Wien 2009 / 2010
30. Dezember 2009
Es ist 7.00 Uhr. Das weiß ich, da gerade mein Wecker geklingelt hat. Ich habe meine Augen noch gar nicht auf und höre einen Schneeschieber. Oh nein, es hat geschneit, ist mein erster Gedanke. Mein Gatte geht, besser taumelt im Halbschlaf um Fenster. Tatsächlich, es hat geschneit und schneit immer noch. Warum denn ausgerechnet heute, ist mein nächster Gedanke. Seufzend lasse ich mich in das Kissen fallen. Er fordert mich auf, endlich aufzustehen. Langsam komme ich hoch, kram meine Sachen zusammen und schleppe mich zur Dusche. Schon besser, denke ich, als ich aus der Dusche komme. Die letzten Sachen werden gepackt und los geht es, rutschend durch den Schnee, zum Flughafen Berlin/Tegel. Endlich angekommen. Erste Maßnahme; rauchen. Anschließend geht es zum einchecken. Shit, standen vorhin auch schon so viele da? Etwas verstimmt stellen wir uns an. Da stehen wir nun und nicht passiert. Absoluter Stillstand!! Nach einiger Zeit kommt durch die Lautsprecher eine Ansage, dass das Gepäckförderband kaputt ist. Super! Ausgerechnet heute, wo wir wegfliegen wollen, muss es schneien und nun ist auch noch das dämliche Gepäckförderband kaputt. Und warten ist keine Stärke von mir, was zur Folge hat das meine Laune sinkt. Die Zeit scheint still zu stehen. Mein Gatte beschließt rauchen zu gehen. Plötzlich geht alles ganz schnell Ich komme den Check-In immer näher und keine Spur von ihm. Ich sehe mich, leicht nervös werdend, um. Da ist er ja. Ich hebe meine Hand, damit er mich sehen kann. Keine 5 Minuten später stehen wir endlich am Schalter, geben unser Gepäck ab und bekommen die Boarding-Cards. Ab zur Sicherheitskontrolle. Was für ein Glück! Als hätte man nur auf uns gewartet, ist gleich die erste Kontrollstation frei. Tasche aufs Band, Jacken und Tuch auch und ab durch die Sicherheitsschleuse, voller Erwartung, dass es, wie sonst auch, piept. Durch. Und? Nichts! Ich mache einen inneren Freudensprung. Noch fix durch den Duty-Free-Shop gesaust, nur um zu gucken, versteht sich, dann Zeitschriften für den Flug kaufen und gemütlich einen Kaffee trinken. Nun bewegen wir uns in Richtung Gate zum Boarding, welches bald losgeht. Beim warten hören wir eine Durchsage, dass das Flugzeug gewechselt wird (ohne Angabe von Gründen) und sich der Abflug verzögern wird. Klasse! Mit 30 Minuten Verspätung beginnt das Boarding. Mit einem Bus werden wir zum Flugzeug gefahren. Aus dem Bus raus, ins Flugzeug rein, Plätze einnehmen und los geht es Richtung Wien. Denkste! Der Kapitän spricht. Er sagt, dass er eigentlich ein anderes Flugzeug fliegen sollte und spontan für diesen Flug eingesetzt wurde. Ist mir doch egal, flieg los! Dann sagt er, dass wir mit dem Abflug warten müssen. Der Schnee bleibt auf den Tragflächen und auf dem Heck liegen, was zur Folge hat das wir nicht ohne weiteres los fliegen können. Das Flugzeug muss erst noch enteist werden. Zurzeit stehen wir auf Platz 14. Wenn er genaueres weiß, dann wird er sich wieder melden. Noch nie habe ich mich so darüber gefreut eine Zeitschrift gekauft zu haben, als jetzt in diesen Moment. So ist, unbemerkt, 1 Stunde vergangen. Wieder spricht der Kapitän zu uns. Er lässt uns wissen das wir jetzt auf Platz 7 stehen, die Enteisung dauert pro Flugzeug zwischen 10 und 15 Minuten, also werden wir in gut 1h 20 Minuten soweit sein das wir dran sind. Ein raunen geht durch das Flugzeug. Um die Wartezeit zu verkürzen werden Getränke angeboten. So, da hab ich den Salat. Meine Zeitung habe ich ausgelesen. Und jetzt?! Er liest noch. Mist! Da! Die Stimme der Stewardess. Wir sollen die aufrechte Sitzposition einnehmen, uns anschnallen und die Tische hochklappen, denn wir werden in den nächsten Minuten zur Enteisung gefahren und können dann endlich los fliegen. Nun sind 3 Stunden vergangen und nachdem das Flugzeug enteist wurde, heben wir, mit ordentlicher Verspätung, ab. Besser spät als nie. Ich spüre wieder das Gefühl, welches man bekommt, wenn man die Achterbahn hochfährt und dann das Gefühl über alles erhaben zu sein, umso kleiner alles unter einen wird. Über den Wolken angekommen scheint die Sonne. Unter uns befindet sich ein Meer aus Watte, wo ich am liebsten rein springen möchte. Kaum sind wir oben, kommt auch schon die Durchsage, dass die Tische hochzuklappen und die Sitze aufrecht gestellt werden sollen. Wir befinden uns im Landeanflug. Gelandet. Es ist mir unbegreiflich, warum die Passagiere klatschen, wenn das Flugzeug gelandet ist. Was hat der Kapitän außergewöhnliches getan?! Es ist sein verdammter Job. Ich muss auch nicht alles verstehen. Raus aus dem Flugzeug, hin zum Gepäckband und auf das Gepäck warten. Geht heute erstaunlich schnell. Innerhalb von 15 Minuten haben wir unsere Tasche. Mit der Reisetasche in der Hand gehen wir zum Ausgang und der richtige Bus steht glücklicherweise auch bereit. Die Fahrt geht nahezu unendlich lang quer durch die Stadt zum Westbahnhof. Nach einer ¾ Stunde haben wir den selbigen erreicht. Rauchen! Bei einem Blick auf den Fahrplan, ist zu sehen, dass wir am 2. Januar 2010 wohl mit einen Taxi zurück zum Flughafen müssen. Die Busse fahren erst ab 5.00 Uhr. Kurze Orientierung und los geht es 1,3 km Richtung Hotel. Das einchecken geht schnell und unkompliziert. Nachdem wir die wichtigsten Informationen haben, gehen wir auf unser Zimmer, welches sich, selbstverständlich, ganz oben im letzten Stockwerk befindet. Was werden wir durchtrainiert sein wenn wir wieder nach Hause kommen. Unser Zimmer ist klein, sehr klein. Aber nun gut. Wir wollen hier nicht wohnen, sondern schlafen.
Tasche abgestellt, noch schnell einen Blick in den Spiegel, Haare zurecht ziehen und los geht es, nachdem wir uns bei der Rezeption eine Karte haben geben lassen, auf die Wiener Schnitzeljagd. Wir befinden uns im Zentrum und ich laufe wie ein kleines Kind, welches zum ersten Mal in einer Großstadt ist, mit weit aufgerissenen Augen durch die Straßen. Es sollte nicht so schwierig sein in Wien eine Gaststätte zu finden, in der es Wiener Schnitzel gibt. Schließlich habe ich mir geschworen, dass das Erste, was ich in Wien esse, ein Wiener Schnitzel sein wird. Von wegen! Das Zentrum ist zugepflastert mit MC Donalds, Griechischen‑, Chinesischen‑, Indischen‑, und Italienischen Restaurants. Die wenigen Gaststätten, die Wiener Schnitzel anbieten, sehen entweder nicht sonderlich einladend aus oder sind völlig überteuert. Knapp 2 Stunden sind vergangen, die Füße sind lahm und uns ist es mittlerweile egal was, Hauptsache irgendetwas zum essen. Wir gehen in eine Gaststätte, die wir so ziemlich als erstes gesehen hatten, die auch nicht weit vom Hotel entfernt ist. Wir bestellen 2 Wiener Schnitzel, 1 Cola und 1 Bier. Komischerweise stehen keine Getränke in der Speisekarte. Voller Vorfreude sitze ich da und warte auf das Schnitzel, das weit über den Tellerrand ragt. Der Kellner bringt das Essen. Enttäuschenderweise sind es drei kleine Schnitzel. Geschmacklich ist es gut, geht aber besser. Wir zahlen und gehen zurück zum Hotel. In der Nähe vom Hotel ist ein türkischer Kiosk, wo wir Getränke kaufen. Morgen werden wir Wien erobern.
31. Dezember 2009
Guten Morgen Wien. Ich bin, eine Minute (7.29 Uhr) vorm Wecker, wach. Erst einmal sehen, was ich sehe wenn ich aus dem Fenster sehe. Wahnsinn! Was für eine Aussicht. Dafür gehe ich gerne die unzähligen Treppen hoch bis in den 4. Stock. Häuserwände, wohin ich auch sehe. Gut, wir sind nicht hier, um zu wohnen, wie ich bereits erwähnt habe und auch nicht um die Aussicht aus dem Fenster zu genießen. Wahrscheinlich kann man in Wien auch nicht mehr, für 53,- € die Nacht (Silvesterpauschale, ab dem 2. Jan. 35,- €), erwarten. Ich gehe unter die Dusche, bisschen zurechtmachen und runter zum Frühstück. Diese ist reichhaltig und super lecker. Frisch gestärkt geht es erstmal darum Getränke zu besorgen. Eine schöne Gegend, ist es, bei Tage betrachtet, nicht in der sich unser Hotel befinde. Wenige Häuser neben dem Hotel steht ein Laufhaus (Puff). Eine weitere Beschreibung der Umgebung rund um das Hotel bedarf es wohl nicht. Nun gut. Schnell ein paar Getränke im Hofer (Aldi) besorgt, im Zimmer abgestellt und schon laufen wir mehr oder weniger Ziellos in Richtung Zentrum und schließlich durch das Zentrum. Eins muss man Wien lassen, die Gebäude sind atemberaubend. Umso dichter wir dem Zentrum kommen, umso deutlicher ist zu hören, dass für heute Abend die entsprechenden Vorbereitungen getroffen werden. Es wird gebaut, gesperrt und in jeder Ecke wird ein Soundcheck durchgeführt. Durch Zufall sehen wir kurz beim Silvesterlauf, oder warum auch immer die Leute die Straße entlanggelaufen, zu. Was hören meine empfindlichen Ohren da?! Pferdegetrappel. Es werden immer mehr Fiaker (Kutschen), welche an uns vorbei fahren. Damit steht mein Tagesziel fest; Fiaker fahren. Wir laufen, auf der Suche nach dem “Fiakerparkplatz“, von links nach rechts, die Straßen hoch und wieder runter. Laut Karte müsste so ziemlich an jeder Ecke ein “Fiakerparkplatz“ sein. Pustekuchen! Die Kutschen, welche an uns vorbei fahren, werden immer mehr, aber von dem “Parkplatz“ ist weit und breit keine Spur. Das kann doch nicht war sein, die Leute müssen doch irgendwo einsteigen. Inzwischen glaube ich fast nicht mehr daran und plötzlich, wie aus dem nichts, stehen hinter der Spanischen Reitschule Fiaker. Die Preise sind beachtlich. Sie reichen von 40,- € für 15 bis 20 Minuten über 65,- € für ca. 40 Minuten bis 95,- € für eine Stunde Fiaker fahren. Ohne lange zu überlegen, aber mit kräftigen Schlucken entscheiden uns für die 40,- € Tour. Decke über die Beine und ab geht der Zosse.
Das meiste, was uns der Kutscher erzählt, verstehe ich nicht. Es sind einfach zu viele Nebengeräusche und dann auch noch der Wiener Dialekt. Lächeln und nicken, kommt immer gut. Zwischendurch erstaunt gucken und dann passt es schon. Die Fahrt ist vorbei und mein Gemahl hat leichte Atemprobleme, wegen seiner Pferdehaarallergie. Mit der Zeit bessert es sich wieder. Wir befinden uns auf dem Stephansplatz vor dem Stephansdom. Hier steht ein Typ als Clown verkleidet, der aus Luftballons Blumen, Herzen usw. formt. Ich lasse ihn, mit den Worten, das er kurz warten soll, stehen und hole für ihn einen roten Luftballon, der zum Herz geformt ist. Weiter geht der ziellose Lauf durch die Stadt. Dann und wann holen wir zur Orientierung die Karte heraus und immer wieder heißt es stehen bleiben, Fotos machen. Es beginnt zu nieseln. Die Füße sind schwer, als hätten wir Blei an ihnen, die Beine ein einziger Schmerz und langsam kommt das Bedürfnis nach Nahrung auf. Heute soll es ein Grieche sein. Da wir gestern an jeder Ecke bei einem Griechen vorbeigekommen sind, wissen wir, welche Richtung wir einschlagen müssen. Was heißt wir?! Ich, typisch Frau, bin total orientierungslos und weiß die meiste Zeit nicht wo wir sind, geschweige denn wo wir lang müssen. Aber zum Glück habe ich einen Mann mit eingebauten Navi. Er führt mich zum Griechen. Endlich sitzen! Nach langem warten blicken wir in die nahezu entsetzten Augen des Kellners, der demonstrativ auf seine Uhr schaut. Es ist 14.45 Uhr und ab 15.00 Uhr hat das Restaurant bis 17.30 Uhr geschlossen. Er gibt uns zu verstehen, dass wir nicht mehr bedient werden und wir die Lokalität verlassen sollen. Und das obwohl an einen anderen Tisch noch ein Pärchen sitzt. Kaum zu glauben kaum. So was ist uns noch nie passiert. Wer nicht will der hat schon. Selber Schuld! Eins steht fest, wenn wir vielleicht in 20 Jahren wieder nach Wien kommen, dann gehen wir ganz bestimmt nicht zu diesen Griechen. Nächster halt ist ein Schnitzelhaus. Das ist zwar nur ein Fast Food Restaurant, aber lecker. Mit der Zunge auf den Boden geht es zurück zum Hotel, damit wir etwas die Füße hochlegen können und ich Ansichtskarten schreiben kann. Heute Abend werden wir zum Rathausplatz, Silvester feiern.
Genug rum gelegen. Es ist 21.00 Uhr und wir machen uns fertig, um zum Platz zu gehen. Wir sind nun auf den Weg und in den Straßen und Gassen wird bereits diverses Feuerwerk in die Luft gejagt. Der Rathausplatz ist sehr gut gefüllt. Wir bahnen uns den Weg, um uns eine Bratwurst zu kaufen. Diese ist lecker, aber total überfettet. Mit Sekt und Glühwein in der Hand lauschen wir einer Robbie Williams Coverband. Es herrscht dichtes Gedränge. Wir fühlen uns wie Ölsardinen. Am liebsten würde ich schreien. Keiner, aber auch wirklich niemand nimmt Rücksicht auf meine Versuche brauchbare Bilder von der Band zu machen. Was dabei am meisten nervt, sind die Leute mit total bescheuert aussehenden Schweinemützen, die ich versuche nicht aufs Bild zu bekommen. Schwierig, schwierig. Auf der anderen Straßenseite spielt eine andere Band. Keine Ahnung wie sie heißt. Trotzdem gehen wir durch die Menschenmasse zur anderen Bühne. Ich spüre jeden Muskel, der sich in meinen Beinen befindet. Mein größter Wunsch, eine Bank zum sitzen.
Eben noch raste die Zeit. Doch langsam gerät sie ins stocken. Die letzten 30 Minuten wollen nicht vergehen. Wir erheben uns von der Bank, um die Straßenseite zu wechseln, damit wir gute Bilder machen können, für den Fall das es ein Feuerwerk ähnlich wie in London gibt. Noch 20, 15, 10, 5 Minuten. Überall werden Raketen in die Luft geschossen. Um uns versammeln sich immer mehr Menschen. Die Hoffnung auf ein kontrolliertes Feuerwerk steigt. Leider ist die Hoffnung vergebens. Es ist sehr schwer, nahezu unmöglich gute Bilder zu machen. In allen Himmelsrichtungen fliegen Raketen in die Luft. Uns ist etwas kalt, die Füße und Beine schmerzen und wir begeben uns auf den Rückweg. Um uns herum Böller, Raketen und Menschen, sehr viele Menschen. Wir schleichen durch die Straßen, in der Hoffnung keinen Böller zwischen die Beine zu bekommen. Leichtsinnig werden die Böller durch die Gegend, auch auf die Straße und zwischen den Autos geschmissen. Ich möchte jetzt kein Auto hier fahren. Wir erreichen unbeschädigt unser Hotel. Für morgen ist das Hundertwasserhaus anvisiert, doch das wird spontan entschieden. Gute Nacht Wien und ein Frohes neues Jahr.
1. Januar 2010
Der Morgen und auch wir erwachen. Mit uns auch der Muskelkater in den Beinen. Jede Bewegung wird mit stöhnen und jammern vollzogen. Eins ist schon mal klar, dass Hundertwasserhaus werden wir nicht sehen. Es gilt jede überflüssige Bewegung zu vermeiden. Eine Dusche wäre jetzt super. Nur leider ist das mit Bewegung verbunden. Lieber noch etwas liegen bleiben. Es hilft nichts, aufstehen und duschen. Aua!!! Runter geht es die vielen Treppen zum Frühstück. Jeder Schritt ist schmerzhaft. Danach müssen wir unbedingt ein paar organisatorische Dinge klären, z.B. ein Taxi zum Flughafen für morgen früh oder besser heute Nacht bestellen lassen. Das Frühstück ist wieder ausgezeichnet. Rauchen und zur Rezeption. Ein Taxi müssen wir gar nicht bestellen. Nach Anruf ist es innerhalb von 4 Minuten da. Kurzer Hand entschließen wir uns doch dazu vorsichtig nach der Entfernung zum Hundertwasserhaus zu fragen. Daran war vorhin zwar nicht zu denken, wie bereits erwähnt, gilt es jede überflüssige Bewegung zu vermeiden, aber den ganzen Tag auf dem Zimmer zu verbringen, könnte langweilig werden. Heute werden wir uns eine Fahrt mit der U‑Bahn gönnen. Schließlich sind wir nicht beim Halbmarathon. Noch einmal tief durchatmen, die letzten Kräfte mobilisieren und hin zur U‑Bahn, die weinige Minuten vom Hotel entfernt ist. Ticket lösen und los geht die Fahrt. Die 5. Station (Landstraße) ist erreicht und wir steigen aus. Zur Standortbestimmung holen wir die Karte raus. Auf zum Hundertwasserhaus. Später, auf den Rückweg, werden wir feststellen, dass wir einen Umweg gelaufen sind, aber das wissen wir jetzt noch nicht. Da ist es, dass Hundertwasserhaus.
Vor 14 Jahren war ich schon mal hier. Ich lasse mich an den Baum fotografieren, an den ich vor 14 Jahren schon stand und ein Bild von mir gemacht wurde. Es kann auch der Baum daneben gewesen sein. Weiß ich nicht mehr genau. Ich werde zu Hause das Bild mal raussuchen. Wie sich zu Hause rausstellen wird, war das genau der Baum, nur das ich damals links und jetzt rechts vom Baum stand. Fotos sind gemacht und es geht weiter. Wohin eigentlich?! Egal, erstmal weiter. Wir laufen und laufen und laufen ziellos durch die Gegend. Einige Zeit ist vergangen und allmählich macht sich Hunger bemerkbar. Da wir gestern beim Griechen rausgeschmissen wurden, wollen wir es heute noch mal versuchen. Natürlich bei einen anderen. Kreuz und quer, auf der Suche nach einem Griechen, laufen wir bis zum Stephansplatz. Meine Beine und Füße schmerzen so sehr das ich am liebsten irgendwo hinsetzen und keinen Schritt mehr machen möchte. Eine Alternative muss her, diese heißt Italiener. Hier ist es verdammt voll und bestimmt mit langen Wartezeiten zu rechnen. Was soll’s, Hauptsache sitzen. Ich kann mich nicht entscheiden, was ich essen möchte. Nach ewigen hin und her entscheide ich mich für die Spaghetti alla Carbonara. Mein Gatte ist sehr erfreut, dass ich endlich gewählt habe. Er hat sich schon lange längst Lasagne ausgesucht. Es dauert ewig bevor jemand an unseren Tisch kommt und wir bestellen können. Kurz darauf kommt die Lasagne. Einige Zeit später auch die Spaghetti. Das ging ganz schön schnell. Überraschenderweise ist das Essen köstlich. Hätte ich nicht erwartet, so schnell wie das ging.
Wir bleiben nach dem Essen noch etwas sitzen, auch wenn die Rechnung längst bezahlt ist, um uns darauf vorzubereiten aufzustehen und loszugehen. Was für ein Schmerzerlebnis. Wir schleppen uns zur U‑Bahn Richtung Hotel. Eine Hürde ist noch zu überwinden, bevor wir die Füße hoch nehmen können, die unzähligen Treppen. Angekommen. Vielleicht werden wir uns heute Abend noch mal dazu aufraffen, um am Imbiss auf der anderen Straßenseite was zum Essen zu holen. Diese Nacht wird kurz werden. Um 2.30 Uhr wird der Wecker klingeln.
Es könnte ja so einfach sein. Ein Stück die Straße hoch, diese überqueren, dann noch mal die Straßenseite wechseln und schon sind wir beim Imbiss. Aber nein, er möchte unbedingt zum Griechen, der einen Fußmarsch von ca. 20 Minuten beansprucht. Und wie sollte es anders sein, wir kommen an und der Grieche hat geschlossen. Also doch zum Imbiss. Es sind 45 Minuten vergangen seitdem wir losgegangen sind, um letztendlich doch beim Imbiss zu landen. Das hätten wir auch einfacher haben können. Die vielen Treppen sind bezwungen, das Essen, was einigermaßen war, gegessen und alles was wir später, also um 2.30 Uhr, nicht brauchen ist in der Reisetasche verstaut. Also Beine hochlegen und versuchen den Muskelkater zu ignorieren.
2. Januar 2010
Was für eine Nacht. Aus unerfindlichen Gründen haben wir sehr schlecht geschlafen. Den Wecker brauchen wir gar nicht, da wir seit 1.45 Uhr wach sind. So haben wir wenigstens genügend Zeit richtig wach zu werden. Es ist 2.45 Uhr und Zeit aufzustehen. Duschen und anziehen. Aufs aufhübschen verzichte ich großzügig. Da ist gerade nichts zu machen bzw. rauszuholen. Dafür bin ich viel zu müde. Wir gehen ein letztes Mal die geschätzten 245 Treppen runter zur Rezeption, auschecken. Das Taxi ist schnell da und wir machen uns auf dem Weg zum Flughafen. Der Taxifahrer scheint mir unkonzentriert. Ständig fummelt er an den Armaturen, kramt in seinen CDs rum und spielt sich an seinen Headset fest. Wir stehen an der Ampel, es wird grün, was er beim rumspielen mit seinen Headset nicht mitbekommt. Dann mache ich ihn wohl mal lieber drauf aufmerksam, bevor es wieder rot wird. Er bedankt sich und wir fahren weiter. Ich schaue ihm über die Schulter und muss feststellen, dass keine Geschwindigkeitsanzeige zu sehen ist, zumindest nicht da, wo sie sein sollte. Woher weiß er wie schnell er fährt?! Am Flughafen angekommen sind wir 35,- € für eine halbe Stunde Taxi fahren los. Das wird kein Hobby von mir werden. Rauchen, kurz orientieren und einchecken. Das geht besonders schnell, es ist nämlich fast nichts los. Der Flughafen schläft noch. Nun sitzen wir vor verschlossener Tür zur Sicherheitskontrolle und die Halle füllt sich zusehends. Die Zeit vergeht, es werden immer mehr Leute, die sich vor der verschlossenen Tür versammeln, aber nichts passiert. Das Flughafenpersonal trifft nach und nach ein und rennt ständig hin und her. Vermutlich bekommen sie Kilometergeld. Endlich! Die Tür zur Sicherheitskontrolle öffnet sich für uns Passagiere. Wird es diesmal bei mir piepen?! Nein!!! Aber bei ihm. Warum auch immer. Es gibt keinen offensichtlichen Grund. Er bekommt einem ausführlichen Bodycheck. Ich muss schmunzeln, da ich ihm ansehe das er wenig begeistert davon ist, wie die Hände des smarten Sunnyboys über seinen Körper streichen. Kaffee, ich komme! Leider muss ich enttäuschend feststellen das außer eine Parfümerie und ein Zeitungsladen noch nichts offen hat. Doch keinen Kaffee. Wie blöd! Wir sitzen nun, mal wieder, und warten darauf, dass das Boarding losgeht. Es ist 5.50 Uhr und laut Boarding-Card müsste jetzt das Boarding beginnen. Es geht aber nicht los. Kann ja auch nicht. Die entsprechenden Mitarbeiter sind noch nicht da oder besser die beiden Damen sind gerade im Anmarsch. Gemütlich schlendern sie zum Schalter und nehmen Platz. Nun wird wohl das Boarding starten. Von wegen, nichts passiert. Die Beiden sitzen an ihren Schalter und quatschen ganz in Ruhe. Meine Laune sinkt zunehmend. Man bedenke, wir sind seit 1.45 Uhr wach, Kaffee hatte ich auch noch keinen und wir sitzen da, warten darauf das es losgeht und die Damen machen keine Anstalten mit dem Boarding zu beginnen. Es gibt nicht einmal eine Information woran es liegt das nichts passiert. Vielleicht können sie aber auch einfach nicht die Uhr lesen. Scheiß Wiener Gemütlichkeit! Kurz nach 6.00 Uhr beginnen sie mit dem, was seit 5.50 Uhr passieren sollte, dem Boarding. Mein Gesicht ist bereits zur Faust geballt und der Morgen ist für mich gelaufen. Der Bus ist gnadenlos überfüllt und wir fahren quer über das ganze Flughafengelände. Die Fahrt will kein Ende nehmen. Der Bus hält. Vermutlich hat der Busfahrer das richtige Flugzeug gefunden. Wir steigen aus und gehen bei strömenden Regen zum hinteren Eingang, so wie es beim Boarding angesagt wurde. Die Passagiere mit den Sitzplätzen ab der Nummer 15 möchten den hinteren Einstieg vom Flugzeug nutzen, um lange Wartezeiten zu vermeiden. So wurde es uns gesagt und weil wir die Plätze 24 A und B haben steuern wir geradewegs auf den hinteren Eingang zu. Jedoch bleibt dieser aus unerklärlichen Gründen geschlossen. Meine Laune hat genau jetzt, hier draußen, vor den verschlossenen hinteren Einstieg, ihren Tiefpunkt erreicht. So gehen wir zum vorderen Einstieg. Es regnet immer noch in strömen und mit der Wartezeit passiert das, was eigentlich vermieden werden sollte, sie verlängert sich unnötig bis wir endlich auf unsere Plätze sitzen. Der Kapitän spricht zu uns. Er entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten, aber die hintere Tür konnte nicht geöffnet werden, weil der Tankvorgang noch nicht beendet war. Was will man dazu noch sagen?! Nächstes Mal sollten sie früher anfangen, wäre mein Vorschlag dazu. Es folgen die üblichen An‑, und Durchsagen und wir heben Richtung Heimat ab. Mach’s gut Wien. Oben angekommen gibt es endlich den Kaffee, welchen ich schon seit Stunden haben wollte. Nach und nach verabschiedet sich die Nacht und der Tag erwacht über den Wolken. Guten Morgen Welt. In ca. 20 Minuten werden wir wieder landen. Kaum sind wir gelandet warte ich auf den üblichen und für mich unerklärlichen Applaus, der dieses Mal aber ausbleibt. Es wird für mich ein ewiges Rätsel bleiben. Ich meine, wir machen auch unseren Job. Bekommen aber keinen Beifall dafür. Das muss man sich mal vorstellen, z.B. mein Gatte. Sein Job ist nicht weniger anstrengend, aber Applaus, wenn er eine Straße, einen Gehweg oder was auch immer fertig gepflastert hat, bekommt er nicht. Und dabei hätte er ihn allemal verdient. Sorgt er doch schließlich für ebene Wege. Wir verlassen das Flugzeug und begeben uns auf den Weg zum Gepäckband. Schnell noch das Handy anschalten, damit mich mein Papa erreichen kann, für den Fall das er versucht anzurufen. Das stehen am Gepäckband ist eine Zerreißprobe für unsere Nerven. Es ist deutlich zu hören, dass die Jungs Spaß beim Gepäck ausladen haben. Währenddessen fangen wir, die genervten Passagiere, an mit den Füßen zu trampeln, sinnbildlich gesprochen. Eine halbe Stunde ist seit der Landung vergangen, meine Mundwinkel befinden sich auf den Weg nach unten, als unsere Reisetasche auf den Förderband zu sehen ist. Besser ist mal. Am Ausgang müssen wir gar nicht lange suchen und ich laufen meinen Papa freudestrahlend in die Arme. Er erzählt uns, dass er sich bei den Fluginformationen, welche ich ihm gegeben habe, verlesen hat und seit 6.35 Uhr (Abflugzeit) auf den Flughafen ist. Blöd gelaufen. Nun gleiten wir wieder durch den Schnee, aber dieses mal in Richtung Heimat. Wir sind zurück.
Schlagworte: Fernweh, Flug, Hundertwasser, Urlaub, Wecker, Wien
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