, auf die von mir sehnsüchtig erwartete, Dusche. Die habe ich auch dringend nötig. Am Hotel angekommen schleichen wir mehr, als das wir gehen, zum Hotel runter. Kaum sind wir im Zimmer, schon sind die Schuhe aus. Herrlich! Wir sind von oben bis unten staubig, aber dennoch setzen wir uns erst einmal, bevor es unter die Dusche geht. Der Schrittzähler im Handy zeigt uns 22.000 Schritte an. Heute haben wir und das Abendessen mehr als verdient. Ab unter die Dusche und dann geht es runter zum Essen.
Auch heute ist das Essen wieder sehr köstlich. Wir beschließen noch runter an die Promenade zu gehen. Wir gehen eine Weile die Promenade entlang und setzen uns auf eine Mauer und sehen auf das Meer hinaus. Es ist so schön auf das Wasser zu sehen, dass Meeresrauschen zu hören und die Gendanken schweifen zu lassen. Wir stehen wieder auf und gehen noch ein ganzes Stück weiter bevor wir wieder umdrehen. Zurück im Hotel setzen wir uns in die Bar und bestellen uns einen Poncha. Das ist ein Nationalgetränk auf Madeira, in dem Honig, Zuckerrohrschnaps, Orangen- und Zitronensaft enthalten ist.
Morgen haben wir den Tag zur freien Verfügung. Vielleicht werden wir den kostenfreien Shuttle-Service nutzen, um nach Funchal zu fahren. Das ist die Hauptstadt von Madeira und 6 Kilometer vom Hotel entfernt.
20. August 2016
Auch diese Nacht war es sehr warm. Durch niesen meines Mannes werde ich wach und schlafe auch nicht mehr so schnell ein. Ich drehe mich hin und her, stehe auf, sehe mir die Bilder auf der Kamera an, lege mich wieder hin, aber es dauert noch eine Weile bevor ich wieder einschlafe.
Noch vor dem Wecker werde ich wieder wach. Die Kopfschmerzen, die ich heute Nacht auch schon hatte, sind auch wieder da. Muskelkater habe ich keinen, so wie ich es gestern vermutet hatte. Ich bleibe noch eine Weile liegen bevor ich ins Bad gehe. Nach einer ausgiebigen Dusche geht es mir deutlich besser.
Wir gehen zum Frühstück. Heute ist es sehr voll. Dieses Mal finden wir keinen Tisch am Fenster. Nach einen opulenten Frühstück gehen wir wieder auf Zimmer. Später werden wir uns erkundigen, ob und wann ein Shuttlebus nach Funchal fährt.
Während ich noch im Glauben bin, dass wir mit den Shuttlebus fahren, ist für meinen Mann schon längst klar, dass wir uns zu Fuß auf die Suche nach einen Supermarkt machen werden. Wir gehen vom Hotel die Straße hoch und erst nach links, die Straße runter. Sonst sind wir, als wir vom Flughafen kamen oder auch gestern von der Wanderung, von rechts gekommen. Wir gehen eine ganze Weile die Straße entlang, bis wir an einer Kurve anhalten. Es ist zu sehen, dass hier wohl nichts mehr kommen wird. So gehen zurück und versuchen unser Glück in die andere Richtung. Auf den Mauern huschen überall kleine Eidechsen entlang. Es ist gar nicht so einfach ein Bild zu machen, aber es gelingt mir. Wir bleiben immer wieder stehen, um Fotos von der wunderschönen Gegend zu machen. Von dem Feuer, welches hier vor Kurzem noch wütete, ist nichts zu sehen. Unterwegs hören die Gehwege immer wieder auf, so dass wir ein Stück auf der Straßen entlang gehen müssen. Ich vermisse die Souvenirläden, die wir von anderen Reisen kennen.
Es dauert nicht lange und wir entdecken den ersten Fruchtshop, wo es auch Getränke zu kaufen gibt. Wir gehen weiter und entdecken kurz darauf das erste kleine Shopping-Center.
Wir gehen durch und in den einen oder anderen Laden rein, ohne etwas zu kaufen. Unterwegs haben wir gesehen, dass es Richtung Meer noch andere Einkaufsmöglichkeiten gibt. Wir gehen dem Schild nach. Leider sind hier die Schilder nicht so reichlich wie bei uns aufgestellt. Ich möchte weiter geradeaus, mein Mann weiter Richtung Wasser gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es unten am Wasser einen Supermarkt gibt. Wir gehen trotzdem runter. Zur Not gehen wir wieder zurück. Was ich etwas bereue, ist die Wahl meiner Schuhe. Die „Samba-Latschen“, wie ich sie liebevoll nenne, haben eine viel zu dünne Sohle. Jeder Stein ist zu merken. Entgegen meiner Erwartung, befindet sich der Supermarkt doch hier unten am Wasser. Wir gehen rein und packen uns ausreichend Getränke in den Korb. So machen wir uns auf den Rückweg in das Hotel. Schon auf den Hinweg haben wir immer wieder runter gesehen, ob wir möglicherweise auch am Strand zurück zum Hotel kommen. Wenn ich vom Strand schreibe, heißt das hier auf Madeira nicht Sandstrand, sondern Steinstrand. Vereinzelt gibt es schwarzen Sandstrand, aber das meiste sind Steine. Zu meiner Verwunderung liegen viele Menschen mit ihren Handtüchern auf den Steinen und sonnen sich. Wir kommen an eine Badeanstalt vorbei, gehen durch einen Tunnel, der beleuchtet ist und an einer Stelle können wir einen Blick auf das türkisblaue Wasser werfen. Wir gelangen über eine Holzbrücke auf Paletten, die über die Steine gelegt sind. Wir müssen eine Treppe hinunter gehen und danach liegen keine Paletten mehr über die Steine. Wir überlegen, ob wir wie auf den Hinweg, die Straße zurück gehen oder über die Steine laufen. Mein Mann entscheidet, dass wir über die Steine gehen, was nicht in meinen Sinne ist. Widerwillig folge ich ihm. Es sind vielleicht 5 Minuten, die wir über die Steine gehen müssen, aber mit diesen „Samba-Latschen“ sind es sehr lange 5 Minuten. Wir erreichen den „Strand“ vom Hotel, gehen die Treppen zum Pool hoch und müssen nur noch die Steigung bezwingen, dann sind wir wieder im Hotel. Gestern Abend sind wir bereits die diese Steigung zum Hotel hochgegangen, aber so steil habe ich sie nicht in Erinnerung. Das es mir jetzt schwerer fällt, kann auch an den Rucksack liegen, den ich vorhin übernommen habe und dieser mit Getränken vollgepackt ist. Wir bringen die Getränke ins das Zimmer, ruhen uns eine Weile aus und gehen runter zur Snackbar, die sich am Pool befindet. Wir genießen die Aussicht und die Getränke und beobachten die Menschen um uns herum. Einige bestellen sich Burger und Pommes. Bei der Hitze ist das nichts für mich. Wir bleiben noch lange sitzen. Es ist so schön sich um nichts Gedanken machen zu müssen und einfach in den Tag hineinzuleben.
Heute werden wir vor dem Essen duschen gehen, dann ist das schon mal erledigt.
Auch heute werden wir freundlich im Restaurant begrüßt und zu einem Tisch geführt. Die Getränkebestellung wird aufgenommen und anschließend können wir uns am Buffet bedienen. Der Service ist in diesem Hotel ausgezeichnet. Benutztes Geschirr wird sofort abgeräumt und gestern wurde mir sogar Wasser neu eingeschenkt, als mein Glas fast leer war. Alles passiert erst nachdem wir unsere Zustimmung gegeben haben. Sie sind hier sehr aufmerksam, aber nicht aufdringlich. Heute lassen wir den Gang zur Bar aus und verschwinden gleich in unser Zimmer, da wir morgen früh aufstehen müssen, denn wir werden um 8.10 Uhr zur zweiten Wanderung abgeholt. Dieses Mal ist eine halbtägige Wanderung.
21. August 2016
Diese Nacht habe ich besser geschlafen. Heute haben wir zum frühstücken nicht viel Zeit, da wir zeitig zur Wanderung abgeholt werden. Das bedeutet für uns, dass wir uns schnell frisch machen, zum Frühstück gehen, unsere Sachen holen und zum Treffpunkt gehen. Bei mir wird heute der Kaffee wegfallen, denn Kaffee trinke ich nicht nebenbei. Kaffee ist für mich purer Genuss, der mindestens 30 Minuten dauert.
Nun gut, ganz ohne Kaffee geht es doch nicht. Eine halbe Tasse schaffe ich- für mehr bleibt keine Zeit. Wir ziehen unsere Wanderschuhe im Zimmer an, nehmen unseren Rucksack und gehen zum Treffpunkt. Wir gehen die Steigung hinauf und ich vermute, dass wir wieder warten müssen. Ich beruhige mich mit den Gedanken, dass wir hier im Urlaub sind und für die Südländer Zeit nicht ganz so wichtig ist. Oben angekommen steht an einer Bushaltestelle, unweit von der Hoteleinfahrt, ein großer Bus. Als wir dichter kommen, sehen wir ein ITS-Schild in der Frontscheibe. Der Bus wartet wohl tatsächlich auf uns, was sich bestätigt, als der Tour-Guide unseren Namen vorliest. Wir steigen ein und die Fahrt geht los. Es werden noch einige Hotels angefahren und Gäste steigen hinzu. Nach gut 1,5 Stunden haben wir den Ausgangspunkt für diese Wanderung erreicht. Auch bei dieser Wanderung sind die Wege meistens schmal, so dass alle hintereinander gehen müssen. Auf der Seite, wo es steil bergab geht, befindet sich nur selten ein Geländer. Wobei Geländer zu viel gesagt wäre. Es sind vielmehr gespannte Drahtseile, die auch hin und wieder durchhängen. Im Gegensatz zur ersten Wanderung ist der Weg sehr eben. Uns wird noch einiges über die Levadas, Pflanzen, Tiere, die es hier nahezu nicht gibt und die Lebensweise der Einheimischen erzählt. So sind viel Selbstversorger, die von den Ernten ihrer terrassenartig angelegten Felder leben. Wir erfahren auch, dass Bananen zuerst gerade wachsen und sich erst während des Wachstums biegen, da sie sich dabei der Sonne zuwenden. Diese Wanderung gleich eher einen Spaziergang. Beim gehen höre ich ein nerviges Summen hinter mir und es war kein Insekt. Es ist ein Mädchen und ich frage mich warum sie summt. Ist ihr langweilig? Möchte sie sich beruhigen? Doch wenn sie sich durch das Summen beruhigen muss, warum?! Es gibt überhaupt keinen Grund. Es ist total nervig und es gelingt mir auch nicht dieses Summen zu ignorieren. Wir müssen unbedingt weg von diesem summenden Kind, was wir auch schaffen. Bei der Wanderung halten wir zwischenzeitlich immer wieder an, um Bilder zu machen. Die Schönheit dieser Insel ist nicht mit Worten zu beschreiben. Das muss man selbst gesehen haben, wie grün und Blütenreich sie ist. Gegen 11.30 Uhr haben wir unser Ziel, ein Lokal, erreicht. Heute müssen wir auch nicht zum Ausgangspunkt zurück. Der Bus wartet bereits auf uns. Wir machen wieder eine halbe Stunde Pause bevor wir zurück in die Hotels gefahren werden. Gegen 12.00 Uhr gehen wir zum Bus, steigen ein und nachdem alle wieder sitzen, werden wir zurück in unsere Hotels gebracht.
Wir sind wieder zurück im Hotel. Was wir den restlichen Tag machen werden, entscheiden wir spontan. Morgen haben wir die nächste halbtägige Wanderung und morgen müssen wir uns auch wieder auf den Weg machen, um Getränke zu kaufen. Übermorgen findet unsere letzte Wanderung statt, die wieder eine Ganztagswanderung ist.
Wir sind doch tatsächlich eingeschlafen. Ich denke, dass heute auch nichts mehr passieren wird. Zu weit sind wir von der nächsten Ortschaft entfernt, um dort eben mal schnell hinzugehen. Was soll´s. Wir haben uns heute ausreichend bewegt und konnten zauberhafte Gebiete von Madeira sehen.
Nach einer wohltuenden Dusche gehen wir zum Essen. Den heuteigen Tag beschließen wir an der Bar. Morgen müssen wir wieder früh aufstehen. Dann ist die zweite halbtägige Wanderung, die den schönen Namen „Pride of Madeira“ trägt. Diese Tour soll an den blumengesäumten Levadas und sorgfältig gepflegten Feldern vorbeiführen. Noch einmal sehe ich auf den Atlantik hinaus ehe ich mich schlafen lege.
22. August 2016
Auch diese Nacht war wieder sehr warm, was ich aber gerne in Kauf nehme. ZU Hause war vom Sommer noch nicht so viel zu merken.
Ich bin, wie so oft, vor dem Wecker wach. Ich möchte noch gar nicht aufstehen und muss es auch nicht, da mein Mann zuerst ins Bad geht. Als er wieder rauskommt, hält er mich mit etwas Nachdruck dazu an aufzustehen. Ich gehe in das Bad und mache mich fertig. Anschließend gehen wir zum Frühstück. Als wir unten ankommen, stehen wir vor verschlossener Tür. Wir sind ein paar Minuten zu früh. Mit uns stehen noch andere Hotelgäste vor dem Restaurant. Die Tür öffnet sich und alle strömen wie hypnotisiert zu einem Tisch am Fenster, so auch wir. Bei Frühstück auf den Atlantik zu sehen und das Rauschen des Meeres hören zu können, ist einfach traumhaft. Wir müssen uns etwas beeilen, da wir wieder zeitig abgeholt werden. Heute beschränke ich mich beim Essen auf Melone und Orange. Auf mehr habe ich keinen Hunger. Wieder schaffe ich nicht mehr als eine halbe Tasse Kaffee zu trinken.
Die Zeit drängt. Wir gehen noch kurz auf unser Zimmer, um den Rucksack zu holen und machen uns auf den Weg zum Treffpunkt. Ein Kleinbus kommt und wir sehen, dass hinter der Windschutzscheibe ein ITS-Schild liegt. Wir halten unseren Zettel hin, der Busfahrer sieht ihn sich an und gleicht ihn mit seiner Liste ab und meint dann zu uns, dass es nicht unsere Wanderung ist. Dann fährt er runter zum Hotel. Der nächste Kleinbus kommt. Da dort ein anderer Reiseveranstalter auf den Schild steht, kann es nicht unser Bus sein. Zwischenzeitlich kommt der Bus mit dem ITS-Schild nach oben und hält neben uns. Wir werden nach unseren Namen gefragt, der auch auf den Wanderschein steht und es ist doch der Bus, der uns abholen soll. Wir steigen ein und fahren los. Es werden noch Gäste von anderen Hotels abgeholt. Heute auch von einen Hotel, welches höher in den Bergen liegt. Umso höher wir fahren, umso mehr sind die Spuren vom Feuer zu sehen. Der Bus ist voll und wir werden zum Ausgangspunkt der Wanderung gefahren. Als wir ankommen, warten schon andere auf uns. Der Wanderführer stellt sich vor und sagt uns, dass der Kollege, der eigentlich die Wanderung begleiten sollte, krank ist. Er entschuldigt sich, dass er nur wenig deutsch spricht und informiert uns darüber, dass wir noch 15 Minuten auf weiter Gäste warten müssen.
Der Bus kommt und bringt die letzten Teilnehmer für diese Wanderung. Die Wanderung geht los. Kurz darauf bleiben wir wieder stehen. Der Wanderführer entschuldigt sich noch einmal, erzählt noch etwas über die Levadas und wir gehen weiter. Heute hält sich die Sonne hinter den Wolken versteckt. Die Aussicht von hier oben ins Tal ist wundervoll. Wir sehen zahlreiche terrassenförmige angelegte Gärten. Nur die zahlreichen Blumen, welche entlang der Levadas blühen sollen, sind nicht zu sehen- noch nicht. Sicher liegt es daran, dass es viel zu trocken ist. Immer wieder bleibe ich stehen, um Bilder zu machen und die Schönheit der Insel festzuhalten. Der Weg ist sehr schmal und es gibt kein Geländer, doch dass kenne wir bereits. Wir sind schon eine Weile unterwegs und ich gehe ganz hinten, so dass ich ungestört Bilder machen kann. Immer wieder kreuzen Hunde und Katzen unseren Weg. Plötzlich poltert es vor uns. Ein Mann ist gestürzt, aber ich weiß nicht warum. Vielleicht ist er gestolpert. So eine Wanderung ist eben kein Sparziergang, auch wenn ich diese Wanderung so empfinde. Sein Glück ist, dass an der Stelle, wo er gestürzt ist ein Schuppen steht. Sonst hätte es kein Halten gegeben und er wäre den Abhang hinunter gestürzt. Niemand hätte dann noch helfen können. Später werde ich erfahren, dass der Mann eine leichte geistige Behinderung und dadurch Gelichgewichtsprobleme hat. Es ist fraglich, ob unter den Voraussetzungen solch eine Wanderung, ohne Geländer, mitgemacht werden sollte. An einer anderen Stelle verliert er wieder das Gleichgewicht. Dieses Mal Richtung Levada, an dessen Rand er sich festhält. Den Rest der Wanderung können wir ohne weitere Zwischenfälle erfolgreich beenden. Zum Ende sind doch noch Blumen zu sehen. Auch diese Wanderung endet, so wie gestern, an einem kleinen Lokal. Dieses Mal machen wir nur 15 Minuten Pause, bevor wir in die Hotels zurück gefahren werden. Der Busfahrer fährt sehr zügig die Straßen entlang. Während die anderen Gäste, besonders eine Frau, meckern, bleiben wir total entspannt. Er fährt nicht zum ersten Mal diese Strecke und er wird schon wissen wie schnell er fahren kann. Zurück im Hotel legen wir eine kurze Pause ein. Dann machen wir uns auf den Weg zum Supermarkt, um Getränke zu kaufen.
Die Sonne hat sich nun auch ihren Weg zwischen den Wolken gebahnt. So kann ich unterwegs noch ein paar Pigmente erhaschen. Wir bekommen die ganze Kraft der Sonne zu spüren. Endlich fühle ich den Sommer und die Wärme, die zu Hause fehlt. Zu Hause soll es, laut Wetterbricht, unterdessen auch sehr warm sein. Dennoch fühlt es sich ganz anders an, da jeweils ein anderes Klima herrscht.
Heute stören mich die Steine unter den Füßen nicht, da ich die Schuhe von der Wanderung angelassen habe. Der Weg, der über den Steinstrand zum Supermarkt führt ist wesentlich kürzer und wir erreichen schnell den Supermarkt. Wir packen uns Getränke in den Korb, bezahlen und machen uns wieder auf den Rückweg. Wir erreichen das Hotel und machen an der Snackbar einen Zwischenstopp. In ein paar Stunden gibt es wieder Abendessen. Ich werde mich beim Abendessen, so wie beim Frühstück auch schon, zurückhalten. Langsam wird mir das zu viel mit den ganzen Essen, trotz der täglichen ausreichenden Bewegung.
Es fällt mir schwer mich beim Essen zurückzuhalten, weil es einfach großartig schmeckt, besonders der Fisch. Heute haben wir auch das große Glück einen Platz am Fenster zu bekommen. Bei der grandiosen Aussicht schmeckt es nochmal so gut. Wir lassen uns Zeit, genießen das Essen und die Aussicht.
Morgen erwartet uns die letzte Wanderung, die eine Ganztagswanderung sein wird. Sie wird uns durch den Naturpark, den Urwald, am Risco-Wasserfall vorbei bis zu den 25 Quellen führen.
23. August 2016
Nach einen fulminanten Frühstück, haben wir noch etwas Zeit bevor die letzte Wanderung startet. Der Rucksack ist bereits gepackt. Wir müssen nur noch die Wanderschuhe anziehen und zum Treffpunkt gehen.
Auf den Weg zum Treffpunkt, kommt uns der Bus schon entgegen. Der Bus ist bereits sehr voll. Diese Wanderung wird von dem Wanderführer begleitet, der bei der zweiten Wanderung dabei war. Nachdem wir losgefahren sind, werden wir begrüßt. Wir erfahren, dass wir 50 Minuten fahren werden bis wir den Ausgangspunkt der Wanderung erreichen. So haben wir Gelegenheit uns noch mehr von dieser wunderschönen Insel anzusehen. Wir kommen dieses Mal auch an Gebieten der Insel vorbei, die vom Feuer niedergebrannt wurden.
Als wir den Startpunk erreichen, offenbar sich uns eine gänzlich grüne Landschaft. Die Aussicht ist unbeschreiblich schön. Die Wanderung wird 4 Stunden dauern und am Ende werden wir 12 Kilometer gegangen sein. Die erste Zeit geht es nur bergab. Der Weg ist breiter als bei den anderen Wanderungen, doch es gibt wieder viele Wurzeln, kleine und große Steine und Unebenheiten zu überwinden. Die Wanderschuhe anzuziehen war eine gute Entscheidung. Bei den Halbtagswanderungen war es nicht so wichtig, da diese meist einen ebenen Weg hatten.
Das erste Ziel ist der Risco-Wasserfall. Der Weg wird schmaler, so dass wir hintereinander gehen müssen. Wir gehen Treppen hinunter, die so aussehen, als wären sie von der Natur gemacht und schon immer da gewesen. Diese Wanderung wird ebenfalls von einer Levada begleitet.
Am Wasserfall angekommen, haben wir Gelegenheit Bilder zu machen. Dann gehen wir wieder ein Stück zurück. An einer Weggabelung gehen wir nun in Richtung der 25 Quellen. Der Weg dorthin ist sehr schmal- kaum breiter als zwei nebeneinander stehende Füße. Auf der einen Seite befindet sich die Levada, Wald und Felsen und auf der anderen Seite befindet sich der Abgrund. Geländer gibt es nur selten. Immer wieder kommen uns Leute entgegen. Das aneinander vorbeikommen gestaltet sich schwierig.
Der Weg zu den 25 Quellen hat sich mehr als gelohnt. Das ist einer der schönsten Orte auf der Insel. Alles ist grün, überall fließt Wasser die Bergen hinunter und die Landschaft ist wunderschön. Wir verweilen einige Zeit und machen uns dann wieder auf den Rückweg.
Es kommen uns noch mehr einzelne Personen und auch Gruppen entgegen, was das Vorankommen erschwert. Ich weiß, dass Madeira von Wandertourismus lebt. Jedoch ist es problematisch, bei den Menschenmassen, dieses zauberhafte Gebiet der Insel zu genießen. Viel zu sehr sind wir damit beschäftigt, an die uns entgegenkommenden Menschenmassen vorbeizukommen.
Wir erreichen den letzten Höhepunkt dieser Wanderung, einen 800 Meter langen Tunnel. Dieser wurde ebenfalls per Hand durch den Felsen geschlagen. Um den Tunnel zu durchlaufen, benötigen wir die Taschenlampen, die wir anfangs bekommen hatten. Im Tunnel ist es stockdunkel, frisch und nass. Die Taschenlampen spenden nur wenig Licht, aber dennoch erreichen wir unfallfrei das Ende vom Tunnel. Wir haben einen verbrannten Geruch in der Nase. Was wir zu sehen bekommen, entbehrt sich jeder Vorstellung. Alles um uns herum ist schwarz- verbrannt von dem Feuer von vor zwei Wochen. Der Geruch ist sehr unangenehm. Es wird wohl einige Zeit dauern bis hier nichts mehr vom Feuer zu sehen ist. Kurz bevor wir das Ziel erreichen, werden wir gefragt, ob wir noch in einen Restaurant einkehren möchten. Die meisten stimmen dem Vorschlag zu. Ehe wir losfahren, fragt der Tourguide wer Fladenbrot mit Knoblauch und/oder einen Ponchas möchte. Er möchte das Essen und Trinken von unterwegs telefonisch bestellen, so dass alles schon fertig ist, wenn wir ankommen.
Nach einer halben Stunde Aufenthalt im Lokal, geht es wieder zurück in die Hotels. Ich freue mich schon auf die Dusche. Durch die Feuchtigkeit in der Höhle und der aufgewirbelten Asche sind meine Beine ganz schwarz. Unser Hotel wird als erstes angefahren. Meiner sehnsüchtig erwarteten Dusche steht nichts mehr im Weg. Doch zuvor werfen wir einen Blick in den Rückreise-Ordner. Wir werden Donnerstag um 13.55 Uhr zum Flughafen gefahren. Mit diesen Wissen und den schönen Eindrücken von der Wanderung gehe ich duschen. Der restliche Tag dient zur Erholung und ich werde Gesehenes Revue passieren lassen.
Wir gehen zum Abendessen runter in das Panorama-Restaurant und werden, so wie jeden Abend, zu einen Tisch geführt. Dieses Mal brauchen wir keine Getränkebestellung aufgeben. Der Kellner hat sich in der Zwischenzeit gemerkt was wir trinken.
Gut gesättigt machen wir uns auf den Weg in die Bar. Ich trinke nun den Kaffee, welchen ich heute früh nicht getrunken habe und lasse mir ausreichend Zeit dabei. Beim Blick aus dem Fenster entdecken wir ein Brautpaar, welches am Strand Bilder machen lässt. Sie stehen teilweise sehr nah am Wasser und das Kleid wird immer wieder vom Wasser umspült. Ich vermutet, dass die Hochzeit und die Feier bereits Tage zuvor stattgefunden hat und heute nur Bilder gemacht werden. Unsere Gläser haben wir geleert, wir zahlen und verschwinden im Zimmer. Für morgen ist noch nichts geplant. Die Wanderungen sind nun alle vorbei und wir haben unbezahlbare und bezaubernde Eindrücke mitgenommen.
24. August 2016
Heute können wir uns beim Frühstück Zeit lassen und das mache ich auch. Allein schon, um das rege Treiben zu beobachten. Da gibt es die unsicheren Menschen, die nicht wissen, wie sie den Kaffeeautomat bedienen sollen. An und für sich ist die Bedienung sehr einfach. Es gibt Kaffee, Kaffee mit Milch, Cappuccino, heiße Schokolade, heiße Schokolade mit Milch, heißes Wasser und heiße Milch. Es muss sich nur entschieden und dann gedrückt werden. Für einige eine große Herausforderung, was mich schmunzeln lässt. Zwei Frauen stehen ratlos davor. Eine Kellnerin kommt hinzu und hilft bei der Bedienhung des Automaten. Dann gibt es die Unentschlossenen, die um das Frühstücksbuffet kreisen und nicht wissen was sie nehmen wollen. Gefolgt von den verplanten, die orientierungslos umherirren und nicht mehr wissen wo ihr Tisch ist. Es folgen die Selbstdarsteller, die mit ihren Auftreten viel Raum in Anspruch nehmen und mit allem was sie machen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen. Zum Schluss kommen die Personen, die alles, nur nicht auffallen wollen und versuchen überall unbemerkt vorbei zu kommen. So viele unterschiedliche Menschen zu beobachten ist für mich sehr spannend. Heute habe ich auch die Zeit den Kaffee in vollen Zügen zu genießen.
Heute ist es für uns der letzte Tag auf dieser traumhaften Insel. Wir werden noch einmal Richtung Stadt gehen. Ohne ein bestimmtes Ziel zu haben, gehen wir los. Wir gehen über den Steinstrand, immer weiter der Promenade entlang, machen das ein oder andere Bild und genießen die Sonne auf unserer Haut. Wie weit und wohin uns der Weg führt, wissen wir nicht.
Wir setzen uns auf einer Bank, die im Schatten steht. Nicht weit davon entfernt befindet sich ein Freibad. Wir sitzen einige Zeit auf der Bank und gehen dann durch die Stadt zurück zum Hotel. Dabei kommen wir noch an einigen Souvenirläden vorbei, welche im Gegensatz zu anderen Urlaubsgebieten eher selten sind. Es muss auch nicht sein, dass an jeder Ecke ein solcher Laden ist. Meist gibt es ohnehin überall das Gleiche. Wir gehen rein, kaufen aber nichts, da nichts dabei ist, was uns anspricht. Immer wieder mache ich Bilder, insbesondere von Blumen. Madeira wird seinen Beinamen – Blumeninsel – mehr als gerecht. Die Bilder lassen die Schönheit dieser Insel auch nur erahnen.
Am Hotel angekommen, gehen wir an die Poolbar. Der Caipirinha Maracuja schmeckt sehr gut und die Wirkung lässt in Verbindung mit der Wärme nicht lange auf sich warten. Da ich noch etwas vom Tag haben möchte, belasse ich es bei einem Cocktail.
Für den heutigen Tag haben wir uns genug bewegt und lassen aus diesem Grund einfach nur noch die Seele baumeln. Nur die Koffer müssen wir noch packen. Morgen fliegen wir wieder nach Hause.
Die Koffer sind gepackt, wir haben uns frisch gemacht und gehen zum letzten Mal zum Abendessen ins Restaurant. Auch heute brauchen wir nicht mehr sagen was wir trinken möchten, da uns der Kellner von gestern Abend zum Tisch geleitet. Nach dem Essen möchte ich noch einmal runter an das Meer. Ich habe ein bestimmtes Bild im Kopf, welches ich unbedingt mit der Kamera festhalten möchte. Hinterher beenden wir den letzten Tag auf der Insel an der Bar. Der Caipirinha Maracuja hatte mir heute Nachmittag so gut geschmeckt, dass ich jetzt auch wieder einen haben möchte. Beim Blick auf der Cocktailkarte muss ich aber feststellen, dass genau dieser Cocktail hier nicht auf der Karte steht. Der Barkeeper kommt und mein Mann fragt, ob er einen Caipirinha Maracuja macht, was anfangs spontan verneint wird. Doch dann meint er zu uns, dass er ausnahmsweise einen macht, was mich freut. Als er uns die Getränke bringt, sagt er noch einmal zu uns, dass es heute eine Ausnahme ist. Morgen, wenn sein Kollege an der Bar arbeitet, werden wir keinen bekommen. Ich sage zu ihm, dass es unser letzter Abend ist und wir morgen wieder nach Hause fliegen. Ich bedanke mich und lasse mir den Caipirinha Maracuja schmecken. Wir haben ausgetrunken, bezahlen und wollen auf Zimmer gehen. Mein Mann fragt mich, ob ich die Zimmerkarte habe, was ich mit einen nein beantworte, da ich weiß, dass er sie eingesteckt hat. Er beginnt in seinen Taschen zu wühlen und sagt, dass er sie nicht hat. Zu dem Zeitpunkt stehen wir vor der Rezeption. Er geht weiter und ich bin mir sicher, dass er die Zimmerkarte gleich rausholt. Den gleichen Gedanken hat er auch von mir. Allmählich begreifen wir, dass keiner von uns Spaß macht. Dann meint er zu mir, dass die Karte entweder beim bezahlen in der Bar rausgefallen ist oder als wir am Wasser waren und er die Kamera aus seiner Hosentasche geholt hat. Das wird teuer, wenn wir die Karte nicht finden. Wir gehen zurück in Richtung der Bar und ich gehe zu dem Platz, an dem wir gesessen hatten. Dort steckt die Zimmerkarte seitlich im Sessel. Glück gehabt. Hätten wir sie unten am Wasser verloren, hätten wir deutlich mehr Probleme beim wiederfinden gehabt.
Erleichtert verschwinden wir im Zimmer. Es ist wieder sehr warm, was das Einschlafen merklich erschwert. Ich kann noch nicht lange geschlafen haben, als ich von lauter Musik geweckt werde. Noch mit geschlossenen Augen frage ich wo der Krach herkommt. Ich bekomme zur Antwort, dass die Musik vom „Party-Schiff“ kommt, welches vorhin schon vorbei gefahren ist. Ich stehe auf, gehe zum Fenster und sehe ein bunt beleuchtetes Schiff, welches offensichtlich eine Pause macht, was daran zu erkennen ist, da es sich nicht bewegt. Das ist der Moment, in dem ich mir wünsche, dieses Schiff versinken zu können. Wir schließen das Fenster und ich lege mich wieder hin, in der Hoffnung bald wieder zu schlafen.
25. August 2016
Heute fliegen wir wieder nach Hause. So schön es auf Madeira auch ist, freue mich auch bald wieder zu Hause zu sein. Zu Hause ist eben da, wo man gerne hin zurückkehrt. Wir machen uns fertig und gehen zum Frühstück. Was mich jetzt schon beunruhigt, ist die Tatsache, dass wir heute die meiste Zeit mit warten verbringen werden. Das Flugzeug, mit dem wir wieder nach Berlin fliegen, hebt erst um 17 Uhr von Madeira ab. Bis 12 Uhr müssen wir das Zimmer geräumt haben. Wenn ich diese Gegebenheit positiv betrachte, ist 12 Uhr schon spät. In den meisten Hotels muss das Zimmer bis 9 Uhr, spätesten 10 Uhr geräumt sein. Nach dem Frühstück beginnt auch schon das Warten. Die Koffer sind bereits gepackt- es gibt nichts mehr zu machen.
Kurz vor 12 Uhr gehen wir zur Rezeption und checken aus. Außer uns fliegen noch mehr Hotelgäste wieder nach Hause. Dementsprechend voll ist das Foyer. Geduldiges warten ist jedes Mal eine große Herausforderung für mich. Doch was anderes bleibt uns nicht übrig. Wir rechnen zusammen, wie viel wir die letzten Tage gelaufen sind. Laut Schrittzähler im Handy haben wir die letzten Tage 74,69 Kilometer zurückgelegt. Dafür war uns es aber möglich traumhaft schöne Orte zu sehen.
Ein Shuttlebus fährt vor, welcher für uns ist. Wir verstauen unser Gepäck, steigen ein und fahren los. Es werden noch andere Hotels angefahren, um weiter Gäste zum Flughafen mitzunehmen. Dort angekommen, bringen wir als erstes unsere Koffer weg. So sind wir dieses schon einmal los. Weiter geht es zur Sicherheitskontrolle und ich bin mir fast sicher, dass es auch dieses Mal nicht piepen wird. Es piept auch nicht. Als ich meine Tasche und meinen Gürtel aus der Box nehmen möchte, werde ich aufgefordert, alles in der Box zu belassen. Am Ende vom Laufband soll ich meine Tasche öffnen. Als ich den Papierstreifen sehe, mit dem die Frau durch meine Tasche wischt, weiß ich, dass wieder eine Sprengstoffkontrolle gemacht wird. Der Test fällt negativ aus. Ich kann meine Sachen nehmen und wir betreten die Welt der „Duty-free“ Shops. Wir gehen überall durch und landen bei Pizza-Hut. Hier essen wir eine Kleinigkeit. Dabei sehen wir an einer Infotafel, dass wir 20 Minuten später losfliegen werden. Als wir nach draußen gehen, um das Geschehen auf den Flugplatz zu beobachten, merken wir, dass es etwas nieselt. Aus dem Nieselregen wird starker Regen. Es freut mich für Madeira, da Regen dringend benötigt wird. Wir gehen wieder in das Flughafengebäude. Auf der Informationstafel ist zu erkennen, dass wir zum Gate 7 müssen, wohin wir uns zielstrebig bewegen. Es folgen verschiedene Durchsagen. Wir müssen uns in zwei Gruppen aufteilen, in Gruppe BC und Gruppe AD. Warum weiß ich nicht. Wir sind Gruppe D und müssen warten bis das Bording beginnt. Das Bording gerät ins stocken und endet in einen vorübergehenden Stillstand. Es gibt keinen erkennbaren Grund. Es geht langsam weiter und bald darauf geht es zügig voran. Schnellen Schrittes gehen wir durch den Regen zum Flugzeug.
Die Plätze sind eingenommen und es beginnen die üblichen An- und Durchsagen. Das Flugzeug rollt Richtung Startbahn und wir heben ab. Trotz des verspäteten Abflugs, werden wir laut der Durchsage vom Piloten pünktlich in Berlin landen. Dann müssen wir nur noch unsere Koffer bekommen und können uns dann auf den Weg zum Ibis Hotel am Berliner Hauptbahnhof machen.
Wie angekündigt laden wir pünktlich um 22.25 Uhr. Das ist sogar 5 Minuten früher als geplant. Wir stehen am Band und warten auf unsere Koffer. Mit diesen machen wir uns auf den Weg zum Hotel. Hier müssen wir noch eine Nach schlafen, da keine Züge mehr bis nach Hause fahren.
Mit vielen wunderbaren Erinnerungen sind wir wohlbehalten zurück. Mal sehen wohin die nächste Reise hingeht.
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